Berlin, Guatemala-Stadt (epd). In Guatemala waren am Sonntag rund acht Millionen Stimmberechtigte zur Stichwahl um das Präsidentenamt aufgerufen. Als Favorit ging der rechtskonservative Kandidat Alejandro Giammattei ins Rennen. Der 63-jährige ehemalige Chef der Gefängnisverwaltung will die Bandenkriminalität bekämpfen und die Todesstrafe wieder einführen. 2007 war er wegen Brutalität in Haft, wurde aber freigesprochen. Er steht der extremen Rechten und dem Militär nahe.
Seine sozialdemokratische Mitbewerberin Sandra Torres verspricht ebenfalls mehr Sicherheit und will gegen die grassierende Korruption vorgehen. Gegen die 63-Jährige wird wegen illegaler Wahlkampffinanzierung ermittelt. Ihr geschiedener Mann Álvaro Colom war von 2008 bis 2011 Präsident. Ihm droht auch ein Verfahren wegen Korruption. Torres hat sich scheiden lassen, um selbst für die Präsidentschaft kandidieren zu können. Es ist ihr dritter Anlauf.
Der amtierende Staatschef Jimmy Morales durfte sich nicht zur Wiederwahl stellen. Er steht in der Kritik, weil er eine UN-Kommission zu Korruption ausweisen wollte. Zudem schloss er mit den USA ein umstrittenes Abkommen, das Guatemala als "sicheren Drittstaat" zur Rücknahme von Migranten verpflichtet, die über Guatemala in die USA reisten. Rund 70 Prozent der etwa 18 Millionen Menschen in Guatemala leben nach UN-Angaben in Armut.