Berlin (epd). In Deutschland hängt es einem Zeitungsbericht zufolge vom Wohnort ab, in welchem Umfang gesetzlich Versicherte Heilbehandlungen wie Krankengymnastik, Ergotherapie oder Logopädie in Anspruch nehmen können. Bei der Zahl der Behandlungen pro Versichertem gebe es zwischen den Bundesländern erhebliche unterschiede, heißt es laut dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstag) in der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Fraktion.
So werde beispielsweise die häufigste physiotherapeutische Leistung, die Krankengymnastik, in Brandenburg pro Versichertem nur halb so häufig verordnet wie in Rheinland-Pfalz. Bei der sogenannten Manuellen Therapie erhielten Versicherte im Saarland sogar 25 mal weniger Behandlungen als Patienten im Sachsen.
Im Bereich der Ergotherapie kommt laut dem Bericht auf drei Hausbesuche in Sachsen nur ein einziger in Hessen. Motorische Störungen würden in Bremen fast viermal seltener therapiert als in Thüringen. Die manuelle Lymphdrainage werde in Bremen nur halb so häufig wie im Saarland erbracht.
Der Linken-Gesundheitspolitiker Achim Kessler sprach von großen Missständen. "Niemand kann erklären, warum eine gebräuchliche Behandlung in einem Bundesland mehr als 25mal seltener verschrieben wird als in einem anderen", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Es reiche nicht aus, wenn die Bundesregierung zur Begründung auf die Therapiefreiheit der verordnenden Ärzte sowie auf die unterschiedliche Dichte von Heilmittelerbringenden verweise.
"Die Bundesregierung bleibt jede Antwort schuldig, wie sie eine mögliche Unterversorgung ausschließen will", beklagte der Linken-Gesundheitspolitiker. Er forderte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, "umgehend eine Forschungsstudie über den tatsächlichen Versorgungsbedarf auszuschreiben und darüber, welche Optionen es gibt, eine angemessene Versorgung vom Wohnort unabhängig zu machen".
epd fu