Berlin (epd). Die Mehrheit der Flüchtlinge schließt Integrationskurse einer Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zufolge erfolgreich ab. Anstrengungen sind allerdings noch bei der Förderung von Analphabeten nötig, wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Zwischenbericht zur Evaluation dieses Förderangebots hervorgeht. Nach Abschluss eines Kurses schätzen demnach 61 Prozent ihre Deutschkenntnisse als gut oder sehr gut ein. Bei jenen, die keinen solchen Kurs besucht haben, seien es lediglich 17 Prozent.
Nach Angaben der Soziologin und Bamf-Forscherin Anna Tissot haben früher überwiegend Migranten aus Staaten der Europäischen Union an Integrationskursen teilgenommen. Inzwischen sind es überwiegend Flüchtlinge, bei denen es häufiger Probleme gebe, die eine Teilnahme behindern könnten. Als Beispiele nannte sie Traumata, ein niedrigeres Bildungsniveau, Analphabetismus oder die Trennung von der Familie. Während nach Erkenntnissen des Bamf zudem am Anfang der Fluchtbewegung etwa Syrer nach Deutschland kamen, die höher qualifiziert waren, hätten nun viele geringere Qualifikationen. Etwa 30 Prozent der neuen Kurse seien derzeit Alphabetisierungskurse.
Der Anteil jener, die zu Beginn noch keinen Buchstaben kannten und die nach einem Alphabetisierungskurs das Niveau B1 erreichten, sei von 23 Prozent im August 2017 auf 14 Prozent im August 2019 gesunken. Rechne man das Niveau A2 hinzu, hätten 67 Prozent im Jahr 2017 den Kurs erfolgreich abgeschlossen und 54 Prozent im Jahr 2019. Beim allgemeinen Integrationskurs - also für jene, die schon lesen und schreiben konnten - sei das Niveau stabil geblieben. Das Niveau A2 bedeutet, dass sich die Menschen in Routine-Situationen mit einfachen Sätzen verständigen können. Beim Niveau B1 können sie schon viele Situationen gut bewältigen und zusammenhängende Geschichten erzählen. Soziologin Tissot sagte, dass es bei Alphabetisierungskursen als Erfolg gelte, wenn die Teilnehmer das Niveau A2 erreichten.
Laut Evaluierung nehmen auch bestimmte Flüchtlingsgruppen seltener an Integrationskursen teil: Es handele sich um jene, die noch nicht lange in Deutschland leben, um Menschen mit niedrigem Bildungsniveau sowie um Frauen, die kleine Kinder zu betreuen haben. Bei der Kinderbetreuung sollen den Angaben nach weitere Anstrengungen vorgenommen werden.
Der Integrationskurs soll Zugewanderte in die Lage versetzen, im Alltag zurecht zu kommen. 2018 besuchten laut Bamf mehr als 200.000 Menschen erstmalig einen der rund 14.500 neu gestarteten Integrationskurse: gut 68 Prozent besuchten einen allgemeinen Integrationskurs (68,3 Prozent), rund 22 Prozent einen Alphabetisierungskurs (22,2 Prozent).