Frankfurt a.M., Jakarta (epd). Im Kampf gegen Kinderehen hat Indonesien beschlossen, das Mindestheiratsalter für Mädchen von 16 auf 19 Jahre anzuheben. Wie die Tageszeitung "Jakarta Post" am Mittwoch berichtete, wurde damit das bis dahin geltende Ehegesetz aus dem Jahr 1974 revidiert. Gegen den Parlamentsbeschluss vom Wochenbeginn haben nur zwei islamische Parteien gestimmt, die das weibliche Mindestalter für Eheschließungen lediglich auf 18 Jahre anheben wollten. Die Gesetzesänderung wird voraussichtlich im kommenden Monat in Kraft treten.
Menschenrechtler und Kinderrechtsorganisationen begrüßten den Schritt: "Wir sind sehr froh über diese wichtige Änderung, für die wir uns seit langem politisch wie gesellschaftlich eingesetzt haben", sagte der Leiter der SOS-Kinderdörfer in Indonesien, Gregor Nitihardjo. Wie die Organisation erklärte, wird in Indonesien im Schnitt eines von vier Mädchen minderjährig verheiratet, viele sogar unter 16 Jahren. Jährlich seien das offiziellen Angaben zufolge etwa 340.000 Mädchen.
Als Gründe für Kinderehen nannte das UN-Kinderhilfswerk Unicef Armut, soziale Normen und religiöse Vorstellungen. Die frühen Heiraten führten dazu, dass die Mädchen sehr jung schwanger würden. Dies erhöhe das Risiko, dass sie Babys mit Untergewicht zur Welt bringen oder durch Komplikationen bei Schwangerschaft oder Geburt sterben.
Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Um die 90 Prozent der etwa 270 Millionen Einwohner bekennen sich zum Islam. Laut Gregor Nitihardjo von den SOS-Kinderdörfern verschwinden Kinderehen wohl nicht sofort: Entscheidend sei, das Gesetz auch umzusetzen und die Menschen aufzuklären.