4.8., Phoenix, 20.15 Uhr: "Meine Tochter Anne Frank"
Die weltberühmte Geschichte von Anne Frank ist dank eines Bühnenstücks, diverser Spielfilme und verschiedener Dokumentationen derart hinlänglich bekannt, dass eine weitere Verfilmung eigentlich unnötig erscheint. Auch das Drehbuch von Hannah und Raymond Ley kann die Geschichte des Mädchens naturgemäß nicht neu erfinden, schildert sie aber aus einem ungewohnten Blickwinkel: Anne Frank bleibt Erzählerin und somit zentrale Figur der Handlung, doch ihr Vater, der Titel deutet es an, nimmt ungleich mehr Raum ein als in den anderen Filmen. Auf diese Weise kann auch das Nachkriegsgeschehen berücksichtigt werden, denn Otto Frank, eindrücklich und mit viel Sympathie von Götz Schubert verkörpert, ist der einzige aus der Familie, der die Deportation in ein Vernichtungslager überlebt hat.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die Spielhandlung beginnt mit Franks Rückkehr aus Auschwitz nach Amsterdam im August 1945. Er besucht das Versteck, das sich die Franks über zwei Jahre lang mit vier weiteren Personen geteilt haben, und erinnert sich, wie seine lebhafte Tochter ihr Zimmer umgehend mit Fotos von Filmstars dekoriert hat. Zum Fernsehereignis wird das Werk durch die Hauptdarstellerin: Die bis dahin unbekannte Mala Emde gibt der jungen Frau ein Gesicht, das gleichzeitig bekannt wirkt und doch aufregend neu ist. Abgerundet wird das Dokudrama durch Interviews mit Menschen, die Anne kannten, die meisten Schulfreundinnen. Da die Spielszenen größtenteils der Zeit im Versteck gelten, wirkt ein Ausflug ins Jahr 1962 wie ein Exkurs: Ein Journalist (Axel Milberg) besucht den Mann, der Anne und die anderen 1944 verhaftet hat; auf diese Weise kann Ley die Perspektive wechseln und die Verhaftung aus Sicht dieses Polizisten zeigen.
Natürlich ist "Meine Tochter Anne Frank" letztlich tieftraurig. Trotzdem ist der Film erstaunlich kurzweilig; die neunzig Minuten verfliegen im Nu. Im Anschluss zeigt Phoenix die Dokumentation "Das Geheimnis der Auschwitz-Alben" (21.45 Uhr). Fotografieren war in Auschwitz streng verboten. Und doch gibt es mehrere Fotoalben vom Schauplatz des Verbrechens. Wer fotografierte - und warum? Das blieb lange ein Rätsel. Der Film erzählt die Geschichte der Auschwitz-Alben und schildert, wie die Holocaust-Überlebende Lili Jacob eines der Fotoalben fand. Bis heute sind drei Alben der SS bekannt; das letzte tauchte erst 2006 wieder auf. Experten versuchen nun zu klären, wie die Bilder entstanden sind, wer die Fotografen waren und weshalb diese geheimen Bildbände angefertigt wurden.
4.8., Phoenix, 22.30 Uhr: "Nicht Rache, sondern Gerechtigkeit"
Die Geschichte von Beate und Serge Klarsfeld ist eine deutsch-französische Geschichte der ganz besonderen Art. Frank Gutermuth erzählt sie in seinem Film über eine außergewöhnliche Liebe und einen jahrzehntelangen Kampf gegen das Vergessen und für Gerechtigkeit. Der Kampf beginnt 1968 mit einer Ohrfeige für Kurt Georg Kiesinger, mit der Beate Klarsfeld die NS-Vergangenheit des deutschen Bundeskanzlers bekannt macht. Für die junge deutsche Frau und ihren französischen Mann Serge, dessen Vater als Jude in Auschwitz ermordet wurde, ist es unerträglich, dass ehemalige NS-Funktionsträger in der Bundesrepublik politische Karriere machen. Sie wollen die verdrängte nationalsozialistische Vergangenheit öffentlich machen; und sie wollen NS-Täter, die unbehelligt in der Bundesrepublik leben, zur Verantwortung ziehen. Die Klarsfelds werden zu den bekanntesten Nazi-Jägern in Europa. In Frankreich decken sie die Beteiligung der französischen Behörden an den Judendeportationen während des Zweiten Weltkriegs auf. Gegen massiven Widerstand und mit äußerster Beharrlichkeit setzen sie den Prozess gegen den ehemaligen Politiker und Kollaborateur Maurice Papon durch. Lange galten die beiden als Nestbeschmutzer und wurden nicht ernst genommen, heute sind sie sowohl in Frankreich als auch in Deutschland als moralische Instanz anerkannt und werden geehrt. Und auch heute kämpfen die beiden noch: vor allem gegen das Erstarken des Antisemitismus in Frankreich. Sie mischen sich ein, wenn Populisten gegen Juden hetzen, und sorgen dafür, dass sie sich vor Gericht verantworten müssen. Ihr Kampf ist noch nicht zu Ende.
