Berlin (epd). Mit einer Andacht in der Kapelle der Versöhnung und Kranzniederlegungen an der Gedenkstätte Berliner Mauer ist am Dienstag in der Hauptstadt an die Opfer von Mauer und Teilung erinnert worden. An der Veranstaltung auf dem ehemaligen Todesstreifen an der Bernauer Straße nahmen mehr als 150 Menschen teil, darunter Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), zahlreiche Senatoren, der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge sowie weitere Landes- und Bundespolitiker. Auch Vertreter von Opferverbänden, Maueropfern und Zeitzeugen waren gekommen. Anlass war der 58. Jahrestag des Mauerbaus vom 13. August 1961.
Pfarrer Thomas Jeutner von der evangelischen Versöhnungsgemeinde rief in der Andacht dazu auf, die Teilung der Stadt durch die Mauer nicht zu vergessen: "Sie schnitt in das Herz der Stadt; sie trennte Straßen und Stadtteile, Familien und Freunde." Mit Blick auf die 1985 gesprengte Versöhnungskirche auf dem ehemaligen Todesstreifen an der Stelle der heutigen Kapelle der Versöhnung sagte Jeutner, sie stehe "zeichenhaft für den Versuch der DDR-Regierung, sich der religiösen und spirituellen Symbolkraft kirchlicher Orte und Gebäude zu entledigen".
Der Publizist, Mitbegründer des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) und ehemalige Bewohner der Bernauer Straße, Jörg Hildebrandt, erinnerte in der Gedenkstunde an die ersten Tage nach dem Mauerbau und die mindestens 140 Toten an der Berliner Mauer. Der Ehemann der 2001 gestorbenen Brandenburger Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) war bis 1961 Uhrenwart der Turmuhr der später gesprengten Versöhnungskirche.
Die 1894 erbaute Kirche stand nach dem Mauerbau 1961 auf dem Todesstreifen zwischen Ost- und Westberlin. DDR-Grenztruppen nutzten den Kirchturm zunächst als Geschützstand. Hildebrandt hatte aus Protest gegen den Mauerbau die Zeiger der Turmuhr der Versöhnungskirche 1961 auf "Fünf vor Zwölf" gestellt und sie damit außer Betrieb gesetzt. Ende August ist das 125. Gründungsjubiläum von Kirche und Gemeinde.
Veranstaltungen waren am Dienstag auch in anderen Stadtteilen geplant, unter anderem an der Peter-Fechter-Gedenkstele in der Zimmerstraße nahe dem Checkpoint Charlie. Peter Fechter war am 17. August 1962 von DDR-Grenzsoldaten bei einem Fluchtversuch über die Mauer angeschossen worden und verblutete. Mit dem Bau der schwer bewachten Berliner Mauer wurde Berlin für 28 Jahre in zwei Teile geteilt.
Die Stiftung Berliner Mauer zeigt im Besucherzentrum der Gedenkstätte seit Dienstag die Sonderausstellung "No More Walls! Gedanken und Botschaften zum Mauerfall". Zu sehen sind ausgewählte Zeichnungen und schriftliche Statements von Gedenkstätten-Besuchern.