Der Robert Geisendörfer Preis 2019 ist der evangelischen Medienpreis.
© Verena Brüning
Die feierliche Preisverleihung des Geisendörfer Preises fand am 26. September in Zusammenarbeit mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) im Haus des Rundfunks in Berlin statt.
Robert-Geisendörfer-Preise in Berlin verliehen
Insgesamt sechs Fernseh- und Hörfunkproduktionen sind im Berliner Haus des Rundfunks mit dem diesjährigen Robert Geisendörfer Preis ausgezeichnet worden. Darüber hinaus wurde "funk" von ARD und ZDF mit dem Sonderpreis geehrt.

Alleine geht es nicht. Das war ein roter Faden, der sich durch den ganzen Abend der Geisendörfer-Preisverleihung in Berlin zog. Nicht in Brandenburg und nicht in der Sahelzone, einer der ärmsten Gegenden der Welt. Autor Martin Durm hat die Flüchtlingslager in Tschad besucht und für den SWR daraus eine Radio-Reportage gemacht. Dort leben Menschen, denen sonst keiner zuhört. Es sei die "gottverlassenste Gegend", die er je besucht habe, sagte Durm bei der Preisverleihung. Die Menschen dort flüchteten entweder nach Süden in die afrikanischen Megastädte oder versuchten, der Not nach Norden über das Mittelmeer zu entkommen. Die Sahelzone habe ihn ratlos zurückgelassen, erzählte Durm dem versammelten Publikum. Denn die Flüchtlingslager seien letztlich aussichtslos. Aber wenn Europa seine Hilfe dort abziehe, "verrecken die Menschen dort".

Martin Durm (Autor) und Maidon Bader (Regie), Preisträger Hörfunk für "??Endstation Sahel".

Das ändert aber nichts daran, dass einige Menschen in Deutschland mindestens "flüchtlingsskeptisch" sind. So sagen es die Menschen, die die Dokumentarfilmerin Birgit Wärnke in ihrem Heimatdorf in Brandenburg getroffen hat. Seit Jahren lebt sie in Hamburg, hat sich aber für ihre Fernsehdokumentation "Zurück im Osten" in ihr Heimatdorf begeben. Dort hat sie ihre Familie und alte Freunde getroffen, die sich alleingelassen fühlen. Die Politik höre ihnen nicht zu, sagen sie, mehr Bürgernähe wäre gut. Birgit Wärnke hat sich seit der Bundestagswahl 2017 auf diese Gespräche eingelassen. Bei der Geisendörfer-Preisverleihung in Berlin sagt sie: "Wenn wir als Journalisten mit AfD-Wählern und Rechten nicht mehr reden, nehmen wir in Kauf, dass sie es bleiben."

"Stimme leihen für die Sprachlosen" ist eine der Aufgaben, die Robert Geisendörfer der evangelischen Publizistik ins Stammbuch geschrieben hat. Allen Preisträgern der Hauptpreise des Robert-Geisendörfer-Preises 2019 ist das ausnehmend gut gelungen.

Die Jury unter Leitung des Vorsitzenden, Kirchenpräsident Volker Jung, zeichnete die Preisträger des Geisendörfer Preises 2019 mit insgesamt sechs Produktionen und einem Sonderpreis aus. Durch den Abend führte chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott.

Für das Hörfunk-Feature "Endstation Sahel?" wurden Autor Martin Durm und Regisseurin Maidon Bader ausgezeichnet. Das Radiostück führt zu den Menschen, die in den Flüchtlingslagern des Tschad gestrandet oder dorthin geflohen sind, produziert von SWR2.

Vom Bayerischen Rundfunk wurde die Reportage "Die gefallenen Mädchen" ausgezeichnet. Christiane Hawranek und Nadine Ahr berichten von der beschämenden Welt des Handels mit Kindern unverheirateter Mütter, von verbohrten Eltern, eingeschüchterten jungen Frauen, von Familienschande, Geldmacherei und unverhohlener Verachtung gegenüber ledigen Müttern noch in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ein Beitrag, der ganz im Sinne Robert Geisendörfers den Stummen eine Stimme leiht.

Der Fernsehfilm "See You" berichtet von der blinden Studentin Mara, die selbstbestimmt in Marburg lebt und ihre Zukunft mit großer Energie und Lebensfreude gestaltet. Die Jury würdigt ausdrücklich das langjährige Engagement des Senders ZDF73sat und der zuständigen Redakteurin Katya Mader in der Dokumentarfilmreihe "Ab 18!", die aus der Lebenswelt der 18- bis 28-Jährigen berichtet.

In der Reportage "Zurück im Osten", ein Beitrag des NDR-Magazins "Panorama", kommt Birgit Wärnke mit den Menschen in ihrer alten Heimat in Brandenburg neu ins Gespräch darüber, was sie von der Gesellschaft erwarten.

Die "Regentrude" und "Trudes Tier" im Kinderprogramm ausgezeichnet

Die Jury "Kinderprogramme" hat zwei Trickfilme aus der Reihe "Trudes Tier", zu sehen in der WDR-"Sendung mit der Maus", prämiert. Sie seien Beispiele dafür, wie auch mit unterhaltsamen Elementen Wissen und Empathie vermittelt werden könne. Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Produktion "Das Märchen von der Regentrude" des NDR. Leonie Bongartz' Adaption von Theodor Storms Märchen zeichne sich durch eine Form der Modernisierung aus, die dem Geist der Vorlage treu bleibe, die Geschichte aber auch durch Witz und Ironie ergänze, so die Begründung.

Auch diese Produktionen hätten allein nie gestemmt werden können, betonten die Preisempfänger in ihren Dankesreden. Gute Inhalte sind meistens Teamwork.

Exemplarische publizistische Leistung für "funk"

Niemand machte das so deutlich wie Sophie Burkhardt und Florian Hager, die den Sonderpreis für "Exemplarische publizistische Leistung" bekamen. Sie leiten "funk", das gemeinsame Content-Netzwerk von ARD und ZDF und wurden für ihre Leistung bei der Konzeption und dem Aufbau des Content-Netzwerkes ausgezeichnet. Nach der unterhaltsamen Laudatio von Radio-Bremen-Intendantin Yvette Gerner per kreativer Videobotschaft brachten Hager und Burkhardt ihr ganzes Start-Team mit auf die Bühne.

Burkhardt forderte alle Medienhäuser auf, den kreativen jungen Menschen Raum für ihre Ideen zu geben. Dabei solle man die Definition von "jung" nicht zu weit ausdehnen. "Man wird sehr schnell und sehr lang 'jung' genannt", sagte Burkhardt, geboren 1982, und warnte davor, die großartigen jungen Menschen "an den Kindertischen" sitzen zu lassen. Die besten Ideen für Formate und Ideen entstünden, wenn sie von den Machern selbst kommen.

Moderiert wurde die Preisverleihung im Berliner Haus des Rundfunks von chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott. Der Robert Geisendörfer Preis wird seit 1983 jährlich im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer (1910-1976) verliehen. Ausgezeichnet werden Hörfunk- und Fernsehsendungen aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Mit dem Sonderpreis wird jeweils eine exemplarische publizistische oder künstlerische Leistung gewürdigt. Die Preise sind mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Der Sonderpreis ist undotiert.

Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), das die Preisverleihung organisiert, ist die zentrale Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen.