Kevelaer (epd). Im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer hat am Samstag die traditionelle Wallfahrt der Tamilen mit einem farbenprächtigen Pontifikalamt begonnen. An der feierlichen Veranstaltung nahmen am Vormittag zahlreiche katholische Geistliche unterschiedlicher Tamilen-Gemeinden aus Deutschland und den Nachbarländern teil. Den Gottesdienst feierte der Bischof der Diözese Jaffna auf der Insel Sri Lanka, Justin Gnanapragasam. Bis zum späten Samstag werden bis zu 10.000 Pilger zur größten Einzelwallfahrt in Kevelaer erwartet.
Organisiert wurde die inzwischen 32. Wallfahrt von der Tamilenseelsorge im Bistum Essen. Zur Wallfahrt kommen Gläubige katholischen wie hinduistischen Glaubens. Die Mutterfigur der Maria habe auch bei den tamilischen Hindus einen hohen Stellenwert, erklärte Priester Albert Koolen, der die tamilischen Pilger betreut. Die Teilnehmer baten auch um Frieden in ihrer Heimat Sri Lanka, wo 26 Jahre lang ein blutiger Bürgerkrieg herrschte, weswegen viele ältere Tamilen ihre Heimat verließen.
Die Tamilen reisen aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Dänemark und Großbritannien an den Niederrhein. Nach Angaben der Wallfahrtsleitung stehen eine bunte Prozession sowie Gebete an der Gnadenkapelle auf dem Programm der Pilger. Am Nachmittag sind eine Andacht an der Beichtkapelle sowie ein Pilgerhochamt geplant. Für die Tamilen in Europa ist die Wallfahrt zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" in Kevelaer seit vielen Jahren der Höhepunkt im kirchlichen Jahreskreis und ebenso wichtig wie der Marienwallfahrtsort Madhu auf Sri Lanka.
In Deutschland leben nach Angaben der Behörden aktuell etwa 60.000 Tamilen. Zehn Prozent davon sind nach Angaben der Tamilenseelsorge Katholiken, 90 Prozent Hindus. Die erste Tamilen-Wallfahrt fand 1987 mit rund 50 Teilnehmern statt. Kevelaer ist wegen Marienerscheinungen in den Jahren 1641/1642 Wallfahrtsort und zieht etwa eine Million Pilger jährlich an.