Rom (epd). Bei einem Bootsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa sind mutmaßlich bis zu 30 Flüchtlinge ums Leben gekommen. Die italienische Küstenwache rettete in der Nacht zum Montag nach eigenen Angaben gemeinsam mit der Finanzpolizei 22 Überlebende. Das überfüllte Boot sei aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse und einer plötzlichen Bewegung der Menschen an Bord beim Anblick der sich nähernden Rettungsschiffe gekentert, hieß es.
An der Unglücksstelle sechs Seemeilen von Lampedusa entfernt wurden insgesamt neun Leichen geborgen. Die Küstenwache setzte die Suche nach den übrigen Vermissten mit Hilfe eines Hubschraubers und eines Motorbootes fort. Sie hatte am späten Sonntagabend den Notruf des Boots erhalten, auf dem sich insgesamt rund 50 Flüchtlinge befunden haben sollen. Die Mehrheit von ihnen soll aus Tunesien stammen. Unter den Vermissten sind dem italienischen Rundfunk zufolge acht Kinder.
Die für Lampedusa zuständige Staatsanwaltschaft Agrigent nahm wegen des Bootsunglücks Ermittlungen auf. Staatsanwalt Luigi Patronaggio, der auch die Ermittlungen gegen die deutsche Kapitänin Carola Rackete geleitet hatte, schickte einen Vertreter auf die südlich von Sizilien gelegene Insel. Die Ermittlungen richteten sich zunächst gegen Unbekannt.
"Es kann nicht sein, dass weiterhin wenige Meilen von der Insel entfernt gestorben wird", sagte der Bürgermeister von Lampedusa, Totò Martello. Er forderte die Wiederaufnahme einer systematischen staatlichen Seenotrettung im südlichen Mittelmeer.
Ein Schiff der spanischen Hilfsorganisation Open Arms mit 40 Flüchtlingen an Bord wartete derweil weiter auf eine Genehmigung, in den Hafen der Insel Malta einlaufen zu können. Unter den Flüchtlingen, die in maltesischen Gewässern gerettet worden waren, sind nach Angaben von Open Arms vier Kinder.