Spielfilm „Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen“
© Grandfilm
Der rumänischen Spielfilm „Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen“ behandelt die Vergangenheitsbewältigung im Land.
Film des Monats Mai 2019: „Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen“
Als Film des Monats Mai 2019 zeichnet die Jury der Evangelischen Filmarbeit „Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen“ von Radu Jude aus. Der Film kommt am 30. Mai in die Kinos.

Die rumänische Schauspielerin Ioana Iacob stellt sich in der ersten Szene des Films als Schauspielerin Ioana Iacob vor, die im Film die Regisseurin Mariana Marin darstellen wird. Sie schaut dabei offen in die Handkamera und wünscht viel Spaß beim Filmschauen. Willkommen im Epischen Theater! Die Kamera folgt der Schauspielerin/Regisseurin durch die Ausstellungsräume eines Militärmuseums. Dutzende von Gewehren und Pistolen hängen an den Wänden. Eine Menge unterschiedlicher Uniformen sind ausgestellt. Draußen warten die Laienschauspieler, die beim Theaterprojekt mitmachen. Es geht um die Nachstellung eines historischen Ereignisses: des Massakers an den Juden in Odessa 1941. Zwischen 1941 und 1944 deportierte und ermordete die rumänische Armee unter dem Diktator Ion Antonescu über 300.000 Juden und Roma.

Detailreich entwickelt der (reale) Regisseur Radu Jude die Geschichte von Marianas Theaterprojekt und verwebt sie originell mit Vergangenheit und Gegenwart. Jude zeigt in langen Einstellungen historische Fotos von Erhängten und Filmausschnitte, die Erschießungen dokumentieren. Einige der Laienschauspieler sehen Antonescu noch heute als Held. Von dem Diktator stammt auch das Zitat, das hier zum Filmtitel wurde. Immer wieder gibt es im Film Diskussionen über Wahrheit und Schuld. So überzeugt das Reenactment. Die Gespräche zwischen Schauspielern, Produzenten, Schaulustigen und Regisseurin zeigen die aktuelle Spannung, die die Auseinandersetzung mit diesem dunklen Kapitel rumänischer Geschichte beinhaltet. Manchmal löst sie sich in Lachen. Am Ende entlädt sie sich in einem fulminanten Finale, das Fragen aufwirft. Vergangenheitsbewältigung kommt an kein Ende. Sie muss stetig aktualisiert werden, weil das Vergangene eben nicht vergangen ist.

Der "Film des Monats" der Jury der Evangelischen Filmarbeit ist die einzige durch eine Jury vergebene Auszeichnung für einen aktuellen Kinofilm. Die Jury der Evangelischen Filmarbeit ist ein unabhängiges Gremium. Ihre Mitglieder werden von Einrichtungen der evangelischen Kirche ernannt. Die Jury zeichnet Filme aus, die dem Zusammenleben der Menschen dienen, zur Überprüfung eigener Positionen, zur Wahrnehmung mitmenschli­cher Verantwortung und zur Orientierung an der biblischen Botschaft beitragen. Die Arbeit der Jury wird vom Filmkulturellen Zentrum im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Pub­lizistik (GEP) betreut.

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