Gütersloh (epd). Das finanzielle Defizit der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) könnte sich einer Studie zufolge bis 2040 auf fast 50 Milliarden Euro erhöhen. Ab Mitte der 2020er Jahre würden die GKV-Ausgaben die Beitragseinnahmen wieder übersteigen, prognostiziert eine am Mittwoch vorgestellte Studie des Berliner IGES Institutes im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Ende 2018 verfügten die gesetzlichen Krankenkassen über Rücklagen in Höhe von 21 Milliarden Euro.
Um die prognostizierten Ausgabensteigerungen abzudecken, müsse der GKV-Beitragssatz bis 2040 von derzeit 14,6 Prozent schrittweise auf 16,9 Prozent angehoben werden, schreiben die Autoren der Studie. Solle der Beitragssatz nur auf 15 Prozent erhöht werden, müsse der Bundeszuschuss von derzeit 14,5 Milliarden Euro pro Jahr bis 2040 auf 70 Milliarden Euro ansteigen.
Laut der Untersuchung lassen sich die wichtigsten Einflussfaktoren für die Finanzierung der GKV von der Gesundheitspolitik nicht beeinflussen. So spiele etwa die Entwicklung der Beschäftigung und des Einkommens eine große Rolle: Sollten die Löhne und Gehälter weiterhin genauso kräftig steigen wie in den vergangenen zehn Jahren, müsste der Beitragssatz bis 2040 nur auf 15,4 Prozent steigen. "Trotzdem sind die gesundheitspolitischen Instrumente, die die Kosten reduzieren und die Einnahmen verbessern, nicht wirkungslos", erklärte Stefan Etgeton, Gesundheits-Experte der Bertelsmann Stiftung.
Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt der Gesundheitspolitik, der sich abzeichnenden finanziellen Entwicklung in der GKV frühzeitig zu begegnen. Kostendämpfungspolitik habe sich in der Vergangenheit als wirksam erwiesen. Aktuell müssten vor allem ineffiziente Strukturen im stationären Bereich abgebaut werden. Zugleich müssten steigende Beitragssätze dadurch abgemildert werden, dass der Bundeszuschuss schrittweise angehoben werde.