Einmal fragte Jesus „seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer, sagen die Leute, dass ich sei? Sie antworteten ihm: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer; einige sagen, du seist Elia; andere, du seist einer der Propheten.“ (Markus 8, 27f) All diese religiösen Gestalten waren aber zu diesem Zeitpunkt schon tot. Ist diese Begebenheit also ein Zeichen dafür, dass der Reinkarnationsglaube auch in der Bibel eine Rolle spielte?
Von einer Reinkarnationslehre in der Bibel, wie sie viele Esoteriker immer wieder hineinlesen, kann sicher nicht gesprochen werden, da die Vorstellung einer Seelenwanderung dem Judentum und auch der Botschaft der Evangelien in keiner Weise entsprach. Dennoch scheinen solche Vorstellungen den Menschen zur Zeit Jesu und der ersten Christen nicht völlig fremd gewesen zu sein. Die christliche Hoffnung auf die Auferstehung des Menschen und seine Erlösung durch die Gnade Gottes jedoch lässt sich nicht mit den heute aus fernöstlichen Religionen oder diversen esoterischen Strömungen bekannten Lehren über Karma und Seelenwanderung vereinbaren.
Eine andere Form der Wiedergeburt jedoch kennt auch der christliche Glaube. Eine Wiedergeburt mitten im Leben. In der Taufe geschieht so etwas wie eine Wiedergeburt. Ein Mensch müsse „geboren werden aus Wasser und Geist“ (Johannes 3,5), wird Jesus im Johannesevangelium zitiert. Für eine solche Wiedergeburt im Leben ist also zum einen die Taufe aber, noch viel wichtiger, die Entscheidung des Menschen für Gott nötig. Erst wenn die menschliche Entscheidung zur Umkehr und Gottes Zuwendung durch den Heiligen Geist zusammenkommen, kann der Mensch sein altes Leben hinter sich lassen und in ein neues wiedergeboren werden. Dann kann er das Reich Gottes erkennen, von dem Jesus immer wieder sagte, es sei schon unter uns, und sein Leben im Vertrauen auf Gott neu ausrichten. Dann „wandeln wir in einem neuen Leben“ (Römer 6,4). Christen werden nur einmal geboren – aber fühlen sich dann wie neugeboren.