Dubai, Kabul (epd). Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat am Samstag die Präsidentenwahl in Afghanistan begonnen. In den ersten Stunden gab es mehr als ein Dutzend Explosionen vor Wahllokalen, wie der TV-Sender Tolo News berichtete. Vor einem Wahllokal in Kandahar wurden mindestens 16 Menschen verletzt. Bei einer Explosion in der Stadt Dschalalabad wurden ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt. Größere Anschläge, wie sie die radikal-islamischen Taliban angedroht hatten, blieben jedoch zunächst aus. In der Hauptstadt Kabul waren wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen viele Straßen gesperrt.
Es ist Afghanistans vierte Präsidentenwahl seit dem Sturz der Taliban 2001. Als Favorit gilt Staatschef Aschraf Ghani (70), der sich für eine zweite Amtszeit bewirbt. Sein wichtigster Herausforderer ist Abdullah Abdullah (59), der derzeit den Titel Geschäftsführer der Regierung trägt. Ghani und Abdullah hatten nach der chaotischen Wahl 2014 auf Drängen der USA eine Einheitsregierung gebildet. Insgesamt bewerben sich 16 Kandidaten. Falls keiner die absolute Mehrheit erringt, kommt es zu einer Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten.
Ghani gab in der Amani-Oberschule in Kabul seine Stimme ab. "Ich danke allen Afghanen für ihren Einsatz für die Demokratie und für ein blühendes und eigenständiges Afghanistan", sagte er. Auch Abdullah pries das Engagement der Bürger, die trotz der Drohungen der Taliban ihre Stimmen abgaben.
Mehr als 9,6 Millionen Afghanen sind wahlberechtigt. Nach Angaben der Wahlkommission waren 4.041 Wahllokale geöffnet, mehr als 2.000 blieben aber aus Sicherheitsgründen geschlossen. In 464 Wahllokalen konnte nicht gewählt werden, weil Stimmzettel und anderes Material fehlte. Wegen der Drohungen der Taliban wird mit einer niedrigen Wahlbeteiligung gerechnet. Etwa 72.000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz, um Wähler zu schützen. Etwa die Hälfte des Landes wird von den aufständischen Taliban kontrolliert.