Ersten Jugendsynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr.
© epd-bild/Hans Jürgen Vollrath
Emilia Zaghloul (Aachen), Annkatrin Zotter (Düsseldorf), Lisa Marie Appel (Wuppertal) und Wiebke Kopmeier (Saarbrücken) nahmen an der ersten Jugendsynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr.
Jugendlicher Anstoß für die Kirche
Rheinische Jugendsynode ebnet neue Wege
Lockere Atmosphäre, intensive Gespräche und klare Forderungen: Mit ihrer ersten Jugendsynode hat die rheinische Kirche Neuland betreten. Die Beschlüsse beschäftigten jetzt die Landessynode.

Emilia Zaghloul ist mit der Premiere zufrieden: "Wir konnten viel bewirken und haben Beschlüsse gefasst", sagte die 15-jährige Schülerin aus Aachen am Sonntag zum Abschluss der ersten Jugendsynode in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Teenagerin mit dunklen Locken war eine der jüngsten unter den 110 Teilnehmern des dreitägigen Treffens. Erwartet hatte sie förmliche Diskussionen. Doch es seien Gespräche auf Augenhöhe zwischen Jüngeren und Älteren gewesen, sagt die Zehntklässlerin.

Keine reine Jugendlichensynode

Lebhaft und engagiert diskutierten die 110 Teilnehmer der Jugendsynode, die in dieser Form in der evangelischen Kirche bundesweit einmalig war, in dem rheinland-pfälzischen Kurort in Bad Neuenahr drei Tage lang vor allem über mehr Einfluss für die kirchliche Jugend. Es sei keine Jugendlichensynode gewesen, betonte Mitorganisator Jan Ehlert: Dem Gremium gehörten je 50 Delegierte der evangelischen Jugend und der rheinischen Landessynode an, neben jungen Gesichtern fanden sich auch einige ergraute Häupter.



Emilia Zaghloul ist nach der Erfahrung von Bad Neuenahr motiviert, sich weiter in die Kirche einzubringen. Dafür brauche sie aber noch mehr Informationen. "Wenn ich nicht direkt angesprochen werde, komme ich nicht auf die Idee, dass sie mich vielleicht brauchen könnten", sagt die Schülerin.

Einladung zur Verantwortung ist wichtig

Ähnlich ergeht es der Saarländerin Wiebke Kopmeier. Die 25-jährige Studentin reiste bereits zum dritten Mal als Landessynodale für den Kirchenkreis Saar-Ost an. Kaum volljährig, übernahm sie als Presbyterin Verantwortung in ihrer Gemeinde, später folgten die Mitgliedschaft im Kreissynodalvorstand und dann auf Ebene der Landeskirche. Doch ohne die Frage, ob sie Verantwortung übernehmen will, hätte sie sich diese Positionen vermutlich nicht zugetraut, sagt sie.

Von der Jugendsynode der zweitgrößten deutschen Landeskirche mit über 2,5 Millionen Protestanten erhofft sich Kopmeier eine langfristige Wirkung. "Wenn die Jugendsynode gut funktioniert, brauchen wir sie von meinem Verständnis her nicht zeitnah noch einmal", sagt sie. Junge Menschen sollten sich stattdessen stärker in die Landessynode einbringen können.

Jugendsynode ist nicht nur Fast Food

Jugendsynode - das bedeutete nicht nur gemeinschaftliches Essen von Pommes und Burger, sondern auch gemischte Tische von Sakkoträgern und jüngeren Delegierten in Jeans und Turnschuhen. Statt der typischen Protokolle bereitete ein Illustrator die wichtigsten Ergebnisse in einer grafischen Darstellung auf. In den Diskussionen bemühten sich die Delegierten um einfache Sprache und ermunterten immer wieder, Fragen zu stellen.

Nach lebhaften Diskussionen einigten sich die Synodalen am Sonntag auf die Forderung nach Jugendausschüssen mit einer Quote für junge Leute in allen 37 Kirchenkreisen zwischen Niederrhein und Saar. Auch die Jugendarbeit und die Situation junger unbegleiteter Flüchtlinge müssten verbessert werden.



Was aus den Beschlüssen wird, entscheidet die bis Freitag tagende Landessynode. Präses Manfred Rekowski betont, dass die Jugendsynode mehr als "eine Spielwiese" sei: "Ich glaube schon, dass Vieles sehr konsensfähig sein wird", sagt der leitende Theologe der rheinischen Kirche. "Wir haben dieser Generation bisher zu wenig Raum gegeben und zu wenig Gestaltungsmöglichkeiten." Das wolle die rheinische Kirche nun ändern.

Annkatrin Zotter aus Düsseldorf plädiert für regelmäßige Tagungen junger Leute. "Vielleicht könnte die Jugendsynode alle vier Jahre stattfinden, so dass wir einen jugendlichen Anstoß in der Kirche bekommen", schlägt die stellvertretende Vorsitzende der Evangelischen Landesjugendvertretung im Rheinland vor. Die 21-jährige Studentin besuchte erstmals eine Synode.

Neue Arbeitsweisen integrieren

Lisa Marie Appel, Vorsitzende der Studierendenkonferenz der Evangelischen Studierendengemeinden (ESG) im Rheinland, dringt nach den positiven Erfahrungen auf neue Arbeitsweisen der Kirche. Die Landessynode könne von den kleinen Gruppen und dem Bemühen um Verständlichkeit während der Jugendsynode lernen, sagt die 24-jährige Theologiestudentin aus Wuppertal.

Während viele junge Delegierte nach dem Wochenende wieder abreisen, hat Appel als Gast auf der Landessynode ein Auge auf den Umgang mit der Vorgängerkonferenz. Sie hofft auf eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Themen der Jugendsynode: "Ich bin sehr darauf gespannt, wie mit den Ergebnissen umgegangen wird."