- Konzept-Künstler Manfred Stumpf will ein Gleichnis von Jesus vor die EZB stellen.
- Der Professor hofft darauf, dass die Kirchen sich finanziell beteiligen.
- Das Kunstwerk soll im Jahr 2021 pünktlich zum Ökumenischen Kirchentag stehen – und ein Gang durch das Nadelöhr macht Passanten das Evangelium „erfahrbar“.
23 Meter hoch soll die Nadel aus Stahl gegenüber der Europäischen Zentralbank in die Luft ragen, vor deren Öhr ein Kamel aus Bronze sitzen wird. Die Nadel selbst soll, von oben betrachtet, wie eine umgedrehte Palme aussehen – und symbolisiert damit den Baum des Lebens; oder auch das Reich Gottes, die Ewigkeit.
Sein Kunstwerk soll begehbar und somit erfahrbar werden. Manfred Stumpf hofft, dass es Menschen, die daran vorbeigehen, zum Nachdenken anregt. "Kunst war schon immer ein Mittel der Menschen, Transzendenz zu erfahren", sagt Stumpf. Er sagt, er wolle sich selbst mit seiner Arbeit mental so konditionieren, dass er ein besserer Mensch werde. Eine Reflexion der biblischen Botschaft in der Kunst, könne dazu einen Teil beitragen.
Der Paul-Arnsberg-Platz, der an einer zentralen U-Bahn-Station im Stadtteil Ostend von Frankfurt liegt, wird von der Stadt momentan neu gestaltet. Pendler auf dem Weg von der U-Bahn Richtung EZB laufen über den Platz - und könnten zukünftig täglich die Abkürzung durch das Nadelöhr nehmen.
Manfred Stumpf ist zuversichtlich, dass Jesu Gleichnis dort bis 2021 stehen könnte. Er hat bereits positive Rückmeldungen der Ämter und einer Bürgerinitiative bekommen. „Nun bin ich im Gespräch mit der evangelischen und katholischen Kirche, ob sie sich auch finanziell beteiligen möchten“, sagt Stumpf, der findet, dass die Kirche, die die Skulptur auch für Aktionen nutzen könnte, die richtige Heimat für dieses Kunstwerk sein könnte.
Eine biblisches Gleichnis im öffentlichen Raum
Das Gleichnis enthalte schließlich eine politisch gewaltige Aussage - Jesus sagt darin, dass er der Messias sei; die Menschen, die ihm nachfolgten, kämen in das Reich Gottes:
Jesus spricht (Markus 10,17-27) mit einem jungen Mann, der ihn fragt, wie er in das Reich Gottes gelangen kann. Jesus antwortet dem Mann, der wohlhabend ist, er solle alle seine Besitztümer abgeben und ihm folgen. Der Mann geht traurig weg und Jesus spricht zu seinen Jüngern das Gleichnis: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“
2021 ist für die evangelische und katholische Kirche ein besonderes Jahr, weil der Ökumenische Kirchentag zu Gast in der Stadt Frankfurt ist. Die Planungen für das fünftägige christliche Festival haben bereits begonnen.
Die Skulptur „Kamel und Nadelöhr“ könnte für den Ökumenischen Kirchentag etwas sein, das auch nach dem Fest bleibt. Sie verkündet einen Teil des Evangeliums, an dem sich gesellschaftliche Herausforderungen, wie Reichtum und Armut, der Umgang und die Verantwortung für knappe Ressourcen, in besonderem Maße diskutieren lassen.
Seit seinem 27. Lebensjahr erarbeitet der heute 62-jährige Stumpf seine Werke auf Grundlage des ikonischen Bildes eines Reiters auf einem Esel, der, mit einem Palmwedel in der Hand durch ein Tor reitet - Jesu Einzug in Jerusalem. Für Stumpf ist die "Kamel und Nadel"-Installation wie eine Vollendung seines Gesamtkunstwerkes.
Zusätzlich fügt sich die Skulptur für Manfred Stumpf in einen gesamteuropäischen Zusammenhang. Es gibt bereits eine Nadel in Belfast, die „Spire of Light – Turm des Lichts“ und eine in Dublin, die Spire of Hope – Turm der Hoffnung“. Eine weitere Nadel soll auf das Dach von Notre-Dame in Paris gesetzt werden. Mit Frankfurts „Spire of Life – Turm des Lebens“, so der Arbeitstitel der Skulptur, hätten dann vier europäische Hauptstädte eine Nadel.