Klimastreik
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Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm mischte sich in München unter die Demonstranten
"Jeder von uns kann etwas voranbringen"
Hunderttausende Menschen demonstrieren in deutschen Städten für den Klimaschutz. Auch Kirchenvertreter sind unter ihnen.
20.09.2019
epd
zusammengestellt von Jörg Echtler

Hunderttausende Menschen sind in Deutschland für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. In Berlin folgten mehrere Zehntausend Demonstranten einem Aufruf der Bewegung "Fridays for Future". In Hamburg sprach die Polizei von rund 50.000 Teilnehmern. In München demonstrieren nach Polizeiangaben etwa 25.000 Klimaschützer. In Düsseldorf waren den Veranstaltern zufolge 8.000 bis 10.000 Demonstranten auf der Straße, in Münster rund 20.000.

Auf dem Königsplatz in München kamen mehr als 25.000 Menschen zusammen. Die Kirche thematisiere die Bewahrung der Schöpfung seit mehr als 30 Jahren, sagte der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. Er freue sich, dass junge Leute das Thema endlich in eine breite Öffentlichkeit bringen: "Wenn wir das Klima retten wollen, muss sich etwas ändern. Jeder von uns kann etwas voranbringen, aber dazu müssen die politischen Rahmenbedingungen stimmen." Er erwarte, dass die Klima-Vereinbarung von Paris, die in mühsamen Verhandlungen getroffen wurde, national überall umgesetzt werden: "Es gibt kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem."

Bewahrung der Schöpfung

Rund 23.000 Jugendliche und Erwachsene haben am Freitag in Hannover nach Polizeiangaben für den Klimaschutz demonstriert. Unter ihnen war auch der evangelische Landesbischof Ralf Meister. Er ermutigte die Jugendlichen, weiter zu protestieren. "Eine von euch hat mir neulich gesagt: 'Du gehörst zu einer Generation, die es verkackt hat'", sagte er und stimmte der Kritik zu: Seine Generation habe zu lange ignoriert, was auf dem Spiel stehe. Dem Streik hat sich auch die Landessynode der Nordkirche in Lübeck-Travemünde angeschlossen. Zeitgleich zum Start der globalen Klima-Demonstrationen legten die Kirchenparlamentarier kurz vor 12 Uhr die Arbeit für eine Klima-Andacht nieder. Bereits am Vortag hatte die Synode die Fortschreibung ihres Klimaschutzgesetzes von 2015 und 2017 diskutiert. Die Nordkirche will demnach bis 2050 klimaneutral aufgestellt sein.

"Für uns Christen ist es eine wichtige Aufgabe, Gottes Schöpfung zu bewahren. Dies hat schon in den 80 Jahren im 'konziliaren Prozess' für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eine zentrale Rolle gespielt", erklärte der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer in Erfurt. Er finde es gut, dass jetzt auch die Erwachsenen an den Demonstrationen teilnehmen würden. Es reiche nicht, von den Politikern Lösungen zu erwarten, "sondern jeder von uns ist gefordert, einen umweltverträglichen Lebensstil zu führen", betonte er. "Die Bewahrung der Schöpfung ist eines der Grundanliegen der christlichen Kirchen", betonte Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing, der an einem Friedensgebet in der Kreuzkirche Dresden teilnahm. Die Jugendbewegung "Fridays for Future" sei ein "sehr positives Zeichen", so Rentzing. Es brauche eine "positive Einstellung zu dieser Welt, eine konstruktive". Er halte es für wichtig, dass die Generationen darüber miteinander im Gespräch bleiben.

Mehr als 100.000 Menschen sind in Berlin dem Aufruf von "Fridays for Future" zum Klimastreik gefolgt.

Solidargemeinschaft für das Leben

"Wir brauchen eine gemeinsame Stimme, die sich nachhaltig Gehör verschafft, die weltweit Politik und Wirtschaft beeindruckt", sagte die pfälzische Oberkirchenrätin Dorothee Wüst bei einer Andacht in Kaiserslautern. Längst genüge es nicht mehr, hier und da ein wenig nachzubessern. Schnell und nachhaltig müsse Wesentliches geschehen in Wirtschaft und Politik. Das hätten die jungen Menschen erkannt, die für ihre Zukunft auf die Straße gingen und mit denen gemeinsam es an diesem 20. September viele Menschen täten. Aus all den kleinen Schritten für den Klimaschutz könne eine große Bewegung werden, eine Solidargemeinschaft für das Leben, so Wüst, die in der pfälzischen Landeskirche für Umweltfragen zuständig ist.

Anlass für die Kundgebungen für eine Ausweitung des Klimaschutzes war der bevorstehende Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York. Die Organisatoren der deutschen Proteste wollten zudem ein Signal an das Klimakabinett in Berlin senden, das zeitgleich sein Paket zum Klimaschutz vorstellen wollte.

Deutschlandweit waren Aktionen in mehr als 500 Städten geplant. Unterstützt werden die Proteste von mehr als 200 Organisationen, Initiativen und Akteuren wie Umweltschutzverbänden, Kirchen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen. In vielen Städten läuteten Kirchenglocken, um die Proteste zu unterstützen. Die Demonstranten forderten die Einhaltung der Pariser Klimaziele, also eine Begrenzung der Erderwärmung unter 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Die "Fridays for Future"-Bewegung verlangt deshalb einen raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und eine schnelle Bepreisung von Kohlendioxid-Emissionen.