Auf Ihrer Webseite steht, dass Sie Evangelist, Bauchredner und Entertainer sind. Was heißt das genau?
Sebastian Rochlitzer: Für mich sind das Begriffe, die versuchen zu umrahmen, was ich beruflich tue. Das ist aber nicht direkt eine Berufsbezeichnung. Meine Arbeit ist darauf ausgelegt, Menschen neu vom Glauben zu begeistern oder mit dem Glauben anzustecken. Außerdem bin ich Bauchredner. Und Entertainer – oder Kleinkünstler – steht für alles, was noch dazu kommt, mit Jonglage und Musik und so weiter.
An wen richten sich Ihre Angebote?
Rochlitzer: Ich sehe da vor allem zwei Zielgruppen: Das eine sind Menschen, die in einer Gemeinde stark oder weniger stark verankert sind, aber auf jeden Fall schon Teil davon sind. Und das andere sind Menschen, die zumindest eine Offenheit besitzen, sich mit Glaubensthemen auseinanderzusetzen. Ich glaube weniger, dass meine Angebote bei Menschen auf Interesse stoßen, die dem Christentum eher kritisch gegenüberstehen.
Ist es Ihnen schon passiert, dass Leute gar nicht gut finden, was Sie machen?
Rochlitzer: Bis jetzt eher nicht. Wenn die Menschen, denen ich vor Ort begegne, Glaubensinhalten kritisch gegenüberstehen, haben sie meistens trotzdem Respekt vor der künstlerischen Leistung. Deshalb ist es mit vielen ein sehr angenehmes Reden. Aber ich habe auch schon erlebt, dass Menschen es generell falsch finden, wenn Kinder an religiöse Inhalte herangeführt werden. Da lässt es sich dann nur schwer miteinander reden.
Ich begegne den Menschen aber höflich und versuche erstmal, es so stehen zu lassen und zu gucken, ob sich ein gutes Gespräch daraus ergibt. Manchmal schaue ich auch, ob ich ihrer Kritik vielleicht argumentativ begegnen und ihnen erklären kann, wieso ich manche Sachen anders sehe.
"Ich möchte Kindern zutrauen, über die wirklich großen Lebens- und Glaubensfragen nachzudenken"
In Ihrem Buch steht, dass Sie Kinder in ihrem Glauben ermutigen und herausfordern wollen. Wie machen Sie das?
Rochlitzer: Ich möchte Kindern zutrauen, über die wirklich großen Lebens- und Glaubensfragen nachzudenken. Und dass sie Antworten finden können, auch wenn es mit ihrer Kinder-Sicht auf die Dinge ist. Manche fragen, ob sie mit Kindern schon über solche schwierigen Sachen sprechen können, zum Beispiel über Sterben und Tod. Ich denke, dass es ganz wichtig ist, Kindern hier eine Plattform zu bieten, damit sie ehrlich darüber reden können.
Während meines Religionspädagogik-Studiums ist mir das sehr wichtig geworden: Man darf Bibelgeschichten oder Glaubensinhalte an Kinder herantragen – nicht mit dem Anspruch, dass sie alles Bejahen müssen. Sie dürfen gern kritisch sein und Fragen haben, denn nur so kann eine ehrliche und tiefe Auseinandersetzung mit den Inhalten geschehen.
Außerdem gibt es in Kirchengemeinden nur einige Plattformen, wo Kinder und Eltern gemeinsam Glauben erleben können – ein klassisches Format dafür sind Familiengottesdienste. Diese finden aber nicht allzu häufig statt und es macht ja auch Sinn, die Altersgruppen zu trennen, um spezifisch mit ihnen zu arbeiten.
Wenn der Glaube im Familienalltag jedoch keine große Rolle spielt, erleben Kinder diesen vor allem getrennt von ihren Eltern, etwa im Religionsunterricht oder im Kindergottesdienst. Mir ist es deshalb ein Anliegen, dass Eltern ihren Glauben auch zu Hause leben, indem sie etwa mit den Kindern beten oder eine kleine Familienandacht vor dem zu Bett gehen machen. Ich möchte dazu ermutigen, dass die Familie der erste Ort ist, an dem Kinder Glaube erleben.
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Im Buch sind auch Ausmalbilder zu den Bibelgeschichten auf der CD. Wofür sind die da?
Rochlitzer: Die Ausmalbilder sind für die Kleineren gedacht. Die Bildbetrachtung ist ja eine legitime Methode in der Religionspädagogik: Indem man schaut, wie das Bild aufgebaut ist, kann man die Geschichte vertiefen und sich noch einmal intensiver mit der Bibelgeschichte auseinandersetzen.
Wer ist Ulfie?
Rochlitzer: Was genau Ulfie ist, kann ich auch nicht so genau sagen. Ulfie ist halt Ulfie. Vor vier Jahren ist er aus einem Ei in meinem Wohnzimmer geschlüpft: Er ist ein blaues, flauschiges, sockenfressendes Ungeheuer. Seitdem sind wir zusammen unterwegs – und das macht mir wirklich große Freude.
"Ulfie's Andersartigkeit ist seine Stärke"
Welche Aufgabe übernimmt Ulfie in Ihrem Programm?
Rochlitzer: Weil Ulfie erst vor vier Jahren bei mir aufgetaucht ist, ist er mit Glaubensinhalten weniger vertraut als ich. Deswegen darf er Fragen stellen, die vielleicht auch mal provokant oder lustig sind, und er darf Quatsch machen – all das, was Kinder sich vielleicht auch fragen oder auch gerne machen würden. Ulfie darf das alles tun. Dadurch wird er zur Identifikationsfigur, vor allem für die Kinder, aber auch immer mehr für die Erwachsenen im Publikum, wie ich merke.
Ulfie zeichnet sich auch dadurch aus, dass er meistens etwas ganz lieb meint, aber in ein Fettnäpfchen tritt, weil er es nicht besser wusste. Wenn Ulfie mir zum Beispiel Abendbrot machen will und eine Socken-Suppe kocht, dann wundert er sich, warum ich damit nichts anfangen kann und das nicht gut finde. Und dann müssen wir halt darüber reden.
Auf diese Weise bringt Ulfie auch immer seine Andersartigkeit mit rein, deshalb ist es auch ein Dauerthema unseres Programms, sich in Verschiedenheit auszuhalten – weil wir beide eben ganz verschieden sind. Und dadurch, dass Ulfie so anders ist, ist er inhaltlich kaum besetzt und kann in verschiedenste Richtungen fragen. Und das, glaube ich, ist seine Stärke.