Berlin (epd). Berlin wird den 30. Jahrestag von friedlicher Revolution und Mauerfall mit einem einwöchigen Festival begehen. An sieben Originalschauplätzen soll vom 4. bis 10. November die Berliner "Route der Revolution" erzählt werden, wie Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Montag ankündigte. Die sieben Orte stehen stellvertretend für wichtige Ereignisse der Geschichte von 1989/90. Geplant sind insgesamt über 100 Veranstaltungen.
Angesichts der aktuellen politischen Lage sollen die Erinnerungen an die Ereignisse von friedlicher Revolution und Mauerfall stärker mit den Debatten der Gegenwart verknüpft werden. "Wir werden die Dinge benennen, die gelungen und auch die, die nicht so gelungen sind", sagte der Regierende Bürgermeister.
An der Gethsemanekirche, dem Alexanderplatz, dem Schlossplatz und dem Brandenburger Tor, am Kurfürstendamm, der East Side Gallery und in der Stasi-Zentrale in Lichtenberg sollen von 4. November an großflächige 3D-Videoprojektionen die Besucher in die Atmosphäre der Jahre 1989 und 1990 eintauchen lassen. So wird beispielsweise am Humboldt Forum die historische Fassade des ehemaligen Palastes der Republik wieder sichtbar. Begleitet wird dies von einem vielfältigen Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm.
Unter dem Motto "Deine Vision im Himmel über Berlin" sind nach Angaben der verantwortlichen Kulturprojekte Berlin alle dazu aufgerufen, ihre Botschaften, Wünsche und Hoffungen für die Zukunft und ihre Erinnerungen an die Vergangenheit aufzuschreiben. 30.000 dieser Botschaften sollen vom 4. November an als Kunstaktion, einem sogenannten Skynet, am Brandenburger Tor über der Straße des 17. Juni schweben.
Am 9. November selbst soll sich abends die Stadt zur Konzertbühne und einem einzigen Festival verwandeln. Auf zahlreichen Bühnen mit international bekannten Musikern, Orchestern und Bands verschiedenster Musikrichtungen, darunter die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim, Techno-DJ WestBam und die Sängerin Patti Smith, soll als Höhepunkt und Abschluss der einwöchigen Feierlichkeiten das Mauerfall-Jubiläum gemeinsam mit Berlinern und Gästen aus der ganzen Welt gefeiert werden. Das ZDF wird vom Brandenburger Tor live berichten.
Einbezogen in die Umsetzung der Feierlichkeiten werden nach Angaben von Kulturprojekte-Geschäftsführer Moritz van Dülmen auch Dutzende Berliner Schulen, die Videos mit Zeitzeugen produzieren. Bereits seit Montag steht die App MauAR zum Download zur Verfügung, die pünktlich zum Jubiläum durch Augmented Reality (erweiterte Realität) die Berliner Mauer visualisiert.
Die frühere DDR-Bürgerrechtlerin und langjährige Stasi-Bundesbeauftragte Marianne Birthler erinnerte am Montag erneut an die Vorgeschichte des Mauerfalls. Ohne die Demonstrationen in vielen Städten der DDR und insbesondere ohne die große Demonstration am 9. Oktober in Leipzig mit 70.000 Teilnehmern hätte es den Mauerfall nicht gegeben, sagte Birthler: "Der 9. November wäre ohne den 9. Oktober nicht möglich gewesen." Sie wünsche sich deshalb für die Feier am Brandenburger Tor nicht nur "westdeutsche Männer und Gäste aus dem Ausland als Hauptredner".