Weihnachtskrippe
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Die klassische Weihnachtskrippe zeigt die bekannte Szene: Im Stall sitzt die Heilige Familie, flankiert von Ochs und Esel und Schafen.
Etwas radikal Neues
In der Bibel steht die Geburt für einen neuen Anfang
Gott und Mensch zugleich - das kann nur durch eine starke Symbolik fassbar werden. Die Weihnachtsgeschichte stellt die Geburt ins Zentrum - ein biologischer Vorgang und gleichzeitig ein Bild, das zeigt: Durch Jesus kommt etwas Neues in die Welt.

Ob holzgeschnitzt oder aus Playmobil-Plastik - die klassische Weihnachtskrippe zeigt die bekannte Szene: Im Stall sitzt die Heilige Familie, flankiert von Ochs und Esel, Schafen und Hirten. Über dem Strohdach der Stern als Weihnachtslogo. Im Ergänzungsset gibt es noch die Heiligen Drei Könige mit einem Kamel. Fertig ist Bethlehem.

Hält die so in Szene gesetzte Weihnachtsstory einer biblischen Überprüfung stand? Eher nicht. Zwar hüllt nach dem Lukasevangelium Maria ihren neugeborenen Sohn in Stoff und legt ihn in eine Futterkrippe, "weil in der Herberge kein Raum für sie war" - aber von einem Stall ist keine Rede. Tiere werde auch nicht beschrieben. Höchstens Schafe: Den Hirten auf dem Feld erscheint ein Engel, und die "himmlische Heerscharen" verkünden die frohe Botschaft von der Geburt des Retters Christus.

Freundliche drei Könige?

Und die drei Könige? Im Matthäusevangelium taucht eine unbestimmte Anzahl von "Sterndeutern aus dem Osten" auf, die einen Kometen verfolgen. Sie gelangen nach Bethlehem und bringen dem Jesuskind Geschenke, überlisten dabei den Kindsmörder Herodes. Von freundlichen Königen keine Spur.

Es bleibt der nüchterne Kern der Weihnachtsbotschaft übrig - ein Kind wird geboren, das zum Erlöser der Welt werden soll. Ein schwer begreifbares Mysterium, dass ein Baby die Menschheit retten soll. Aber das Kind in der Krippe ist ja weder von Josef gezeugt noch wird es in eine normale Familie hineingeboren. Sondern es ist der Sohn Gottes, den die Jungfrau Maria auf die Welt bringt. Seine göttliche Natur wird durch die biblische Erzählung von der Jungfrauengeburt unterstrichen.

Mit Gott auf Augenhöhe

Gott und Mensch zugleich - das kann nur durch eine starke Symbolik fassbar werden. Die Weihnachtsgeschichte stellt deshalb die Geburt ins Zentrum - einerseits ein ganz natürlicher biologischer Vorgang, andererseits ist die Geburt in einer ärmlichen Umgebung aber eine Metapher, die deutlich macht: Durch diesen kleinen Jesus kommt etwas radikal Neues in die Welt.

Mit Weihnachten beginnt die christliche Heilsgeschichte. Gott wendet sich den Menschen zu, begegnet ihnen sozusagen auf Augenhöhe. Die Geburt als Anfang des Erlösungswegs, der für Jesus am Kreuz endet, das ist es, was die Christenheit zu Weihnachten feiert.

Neues kommt durch Geburt in die Welt

In der griechischen Mythologie sind viele Geburtserzählungen von Göttern überliefert. Im Gegensatz dazu wird vom alttestamentlichen Gott Israels keine Geburtsgeschichte erzählt - er ist einfach da. Allerdings wird vom Schöpfergott selbst auch als "Gebärer" gesprochen. In der Bibel wird die Geburtssymbolik also durchaus im Sinne eines Schöpfungsaktes verwendet.

Viele neutestamentliche Bibelstellen greifen die Geburtsmetaphorik auf, um eine existenzielle Grunderfahrung darzustellen. Menschen können im Neuen Testament als "die von Frauen Geborenen" bezeichnet werden. Das hat die feministische Theologin Claudia Janssen von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal herausgestellt. Die Tatsache, dass immer wieder neue Menschen geboren werden und mit jedem einzelnen Neues in die Welt kommt, bezeichnete die jüdische Publizistin Hannah Arendt (1906-1975) mit dem Begriff "Natalität".



Die biblischen Bethlehem-Erzählungen sind nach Auffassung von Neutestamentlern allerdings ganz buchstäblich gemeint: Das Neue und Besondere, das mit Jesus in die Welt komme, zeige sich in den Umständen seiner Geburt.

Als Weihnachtsgeschichte der ganz anderen Art ist eine Jesus-Geschichte aus dem dritten Kapitel des Johannesevangeliums zu verstehen. Johannes geht davon aus, dass es neben der leiblichen auch eine geistliche Geburt gibt: Der Pharisäer Nikodemus will von Jesus wissen, was es mit dessen Lehre auf sich hat. Jesus geht nicht direkt darauf ein, sondern erklärt ihm, dass ein Mensch "neu geboren" werden müsse, um das Reich Gottes zu sehen.



"Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?", fragt Nikodemus. Und Jesus antwortet: Es komme darauf an, dass ein Mensch "aus Wasser und Geist" neu geboren werde. Was er meint, ist eine innere "Wiedergeburt" als Voraussetzung einer spirituellen Beziehung des Menschen zu Gott. Diese neue Erkenntnis kam zu Weihnachten in die Welt.