Wiesbaden (epd). Die Zahl der Ermittlungsverfahren zu Fällen von Menschenhandel und Ausbeutung ist im vergangenen Jahr gestiegen. Nach dem vom Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag in Wiesbaden veröffentlichten Bundeslagebild "Menschenhandel und Ausbeutung 2018" ist die Zahl der Verfahren von 340 (2017) auf 386 (2018) um rund 14 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sei der Zahl der Opfer um rund 25 Prozent von 671 auf 503 gesunken.
430 Menschen, vornehmlich Frauen, hat die Polizei im vergangenen Jahr als Opfer sexueller Ausbeutung registriert. Sie stammten am häufigsten aus Deutschland, Bulgarien, Rumänien und Nigeria. Die "Loverboy-Methode" sei dabei bei jedem sechsten Opfer angewendet worden. Hierbei spiele der Täter dem Opfer eine Liebesbeziehung vor, um es emotional abhängig zu machen.
Auch Kinder und Jugendliche sind nach Angaben des BKA in vielen Fällen des Menschenhandels betroffen. So seien im vergangenen Jahr 172 minderjährige Opfer registriert worden. Um gegen solche Fälle verstärkt vorzugehen, habe das BKA gemeinsam mit der Europäischen Kommission und dem Österreichischen Bundeskriminalamt 2018 das Projekt "THB Liberi" gestartet.
Eine Ursache für die höhere Zahl der Ermittlungsverfahren sei eine 2016 eingeführte Reform von strafrechtlichen Regelungen gewesen. Nach dieser Reform hätten die Verfahren in dem Bereich "Ausbeutung bei der Begehung von Straftaten" zugenommen. 2017 habe es kein solches Verfahren gegeben, 2018 dagegen sieben.