Dabei hätten die Haushaltspolitiker im Bundestag bislang Finanzierungszusagen von bis zu 50 Prozent in Aussicht gestellt, sagte Gedächtniskirchen-Pfarrer Martin Germer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zudem soll das Land Berlin etwa ein Viertel der Kosten übernehmen. Jeweils eine Million Euro wollen die evangelische Landeskirche, der Evangelische Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf und die Kirchengemeinde aufbringen, sagte Germer weiter. Der Rest werde durch Spenden und mit Hilfe von Stiftungen gedeckt, zeigte sich Germer zuversichtlich.
Während der Glockenturm bereits seit einigen Jahren eingerüstet ist, benötige jetzt auch das Kirchengebäude eine Grundsanierung der Fassaden. Die filigrane Betonkonstruktion weise zahlreiche Risse und Abplatzungen auf. Anders als bei früheren Betonsanierungen müssten erstmalig auch die zahlreichen Beton-Glas-Elemente, denen beide Gebäude ihre Leuchtwirkung verdanken, ausgebaut und in der Werkstatt überarbeitet werden, sagte Germer. Zwischen 2010 und 2015 wurden bereits die Fassade des Alten Turms und von 2015 bis 2017 die Kapelle saniert.
Neben der Sanierung soll etwa die Hälfte der veranschlagten Kosten in eine Nutzungsverbesserung gehen, betonte Pfarrer Germer. So soll es in der Turmruine eine neue Ausstellung geben, die auch nach oben erweitert werde. Für einen barrierefreien Zugang ist deshalb unter anderem ein Aufzug geplant. Außerdem ist eine neue Rampe und ein Wegeleitsystem vorgesehen.
Die Kirchengemeinde feierte Anfang Mai die Grundsteinlegung für den Neubau der Gedächtniskirche vor 60 Jahren. Der Grundstein für das Ensemble am Breitscheidplatz in der West-Berliner City war am 9. Mai 1959 gelegt worden. Bis 1961 entstanden nach Plänen des Architekten Egon Eiermann (1904-1970) das achteckige Kirchengebäude und der sechseckige neue Glockenturm mit ihren markanten blauen Glasbausteinen in den wabenförmigen Betonwänden. Bis 1963 folgten die Kapelle und das Foyergebäude im gleichen Stil. Damit entstand auf dem Breitscheidplatz ein in seiner Art völlig neues Ensemble von Kirchenbauten.
Die Turmruine vom Vorgängerbau, der 1895 eingeweiht und im November 1943 bei einem Bombenangriff zerstört wurde, wurde als Mahnmal gegen den Krieg erhalten. Jährlich besichtigen rund 1,3 Millionen Menschen die Gedächtniskirche, davon 45 Prozent aus dem Ausland. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gilt als Denkmal von nationaler Bedeutung.