Reis aus Togo
Foto: epd-bild/Jens Grossmann/Brot für die Welt
Reis gehört in Togo, einem der ärmsten Länder der Welt, zu den Hauptnahrungsmitteln. Doch die Bauern kämpfen gegen asiatische Billigimporte und widrige Anbaubedingungen.
Kein Fußmarsch mehr zum nächsten Markt
Reis gehört in Togo zu den Hauptnahrungsmitteln. Doch die Bauern kämpfen gegen asiatische Billigimporte und widrige Anbaubedingungen. Initiativen, sie zu stärken, helfen bisher im kleinen Rahmen.

Konzentriert sitzen die Frauen mit Mundschutz über große, blaue Plastikteller gebeugt. Die Behälter sind voller Reis, so wie die Wannen, Schüsseln und Säcke in dem Verschlag mit Wellblechdach. In der Mittagshitze sortieren 16 Hilfsarbeiterinnen des kleinen Betriebes Esop Agou im Süden Togos Spelze, Steine und beschädigte Körner aus dem Reis. "Die Arbeit der Frauen ist wahnsinnig mühsam und hält die Produktion auf", sagt Verwalter Nandja Nikabou. Mit einem Kredit will er eine neue Maschine anschaffen, die den Reis besser sortiert. "Die Frauen hätten immer noch genug zu tun, aber wir könnten deutlich schneller produzieren."

Die Infrastruktur fehlt

Togo ist eines der ärmsten Länder der Welt. Fast zwei Drittel der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft. Doch fehlende Infrastruktur wie Bewässerung, Transport, Lager- und Verpackungsmöglichkeiten und kaum Zugang zum Markt verhindern, dass die Bauern rentabel arbeiten können. Der Reisbetrieb Esop Agou, etwa 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lomé gelegen, soll eine Antwort auf diese Probleme sein. Wie in weiteren neun Unternehmen landesweit haben sich auf Initiative der togoischen Hilfsorganisation ETD Bauern und Angestellte einer verarbeitenden Fabrik zusammengeschlossen. Sie halten wie ETD und lokale Geschäftsleute, "die nicht unbedingt schnell viel Geld verdienen wollen", Anteile am Betrieb, wie die ETD-Marketingexpertin Affi Koffi erläutert.

ETD übernimmt die Vermarktung, und die Fabrik sichert sich stabile Lieferungen und Qualität. Die Bauern ersparen sich den Transport, haben einen sicheren Abnehmer und erhalten mehr Geld, weil der Reis sehr hochwertig ist. "Früher habe ich den Reis bis zum Markt getragen", erzählt die 50-jährige Akoua Kataré auf dem Platz zwischen den Hütten des Dorfes Dolohoe. Das bedeutete drei Stunden Fußmarsch mit einer Wanne voller Körner auf dem Kopf. "Das war so anstrengend, dass ich den Reis verkauft habe, auch wenn ich keinen guten Preis bekommen habe, nur um ihn nicht zurücktragen zu müssen."

Der Gewinn fließt auch in das Schulgeld

"Unsere Vorfahren hatten keine gute Technik und deshalb wenig Ernte", sagt ihr Mann, Tougan Kouma, der Präsident der lokalen Bauerngruppe. Mit Hilfe des Esop Agou hätten sie die Anbaumethoden verbessert, mit tiefergelegten Feldern und Dämmen beispielsweise. "Jetzt können wir für unsere Kinder das Schulgeld bezahlen und haben immer genug zu essen." Ein Teil des Gewinns werde zudem für Ausgaben der Kooperative zurückgehalten.

Schwierigkeiten gibt es dennoch: Das Land gehört den Bauern nicht, und wenn die Ernte schlecht ist, schaffen sie es kaum, die Pacht zu bezahlen. "Außerdem gehen die Jungen in die Stadt, und wir Alten haben nicht so viel Kraft für die schwere Arbeit", erzählt der 52-jährige Kouma.

Ein weiteres Problem für togoische Bauern ist der billige Importreis aus Asien, gegen den sie kaum konkurrieren können. Die Regierung wolle die lokale Produktion erhöhen, erläutert die Togo-Referentin des Hilfswerks "Brot für die Welt", Johanna Dienst. Doch die Kleinbauern, die zwei Drittel der Landwirte in Togo ausmachten, würden kaum gefördert.

Laut dem Vizepräsidenten der Handelskammer, Remy Moevi, deckt die lokale Reisproduktion etwa 40 Prozent des Bedarfs. "Um die Einfuhr aus Asien zu senken, müssen Zölle auf den Importreis erhoben werden." Doch die Regierung hat erst kürzlich im Gegensatz dazu die Einfuhrzölle gesenkt.

Der "Riz Delice" (Hochgenuss) kostet mit rund 600 westafrikanischen Francs pro Kilo (knapp ein Euro) etwa doppelt so viel wie der billigste Reis auf dem Markt.

Kein grundsätzlicher Wandel auf dem Reismarkt

Die von ETD unterstützten Bauern stehen nicht in direkter Konkurrenz zum asiatischen Billigreis. Ihr als "Riz Delice" (Hochgenuss) vermarkteter Duftreis spricht eine andere Zielgruppe an. Er kostet mit rund 600 westafrikanischen Francs pro Kilo (knapp ein Euro) etwa doppelt so viel wie der billigste Reis auf dem Markt. Doch obwohl die seit Jahren von "Brot für die Welt" finanzierte Initiative Tausenden Familien ein besseres Leben ermöglicht, einen grundsätzlichen Wandel auf dem Reismarkt kann sie nicht bewirken. "Die Bauern produzieren zu wenig", erläutert Marketingexpertin Affi Koffi. "Aber die Nachfrage ist da."

Laut Togo-Referentin Dienst dauert es lange, bis die Produktionsmethoden überall verbessert sind, um die Erträge zu steigern. Und die Bauern wirtschafteten auf so niedrigem Niveau, dass jeder Kredit zum Kraftakt werde. Deshalb fordert Affi Koffi: "Der Staat muss in die lokale Produktion investieren, erst dann kann sie maßgeblich gesteigert werden."



Das Problem sieht auch Großhändlerin Esse Amavigan. Sie ist die erste, die den "Delice" vertrieben hat. Mittlerweile verkauft sie 20 Tonnen davon pro Monat - deutlich weniger als sie könnte. Insgesamt vertreibt sie monatlich mehr als 3.000 Tonnen. "Ich möchte damit unsere Bäuerinnen und Bauern unterstützen, und der Reis hat eine wirklich gute Qualität." Doch bereits nach zwei, drei Wochen ist ihr Vorrat aufgebraucht. "Ich kann ihn nicht bewerben, wenn ich über Wochen keinen Nachschub bekomme."

Daran wird sich auch nichts ändern, wenn Esop Agou seine neue Sortiermaschine hat. Aber die Frauen, die in ihrem Verschlag Korn um Korn prüfen, werden schneller vorankommen.

Frauen sortieren in dem Reisbetrieb Esop Agou in Aventonou, Togo, Steine und beschädigte Körner aus dem Reis.)