"Je religiöser Jugendliche sind, desto mehr Mitgefühl und soziales Verhalten zeigen sie", sagte Mirjam Hoffmann, Professorin für Inklusive Pädagogik an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule im tirolischen Stams bei Innsbruck am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für die Studie zur "Religiosität und psychischen Gesundheit", die Mitte Mai im Stuttgarter Kohlhammer-Verlag erschienen ist, wertete sie die Daten von insgesamt 2.395 Personen Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren aus der Schweiz, Deutschland und Brasilien aus. Diese wurden zwischen 2007 und 2012 erhoben.
Die Pädagogin fand auch heraus, dass es für die psychische Gesundheit wichtig ist, einen Sinn im Leben zu sehen und diesem Bedeutung beizumessen. Allerdings wirke es sich negativ auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen aus, wenn diese das Bild eines strafenden Gottes vermittelt bekommen. Auffällig sei zudem, dass religiöse Jugendliche in Deutschland zwar weniger Verhaltensauffälligkeiten zeigten als ihre nichtreligiösen Altersgenossen, aber durchschnittlich mehr emotionale Probleme hätten.
Die Studie konnte nicht herausfinden, ob die befragten religiösen Jugendlichen in Deutschland deshalb mehr psychisch belastet sind, weil sie in die Kirche gehen - oder es genau andersherum ist: Dass mehr Jugendliche, die psychisch belastet sind, in der Kirche und im Glauben Hilfe suchen und deshalb religiös sind. "Hier müsste noch mehr geforscht werden", sagte Hoffmann.