Sauber und trocken bleibt zur Gaudi der zahlreichen Zuschauer niemand. Auch der Sprung über brennende Paletten kurz vor dem erlösenden Ziel - von der Feuerwehr fachmännisch überwacht - kann die durchnässten und verdreckten Läufer nicht mehr trocknen.
Viele laufen die martialische Runde auch zweimal oder gar viermal. Vikar-Distanz, Pfarrer-Distanz und Bischof-Distanz nennen sich die drei Varianten in der Ausschreibung. Damit angesichts von 700 Startern das Gedrängel an den Hindernissen nicht zu groß wird, sprinten nicht alle auf einmal los, sondern in mehreren Startblöcken mit genügend Luft dazwischen. "Einer unserer Helfer hat das Rennen an der Uni mit einem Computerprogramm simuliert, so dass wir größere Staus ausschließen können", erklärt Mitorganisator Martin Eckhardt die gründliche Vorbereitung des Events. Eckhardt arbeitet eigentlich in Berlin bei einer Softwarefirma im Marketingbereich, hat sich aber für dieses Ereignis in seiner Heimatgemeinde extra Urlaub genommen.
Pfarrer läuft mit
Mit dabei ist natürlich auch der Pfarrer der örtlichen Kirchengemeinde, Henning Reinhardt. Fast jeden, der ihm hier über den Weg läuft, bedenkt er mit ein paar freundlichen Worten. Eigentlich habe er vor über fünf Jahren lediglich nach einer Idee gesucht, wie er Menschen ansprechen könne, die normal nie zur Kirche oder auf ein Gemeindefest gingen, sagt er. Ein früherer Jugendmitarbeiter habe ihm dann von "Dirt Runs" erzählt, die gerade überall gut ankämen. "Das will ich hier haben", habe er nach kurzer Überlegung entschieden. Hinzu kam, dass dringend Geld für die Sanierung der örtlichen Kirche gebraucht wurde. Da könnten Startgelder und ein Gemeindefest einen Beitrag leisten, dachte sich Henning.
Immerhin rund 8.000 Euro kamen 2015 beim ersten Lauf mit rund 200 Startern zusammen. Mehr war nicht drin, da das Wetter sehr schlecht war und die meisten Teilnehmer nicht zum Fest blieben. Zwei Jahre später hingegen war das Wetter gut und 500 Starter brachten 21.000 Euro in die Kasse. Diesmal aber nicht für die Kirchengemeinde allein, sondern gleich für drei gute Zwecke, lokal, regional und global verankert.
"Halleluja-Runners"
Auch in diesem Jahr scheint die Sonne. Das begeistert auch die neuen Starter. Silke Steuber etwa hat vor zwei Jahren als eine von über 150 Helfern noch Chips für Essen und Getränke verkauft und gesehen, welchen Spaß die Läufer hatten. Obwohl sie normal nicht joggt, startet sie diesmal mit drei weiteren Mitkämpfern über fünf Kilometer. Auch ihre Tochter Hanna hat sich mit fünf Leuten für ein Team gemeldet. "Ich bin jedes Jahr dabei", sagt dagegen Philipp Koch, der aus der evangelischen Jugendarbeit kommt. "Es ist toll, wenn man so etwas Gutes tun kann", schildert er seine Motivation.
Selbst der Dekan des Kirchenkreises, Norbert Mecke, ist sich nicht zu schade, für den guten Zweck in die Schlammgrube zu springen. "Viele Menschen sind überrascht, dass die Kirche solche Anlässe schafft", sagt er. Später wird Mecke mit seinem vierköpfigen Team der "Halleluja-Runners" sogar in der Pfarrer-Distanz den zweiten Platz belegen.
Natürlich muss auch Pfarrer Henning Reinhardt an den Start. Den Talar über die Sportkleidung geworfen und in Sportsandalen hat er bei einem Gottesdienst auf dem Sportplatz zuvor bescheiden angekündigt, den Lauf sicher nicht gewinnen zu können. Das hat die Solidarität der Gemeinde herausgefordert. "Wenn ihr unterwegs Henning seht, unseren Pfarrer, und es geht ihm nicht gut, helft ihm, tragt ihn, dann macht er es vielleicht noch mal", schallt es aus den Lautsprechern. Das allerdings ist nicht nötig, denn Reinhardt schafft es auch so in gut einer Stunde ins Ziel.
22.500 Euro lautet die finanzielle Zwischenbilanz des Schlammspektakels, hinzu kommen noch die Erlöse aus dem Fest. So um die 30.000 Euro könnten es werden, hofft Reinhardt. Die soziale Wirkung aber auf die Kirchengemeinde und alle, die mitmachen, ist mit Geld freilich nicht aufzuwiegen.