Dortmund, Berlin (epd). Das zinslose Darlehen der Bundesregierung für pflegende Angehörige findet bei pflegenden Angehörigen kaum Anklang. Seit 2015 nutzten nur 921 Menschen das staatliche Angebot, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz bezeichnete das Konzept am Dienstag als gescheitert. Stiftungsvorstand Eugen Brysch forderte für pflegende Angehörige als Lohnersatzleistung ein Pflegezeitgeld.
"Kein Mensch nimmt einen Kredit, um weniger arbeiten zu müssen und dafür Angehörige zu pflegen", sagte Brysch dem epd in Dortmund. Die bisherige Regelung gehe an den Bedürfnissen der 360.000 berufstätigen pflegenden Angehörigen vorbei.
Pflegende Familienmitglieder haben einen Rechtsanspruch auf eine zehntägige Auszeit, in der die Pflegeversicherung ein Unterstützungsgeld zahlt, sowie eine bis zu sechsmonatige Freistellung von der Arbeit. Seit 2015 können sie zur Finanzierung dieser Pflegezeit ein zinsloses Darlehen beantragen.
Im vorigen Jahr gab der Bund für die Pflegedarlehen laut Bundesregierung rund 747.000 Euro aus. Bis zum 1. Juli dieses Jahres seien etwa 391.000 Euro gezahlt worden.
Nach Einschätzung der Patientenschützer ist eine Freistellung vom Beruf für viele pflegende Angehörige extrem wichtig. Sie benötigten aber eine echte Entlastung, sagte Brysch: "Beruf und Pflege lassen sich nur dann vereinbaren, wenn es für pflegende Angehörige eine staatlich finanzierte Lohnersatzleistung ähnlich dem Elterngeld gibt." Er appellierte an Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), ein Pflegezeitgeld auf den Weg zu bringen.