Berlin (epd). Obdachlose in Berlin können seit Dienstag wieder Angebote der Kältehilfe nutzen. Noch im Oktober werden 678 Notübernachtungsplätze bereitgehalten, teilte die Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege am Dienstag mit. Die Zahl werde schrittweise angehoben. Im November sollen dann bis zu 1.157 Notschlafplätze für obdachlose Menschen zur Verfügung stehen. Die Kältehilfe läuft bis zum 30. April 2020.
Über das Kältehilfetelefon können Berlinerinnen und Berliner hilfebedürftige, obdachlose Personen melden. Neben den Notschlafplätzen sind im Rahmen der Berliner Kältehilfe auch die Kältebusse der Berliner Stadtmission, der Wärmebus des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) oder die Kälteambulanz der Johanniter-Unfall-Hilfe im Einsatz.
Die Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Barbara Eschen, verwies darauf, dass die Zahl der Notschlafplätze für Obdachlose deutlich angestiegen sei. 2009/10 habe es durchschnittlich 369 Plätze täglich in 17 Notübernachtungen und 17 Notcafés gegeben. 2014/15 waren es 534 Plätze. Im Winter 2017/18 habe es bereits 1.033 Plätze in 28 Notübernachtungen und 15 Nachtcafés gegeben.
Die Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin, Ulrike Kostka, forderte, die Zahl nicht weiter zu erhöhen. "Die rasante Ausweitung der Kältehilfe muss ein Ende haben", sagte Kostka. Die Probleme dürften nicht verschoben werden. "Vorrang muss die Schaffung von Wohnraum sein und nicht die von Notübernachtungen."
In Berlin leben schätzungsweise 6.000 bis 10.000 Obdachlose, rund zwei Drittel von ihnen aus Osteuropa. Zuletzt registrierten ehrenamtliche Helfer eine wachsende Zahl von obdachlosen Flüchtlingen.