Frankfurt a.M., Köln (epd). Die Mieter in deutschen Großstädten haben weniger Platz zum Wohnen als noch vor einigen Jahren. Die bewohnte Fläche von Mietern in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern ging innerhalb eines Jahrzehnts von 54 auf 51 Quadratmeter je Kopf zurück, wie eine am Sonntag veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung zeigt.
Trotz steigender Mieten in den deutschen Großstädten sei aber die Mietkostenbelastung, also der Anteil der Mietkosten am Haushaltsnettoeinkommen, seit Mitte der 2000er Jahre relativ konstant, teilte das IW am Sonntag mit. Über die Studie hatte zuerst die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtet.
Gemessen am Einkommen geben die Bundesbürger laut Studie nicht mehr Geld für ihre Wohnung aus als vor 20 Jahren. Seit den 2000er Jahren liege die Mietkostenbelastung bei knapp unter 30 Prozent. Allerdings mussten die einkommensschwächsten 20 Prozent der Mieterhaushalte 2017 laut IW mehr als 40 Prozent ihres Nettohaushaltseinkommens für die Kaltmiete zahlen. Eine Entspannung für diese Gruppe sei nicht zu erkennen, hieß es. Außerdem wohnten sie enger als die einkommensstarken Haushalte.
Sowohl der Wohnflächenkonsum als auch die Durchschnittsgröße von neuen Wohnungen sinken den Angaben zufolge seit einiger Zeit. Zudem komme es auch zum sogenannten "Crowding-Phänomen": Die Anzahl der Bewohner einer Wohnung ist höher als die Anzahl der Räume. Dies galt laut Studie 2017 für 7,3 Prozent der Mieterhaushalte in Großstädten, 2010 waren es nur 5,0 Prozent.
Die derzeit hohe Nachfrage nach Wohnungen könne kaum eine Großstadt befriedigen, hieß es. Zudem deckten neu gebaute Wohnungen oftmals nur einen bestimmten Teil der Nachfrage: Besonders große und entsprechend teurere Wohnungen würden neu vermietet. Der überwiegende Teil der Wohnungssuchenden könne sich diese Angebote nicht leisten. "Um das Problem in den Griff zu bekommen, muss in den Großstädten und Ballungsräumen mehr adäquater Wohnraum geschaffen werden", sagte IW-Immobilienexperte Pekka Sagner.
Die Daten für die Studie stammen aus dem Sozio-oekonomischen Panel, einer jährlichen Umfrage unter mehr als 30.000 Menschen in Deutschland. Die Zahlen sind laut Bericht bedarfsgewichtet, das heißt: Die Forscher berücksichtigen, dass ein Vier-Personen-Haushalt für den gleichen Lebensstandard nicht die vierfache Fläche braucht wie ein Single-Haushalt.
epd jup