Gegen Joseph Ratzinger, der vor seiner Zeit als Papst Benedikt XVI. die Glaubenskongregation des Vatikan leitete, hegt Drewermann nach eigenen Worten keinen Groll. "Er tut mir leid", sagte der Publizist, dem 1991 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen worden war und der kurz darauf vom Priesteramt suspendiert wurde. Ratzinger stecke in der "Theologie eines Dogmatikers, aus der er nicht herauskommt - mit Zwang und Unfreiheit, Monopolisierung des Wahrheitsanspruchs Roms".
Drewermann warb für eine Abkehr von einem historischen Bibelverständnis dahin, dass man die Texte der Heiligen Schrift als Symbole und Bilder auslegt. Der Kirche wirft er vor, wesentlich mit Schuldgefühlen zu regieren. "Was Jesus in diese Welt tragen wollte, war eine Güte, die vergibt und nicht verurteilt, die versteht und mitgeht, aber nicht ausschließt. Jesus wollte, dass wir aufhören, über Menschen zu Gericht zu sitzen", sagte der 78-Jährige.
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Drewermann studierte unter anderem Theologie in Paderborn, wurde 1966 wurde zum Priester geweiht und arbeitete danach im Gemeindedienst und in der Studentenseelsorge. Aufgrund seiner zunehmend kritischen Haltung gegenüber der katholischen Amtskirche entzog ihm der Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt 1991 die kirchliche Lehrerlaubnis. Dem folgten ein Predigtverbot und 1992 die Suspension vom Priesteramt. Zu seinem 65. Geburtstag trat Drewermann aus der katholischen Kirche aus. Heute ist er als freier Schriftsteller und Vortragsreisender tätig.
Drewermann will "unter keinen Umständen" wieder in die Kirche
Der Theologe, Therapeut und Schriftsteller Eugen Drewermann sieht für sich keinen Weg mehr zurück in die katholische Kirche. Ein Wiedereintritt sei unter keinen Umständen denkbar, sagte Drewermann dem "Badischen Tagblatt" (Samstag). "Jesus hat nicht einmal das Christentum gegründet und ganz sicher keine Kirche", erklärte er.