Matthias Vosseler ist der "schnellste Pfarrer Europas".
Evangelischen Landeskirche in Württemberg/kirchenfernsehen.de
Oft betet Matthias Vosseler auch während des Sports.
Europas schnellster Pfarrer
Matthias Vosseler ist der "schnellste Pfarrer Europas". Beim Laufen betet er - und hat in der Natur schon öfters gute Ideen erhalten.
Der Laufsport wurde Matthias Vosseler (49) wohl schon in die Wiege gelegt. Oder besser in den Laufstall. Darin sei er als Kind nicht zu bändigen gewesen und immer drüber geklettert, erzählt der Pfarrer der evangelischen Stiftskirche in Stuttgart. In der Schule begeisterte ihn ein Sportlehrer für das Laufen. In diesem Jahr blickt der Theologe auf 30 Jahre Wettkampf-Erfahrung zurück, in manchen Jahren lief er bis zu 20 Wettkämpfe. Viermal wurde er beim Luxemburg-Marathon bester in der Geistlichen-Berufsgruppe und somit zum "schnellsten Pfarrer Europas".
 
"Laufen ist für mich die schönste Abwechslung, die es am Tag geben kann", schwärmt Vosseler. Sein Hobby bedeute für ihn, rauszukommen und Neues zu entdecken. Zurzeit legt er etwa 60 Kilometer, verteilt auf fünf Tage, in der Woche zurück. Meistens startet der Pfarrer mit der orangefarbenen Brille direkt vor der Haustür. Stuttgart könne man sowieso nur zu Fuß richtig entdecken, findet er: "Beim Laufen nehme ich die Stadt viel intensiver wahr."

Mit der Schöpfung verbunden

Oft betet Vosseler auch während des Sports, erzählt er. "Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren beim Laufen. Man ist mit der Schöpfung verbunden und damit auch mit dem Schöpfer." Immer wieder wird der Theologe zu Vortragsabenden eingeladen, auf denen er von seiner Leidenschaft erzählt. Manchmal bekomme er dort die Frage gestellt, ob er vor etwas davonlaufe. "Ich meine, nein", entgegnet Vosseler dann. Er setze sich im Gegenteil beim Laufen besonders intensiv mit Dingen auseinander, die ihn beschäftigen. "Oft ergeben sich beim Laufen Lösungen."
 
Und noch etwas nimmt der Stiftskirchenpfarrer aus dem Sport mit in seinen Alltag: Rhythmus. "Wer beim Laufen auf ein Ziel hin arbeitet, braucht einen Trainingsrhythmus", betont Vosseler. Und auch als Pfarrer brauche es einen Rhythmus, eine Struktur, um bei den vielfältigen Aufgaben den Überblick zu behalten.
 
Als der Marathonläufer seine einstige Bestzeit verrät - 2 Stunden 38 Minuten für 42 Kilometer - beginnen seine Augen zu blitzen. Er liebt den Wettkampf, ist auch ehrgeizig, sagt er: "Wenn ich an der Startlinie stehe, dann will ich alles geben. Das ist auch im Beruf so."

Die Bestzeit schafft er nicht mehr

In 30 Jahren Läuferleben habe sich allerdings einiges verändert. Seine Bestzeit würde er so nicht mehr schaffen, sagt Vosseler nicht ohne Wehmut. Bis Mitte 40 hätten Knochen oder Muskeln nie Probleme gemacht. "Aber der Körper verändert sich." Das beschäftige ihn und seine gleichaltrigen Lauf-Kumpanen, gibt er zu. "Aber ein Niveau nicht halten zu können, gehört zum Leben dazu." Es sei wichtig, diese Erkenntnis in seinen Alltag zu integrieren.
 
 
Der Theologe blickt nach vorn. Obwohl er durch seinen Sport schon viel von der Welt gesehen hat, stehen noch weitere Ziele auf seiner Liste, darunter der New York Marathon. Auch beim Europa-Marathon in Luxemburg, bei dem Vosseler das letzte Mal im Jahr 2014 mitlief, will er im kommenden Jahr wieder teilnehmen. Ein weiteres aktuelles Projekt sei es, sein Training so umstellen, dass er noch möglichst lange weitermachen kann, sagt er: "Ich will mit 70 oder 80 immer noch laufen können."