Potsdam/Berlin (epd). Der evangelische Bischof Markus Dröge hat den Ausgang der Landtagswahl in Brandenburg als klaren Auftrag zum Dialog mit enttäuschten Bürgern und zur Problemlösung gewertet. Das hohe Stimmungsergebnis für die AfD sei "eine echte Problemanzeige für das Lebensgefühl in Brandenburg", sagte er am Sonntagabend auf epd-Anfrage. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zeigte sich zugleich erleichtert darüber, dass das Ergebnis der Landtagswahl eine Koalition der vernünftigen und zur Demokratie stehenden Parteien ermögliche.
Die politisch Handelnden seien nun allerdings in der Pflicht, die Frustrierten und Protestwähler zurückzuholen. Dazu müssten elementare Fragen der Daseinsvorsorge in den Blick genommen werden, wie der öffentliche Nahverkehr, die Internetversorgung oder das Angebot an Ärzten. Auch am unumgänglichen Strukturwandel in der Lausitz müsse zügig gearbeitet werden. Mit Blick auf von der DDR-Bürgerrechtsbewegung entlehnte Wahlkampfparolen der AfD sagte der Bischof, die Wende werde erst dann vollendet, "wenn die Protestwähler wieder Vertrauen in die Demokratie finden" und die Verteidigung der Menschenrechte unterstützten.
Die Rolle der Kirchen nach der Landtagswahl in Brandenburg sieht Dröge in einem noch stärkeren gesellschaftlichen Engagement. Trotz des Schrumpfungsprozesses verfügten die Kirchen über das dichteste Netz in der Fläche des Landes. Diese Ressourcen müssten noch stärker für Dialog und Verständigung genutzt werden, etwa durch die Profilierung von Dorfkirchen auch als Gemeinwesen-orientierte Dorfzentren. Darüber hinaus bleibe es der Auftrag von Kirche, klar die Stimmen zu erheben gegen Menschenfeindlichkeit und für den Zusammenhalt der Gesellschaft.