Die Pfarrerinnen und Pfarrer sollten täglich die Bibel lesen und nicht trennen zwischen Beruf und Privatperson, "das ist unglaubwürdig und funktioniert nicht", sagte die evangelische Theologin, die auch Ständige Vertreterin des bayerischen Landesbischofs ist, in einem epd-Gespräch. Außerdem sei für den Pfarrberuf heute eine große Weltläufigkeit nötig. Die Pfarrer müssten "parkettsicher" sein und sich überall wohlfühlen – egal ob sie zu den Zirkusleuten gehen, Obdachlose besuchen oder zu einem festlichen Empfang geladen sind.
Bei dem Verfassen der Predigt empfiehlt Breit-Keßler den Pfarrern, "mal rauszugehen, sich an die Bar zu hocken und zu überlegen, was man den Leuten dort erzählen würde". Das könne ein Mittel dagegen sein, vor sich hin zu schwadronieren. Wenn eine Predigt gut sein soll, müsse der Pfarrer dafür sieben oder acht Stunden investieren. Die Kirche als Organisation sollte darüber nachdenken, wie sie es ihren Pfarrern durch Änderungen in Organisation und Verwaltung ermöglichen kann, für die Menschen da zu sein. Dann gebe es weniger Probleme mit Überlastungen.
Pfarrer sollen sich sozial engagieren
Zu den Aufgaben eines Pfarrers gehört Breit-Keßler zufolge aber auch sozialer Einsatz und weltweite Verantwortung. Deshalb engagiere sie sich selbst bei dem "Grünen Punkt" für eine faire Textilproduktion, sagte die Theologin. Denn eine Gesellschaft wie die deutsche, der es extrem gut geht, dürfe nicht auf Kosten anderer Menschen leben. Dazu gehöre auch die Frage, was mit der Textilbranche weltweit passiert, wenn hier T-Shirts für einen Preis von zwei Euro angeboten werden. Auch in der Textilbranche gehe es darum, dass Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive finden, und "dazu müssen wir endlich mal bereit sein, auch einen Preis zu zahlen", sagte Breit-Keßler, die 2001 die erste Frau im Amt eines Regionalbischofs in der bayerischen Landeskirche war. Am 1. Dezember geht die 65-Jährige in den Ruhestand.