Hannover, Berlin (epd). Psychische Störungen führen einem Zeitungsbericht zufolge in Deutschland häufig zum Bezug von Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Im vergangenen Jahr waren bundesweit 71.319 Fälle, in denen erstmals eine Erwerbsminderungsrente gezahlt wurde, auf psychische Störungen zurückzuführen, wie das "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Sonnabend) berichtete. Das entspricht im Bundesschnitt einem Anteil von 42,9 Prozent. Das "RedaktionsNetzwerk" beruft sich dabei auf eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion.
In Berlin war der Anteil mit 51,1 Prozent so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. In Schleswig-Holstein waren es 45,6 Prozent, in Niedersachsen 44,2 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern 44,9 Prozent, Nordrhein-Westfalen 44,1 Prozent, in Brandenburg 39,0 Prozent sowie in Sachsen-Anhalt 34,9 Prozent.
Laut Arbeitsministerium führten im vergangenen Jahr besonders häufig Depressionen zur erstmaligen Zahlung einer Erwerbsminderungsrente. Dabei ging es in 21.455 Fällen um mehr oder weniger dauerhafte Depressionen und in 9.623 Fällen um eine vorübergehende Depression. In 6.206 Fällen führten psychosomatische Störungen zu einer neuen Erwerbsminderungsrente.
Insgesamt gab es in Deutschland 2018 rund 1,8 Millionen Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Als volle Erwerbsminderung gilt, wenn das Leistungsvermögen des Betroffenen weniger als drei Stunden Arbeit pro Tag beträgt. Trotz des Hereinwachsens der geburtenstarken Jahrgänge ins Hauptrisikoalter für Erwerbsminderung sei die Zahl der Neufälle rückläufig, hieß es aus dem Arbeitsministerium.
Psychische Störungen seien seit Jahren "führende Bewilligungsdiagnosen" für Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Es gebe ein verändertes "Hilfesucheverhalten" bei psychischen Erkrankungen, erläuterte das Ministerium. Ärztliche und psychotherapeutische Leistungsangebote würden frühzeitiger in Anspruch genommen.