Generationen von kirchlichen Posaunen-Bläsern stoßen erstmals im heimischen Posaunenchor ins Horn. Gerade auf den Dörfern findet sich oft ein alter Hase, der die Jungen fit für den Einsatz im Gottesdienst, für die Begleitung von Beerdigungen oder Geburtstagsständchen macht. Die Posaunenchöre in den Dekanaten haben allerdings nicht nur mit Mitgliederschwund zu kämpfen - es fehlt oftmals auch die Zeit, sich um die Ausbildung der Jungbläser "nebenbei" zu kümmern. Zudem ist nicht jeder Altgediente auch Profi auf seinem Instrument. In Altdorf wird eine von drei Dekanatsmusikschulen in Bayern betrieben.
"Wir sind eine richtige Musikerfamilie hier in Altenthann. Mein Vater war bereits beim Spielmannszug. Ich spiele nun schon seit einigen Monaten im Posaunenchor unserer Kirchengemeinde mit", sagt Schmid. Die Tür geht auf, Moritz und Mutter geben sich die Klinke in die Hand, und schon sitzt der sieben Jahre alte Jungbläser mit seiner kleineren, kindgerechten Trompete vor dem Lehrer. Wild ist ein junger, voll ausgebildeter Profi, ebenso wie seine Kollegin Theresa Pröbstl, die am zweiten Ausbildungsort der Dekanatsmusikschule, dem Evangelischen Haus in Altdorf für Posaune, Tenorhorn, Bariton, Euphonium und Tuba Stunden gibt.
"Es macht Spaß, vor allem, weil ich auch vorankomme", erklärt Moritz und legt los. In wenigen Monaten wird er vielleicht schon bei den ersten Auftritten seines heimischen Posaunenchors mitspielen.
Eigeninitiative der Dekanatsbezirke
"Die Chöre schicken uns ihre Jungbläser zum Einzelunterricht, nur manchmal gibt's auch Zweier- oder Gruppenunterricht", erklärt Dekanatskantorin Almut Beyschlag, die vor rund drei Jahren die Initiative ergriff und das Projekt "Dekanatsmusikschule" zusammen mit einem Planungsteam und Dekan Jörg Breu anleierte. Ab der ersten Klasse könnte die Schüler kommen, die ältesten der derzeit 15 Teilnehmer seien aber schon Mitte 50. Bei Bedarf stellt das Dekanat Instrumente.
Die Dekanatsmusikschulen beruhen auf Eigeninitiativen der jeweiligen Dekanatsbezirke, sagt Ulrich Knörr, Landeskirchenmusikdirektor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. "Einen Trend kann ich im Blick auf unsere Landeskirche nicht erkennen", sagt er, "finanzielle Hilfestellungen vonseiten der Landeskirche gibt es für den Aufbau von Dekanatsmusikschulen leider nicht." Dafür hätten aber die Dekanatskantoren in der Regel einen Stellenanteil von 25 Prozent für die kirchenmusikalische Arbeit in ihrem Dekanatsbezirk.
"Unser Angebot richtet sich in erster Linie an Bläser aus dem Dekanat Altdorf. Im Idealfall genießen die hier ihre Ausbildung und spielen dann in ihrem eigenen Chor zu Hause mit", erklärt die Altdorfer Kantorin das Prinzip. "Wir bilden das gesamte Spektrum aus, das im evangelischen Posaunenchor vorkommt", sagt Beyschlag. Das erhalte nicht nur die Chöre längerfristig, sondern auch deren Qualität, ist sie überzeugt.
Auch als Singschule
Das Modell "Dekanatsmusikschule" hat sich in Augsburg (St. Anna) sowie der Würzburger Gemeinde St. Stephan bereits bewährt. Seit sieben Jahren ist Elisabeth Kaiser Dekanatskantorin in Augsburg. Eine ihrer ersten Aufgaben sei es gewesen, an St. Anna eine Singschule auf die Beine zu stellen, die dekanatsweit Schüler betreut, berichtet sie.
Heute werden an der evangelischen Singschule rund 130 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in zwölf verschiedenen Gruppen unterrichtet. Was die Dekanatskantorin besonders freut, ist das große Interesse an den Singstunden für die ganz Kleinen. In die Singschule können Eltern nämlich schon mit ihrem Baby kommen. Der schöne Nebeneffekt an diesen frühkindlichen Musikstunden: Man habe die jungen Stimmen von Kindesbeinen an in die eigenen Reihen aufgenommen und damit eine Tradition begründet.