Hannover (epd). Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann hält in Zukunft einen Generationenkonflikt zwischen den "Babyboomern" und der "Generation Greta" für möglich. "Der lauert im Moment noch im Untergrund", sagte Hurrelmann der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Dienstag). Der Konflikt zeige sich aber bereits in Klima- und Umweltfragen. "Und das mit deutlichem Akzent gegen die mächtigen Babyboomer, die noch in der Politik, in den Unternehmen, der Wirtschaft, der Kultur das Sagen haben."
Die Zahl der Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen der 1950er und 1960er Jahre werde noch für viele Jahre sehr hoch sein, erläuterte Hurrelmann (75), der als Professor an der Hertie School of Governance in Berlin lehrt. "Es ist eine Frage der Zeit, wann neben der Umwelt- und Klimaproblematik die Fragen der Absicherung, der Renten, der allgemeinen Finanzierung thematisiert werden." Mit der Generation der von Greta Thunberg initiierten "Fridays for Future"-Bewegung gebe es seit langem wieder eine sehr politisierte Jugend.
Beide Generationen dächten politisch und wollten gestalten, sagte der Wissenschaftler. Die "Babyboomer" seien geschult von der Protestkultur der 1968er. Die Jüngeren bezweifelten allerdings, dass die Grundlagen und Ergebnisse der Älteren immer richtig gewesen seien. "Wir kommen nur weiter, wenn wir es schaffen, dass die Generationen sich gegenseitig zu erkennen geben, offen miteinander und auch über ihre Interessen reden", betonte Hurrelmann. Ein Negativbeispiel sei der Brexit in Großbritannien, wo ein Generationenkonflikt das Land spalte.