Es ist nicht die UV-Strahlung, die den teils Jahrhunderte alten Fenstern in der Nürnberger Lorenzkirche zu schaffen macht. Es ist die Feuchtigkeit. Und manchmal auch ein Stein, der von Vandalen auf die Kirchenfenster geworfen wird. Glasrestauratorin Martha Hör hat in den 18 Jahren, seit sie die Fenster der berühmtesten Nürnberger Kirche betreut, schon alles mitgemacht und saniert. Ihr jüngstes Projekt hat sie erst kürzlich abgeschlossen. Das Rieter-Fenster ist nach Monate langer Sanierung wieder zu sehen.
Die Brüder Peter und Sebald Rieter ließen dieses Chorfenster in den Jahren 1479 bis 1481 von einem unbekannten Künstler anfertigen. Das nach den Stiftern benannte Fenster zeigt Motive des Alten Testaments um das Leben von Moses von der Berufung bis zu seinem Tod. Die Darstellungen lesen sich von oben nach unten wie eine Buchseite. Jeder Szene ist zudem ein Schriftband zugeordnet. Inspiriert zu dem Auftrag wurden die Stifter Sebald und Peter Rieter durch eine Reise ins Heilige Land.
Dass die Farben auch noch nach über 500 Jahren so frisch sind, liegt daran, dass das Glas gefärbt ist. Hier muss Martha Hör, die Frau vom Fach, nicht ansetzen. Wohl aber an der feinen Schutzverglasung, mit der die Fenster innen und außen überzogen wurden. Nach den Plänen der Glasrestauratorin fertigte die Glasmalerei Peters eine komplett neue mundgeblasene Schutzverglasung, die auch Steinwürfe von außen abhält.
Dazu wurden die einzelnen Fensterteile aus den Fassungen genommen und in einer mobilen Werkstatt direkt in der Kirche von drei Restauratoren bearbeitet. Dabei wurden verschiedene Methoden ausprobiert. Jetzt hat jedes einzelne Fenster-Element eine eigene Schwitzwasserrinne, so dass sich die Feuchtigkeit nicht lange am Glas selbst halten kann.
"Am heikelsten ist tatsächlich jeweils der Moment, wenn ein Einzelfenster ausgebaut, in die Werkstatt transportiert und wieder eingebaut wird", erklärt Hör. Und in der Vergangenheit haben frühere Restauratoren dabei auch manchmal etwas geschlampt. Hör zeigt auf das sogenannte Volckamer-Fenster wenige Meter weiter rechts.
Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass die Einfassungen der einzelnen Elemente etwas breiter sind als die Fenster selbst. Blickt man etwas seitlich auf die Fenster, sieht man, dass diese nach innen versetzt sind, an den Seiten fällt Licht ein. "Wenn's nach mir geht, der nächste Kandidat", erklärt die Restauratorin, die jedes Jahr eine Wartungsdurchsicht aller Fenster angeht. Doch bis wieder ein Fenster aufgehübscht wird, muss erst mal wieder Geld da sein.
Wie Lorenz-Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein erklärt, haben die Arbeiten am Rieter-Fenster rund 130.000 Euro gekostet. Bei den umfangreichen Arbeiten am Hallenchor der Lorenzkirche im Jahr 2011 habe man die Fenster außen vor gelassen. Nach dem Rieter-Fenster werde sich die Kirchengemeinde nun weiterer Fenster annehmen. Mit 35.000 Euro hatte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die Arbeiten unterstützt. Neben Fördergeldern von Land, Bezirk und Kommune schießt die bayerische Landeskirche 26.430 Euro hinzu. Die Kirchengemeinde St. Lorenz steuert knapp 40.000 Euro bei.