Bamberg (epd). Die polizeilichen Ermittlungen im Würzburger Kinderporno-Fall sind abgeschlossen und haben Hinweise auf mindestens zehn weitere Tatverdächtige im In- und Ausland ergeben. Nach der Verhaftung eines Logopäden am 20. März in Würzburg haben Ermittler 23.000 Bild- und Videodateien von dessen Rechnern und Datenträgern analysiert, wie die Zentralstelle Cybercrime Bayern bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg am Montag mitteilte. Die Fälle der zehn Verdächtigen seien an die jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften im In- und Ausland abgegeben worden. In 42 weiteren Verfahren werde noch ermittelt.
Auch im Würzburger Fall wurden weitere Details bekannt. Bestätigt wurden als Tatorte zwei Praxen des Logopäden in Würzburg sowie zwei evangelische Kindertagesstätten, in denen der Mann als externer Therapeut tätig war. Die Taten wurden laut Polizei zwischen 2012 und März 2019 begangen. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Ermittlungen waren sieben Jungen unter sechs Jahren betroffen, teils mit schweren körperlichen und geistigen Behinderungen. Dem in Untersuchungshaft sitzenden Logopäden werden insgesamt 78 Einzeltaten zur Last gelegt, 45 davon als schwerer sexueller Missbrauch.
Der beschuldigte 37-jährige Logopäde soll die Jungen nicht nur schwer missbraucht und dabei Kinderpornos angefertigt, sondern das Material auch im Darknet verbreitet haben. Durch die Daten auf seinen Rechnern identifizierten die Ermittler weitere Tatorte sowie Tatverdächtige. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) sagte, die ermittelten Tatverdächtigen hätten in den meisten Fällen darauf vertraut, dass sie das Darknet dauerhaft vor einer Enttarnung schütze. Durch deren Ermittlung habe man weitere Missbrauchsfälle verhindert, sagte Eisenreich.