Wie indische Medien berichteten, gelang es zwei Besucherinnen in Begleitung von Polizisten, eine Menge extremistischer Hindus zu umgehen, die seit Wochen den Sabarimala-Tempel in Kerala in eine Festung verwandelt haben und Frauen zurückhalten. Sie wehren sich gegen die Aufhebung des Besuchsverbots für Frauen durch das Oberste Gericht des Landes.
Die beiden in schwarze Tücher gehüllte Frauen betraten das Heiligtum auf einem Hügel im südlichen Bundesstaat Kerala nicht über die 18 Stufen, die die Gläubigen normalerweise gehen, sondern wurden über einen Hintereingang zum Beten in das Gebäude gebracht. Nachdem Videoaufnahmen von ihrem Besuch publik wurden, kam es am Tempel zu Protesten. Hindu-Priester sperrten das Gotteshaus, um ein Reinigungsritual durchzuführen.
Der Tradition nach dürfen Frauen zwischen 10 und 50 Jahren den vergoldeten Tempel nicht betreten, weil die dort verehrte Gottheit als unverheiratet gilt und Gläubige eine "Verführung" fürchten. Im September 2018 erklärte jedoch das Oberste Gericht Indiens, die Praxis verstoße gegen die von der Verfassung garantierte Gleichbehandlung von Männern und Frauen.
Zahlreiche Frauen hatten danach versucht, den in einem Wald gelegenen Tempel zu erreichen, waren jedoch von aufgebrachten Hindu-Aktivisten davon abgehalten worden. Im Oktober kam es zu Ausschreitungen zwischen Verbotsbefürwortern und der Polizei, um die 2.000 Menschen wurden festgenommen. Am Dienstag hatten Zehntausende Frauen in Kerala eine Menschenkette gebildet, um gegen das Tempel-Verbot zu protestieren.
Die meisten Tempel in Indien erlauben den Besuch von Frauen und setzen keine strikten Altersregeln wie der Sabarimala-Tempel. Allerdings gibt es mehrere berühmte Tempel, die ein absolutes Frauenverbot aufrecht erhalten.