5.8., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Frauen für alle Fälle"
Christa Wiedenmann ist 65. Sie kümmert sich um den Haushalt und um das zwanzig Monate alte Kind einer krebskranken Mutter, während diese eine Chemotherapie macht. "Meine Aufgabe ist, dass ich den Menschen, denen ich begegne, Mut mache in ihrer Situation", sagt Dorfhelferin Wiedemann. Dorfhelferinnen sind Mutmacherinnen, Alleskönnerinnen und Krisenmanagerinnen auf Zeit. Sie sind im Haushalt und auch im Bauernhof im Einsatz, wenn eine Bäuerin ausfällt oder sie springen dort ein, wo eine Mutter schwer erkrankt ist und für ihre Kinder nicht alleine sorgen kann. Alle paar Wochen haben sie einen neuen Einsatz und müssen von jetzt auf gleich eine neue Familie managen, mit allem Drum und Dran: kochen, Kinder betreuen, waschen, putzen, melken, Brot backen und - wenn es nötig ist - sogar Hochzeitsfeste vorbereiten. Doch dieser fast klischeehafte "Frauenjob" ist nur die Fassade ihrer Arbeit: "Ich bin diejenige, die die Normalität im Haus hält, wenn überall sonst Not herrscht", sagt Dorfhelferin Sabine Reuß, 37, die in einem Bauernhof im Nordschwarzwald für eine verletzte Bäuerin einspringt.
Der Film von Antonella Berta begleitet die beiden Frauen des Evangelischen Familienpflege- und Dorfhelferinnenwerks in Württemberg e. V. vor und nach der Arbeit und gibt Antwort auf die Fragen: Wo ist ihr Kompass in den immer neuen Krisensituationen, die sie managen müssen? Und wo bekommen die Dorfhelferinnen den Halt her für die immer neuen Tätigkeiten?
5.8., ARD alpha, 22.45 Uhr: "Streetphilosophy: Thoreau - Brich das Gesetz, wenn es gegen die Moral ist"
In dieser Folge von "Streetphilosophy" geht es um Gesetz und Moral. Jonas Bosslet will herausfinden, ob er sich auf seinen moralischen Kompass verlassen kann. Kaum jemand aus seiner Generation glaubt noch, dass Politik echte Lösungen bieten kann, dass die EU Vorreiter für Demokratie und Menschenrechte ist. Doch warum soll man sich dann an Gesetze halten? Hat man nicht sogar manchmal die Pflicht, sich dem Staat zu widersetzen? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Moral und Gesetz? Jonas zieht mit Challa und seinen Jungs durch die Nacht. Challa hält nicht viel von der Justiz. Wenn es Probleme gibt, dann werden sie ohne Polizei geregelt. Es gilt das Gesetz der Straße. Bei einer Wasserpfeife diskutieren er und Jonas, warum Gesetze nicht für alle gelten. Im Kriminalgericht Moabit schaut sich Jonas einen Prozess an und trifft auf den ehemaligen Jugendstrafrichter Kay-Thomas Dieckmann, der jahrzehntelang jugendliche Straftäter verknackt hat. Wie hängen Gesetz und Moral für ihn zusammen? Und welche persönlichen Konflikte haben sich daraus ergeben? Mit dem Philosophen Robin Droemer spielt Jonas eine Runde Mini-Golf und fachsimpelt über Menschenrechte und die Idee des zivilen Ungehorsams von Henry David Thoreau. Jonas ist wie elektrisiert von dessen Ideen und stellt fest: Er selbst muss jetzt handeln. Jonas wird zum Aktivisten.
6.8., ARD, 21.45 Uhr: "Exclusiv im Ersten: Grenzen dicht!"
Europas Regierungen atmen auf: Die Zahl der Flüchtlinge aus afrikanischen Staaten sinkt. Aber zu welchem Preis? Die "Monitor"-Redakteurin und ehemalige Nairobi-Korrespondentin der ARD, Shafagh Laghai, geht auf Spurensuche entlang des neuen Grenzwalls, den Europa quer durch Afrika aufgebaut hat. Ihre Reportage zeigt, dass Europas Politik vor allem den korrupten Eliten und Diktatoren afrikanischer Staaten hilft, aber nicht den Menschen, für die Flucht auch weiterhin die einzige Alternative zu sein scheint.
6.8., ARD, 23.30 Uhr: "Geschichte im Ersten: Forschung und Verbrechen"
Als die Alliierten am 23. November 1944 Straßburg besetzen, kommt für die Reichsuniversität in Straßburg das Aus. In den Tagen zuvor sind die meisten Professoren geflohen. Nur einige sind geblieben, darunter Johannes Stein, Dekan der Medizinischen Fakultät und Großvater der Filmautorin Kirsten Esch. Eröffnet wurde die Reichsuniversität genau drei Jahre zuvor, am 23. November 1941. Die Hochschule gilt als nationalsozialistisches Prestigeprojekt. Als geistiges Bollwerk des Deutschtums im besetzten Elsass soll sie die NS-Ideologie Richtung Westen verbreiten und sogar die Pariser Sorbonne in den Schatten stellen. Die Fakultäten werden mit den besten Köpfen des Deutschen Reichs besetzt, dazu zählen der "Kronjurist" des Dritten Reichs Ernst Rudolf Huber und der Physiker und spätere Friedensforscher Carl Friedrich von Weizsäcker. An das komfortable Leben der Professoren und ihrer Familien im besetzten Straßburg erinnern sich Karin Esch, die Mutter der Autorin, und Elisabeth Raiser, Tochter von Carl Friedrich von Weizsäcker.
In ihrem Film setzt sich die Autorin mit der Rolle ihres Großvaters als Dekan der Medizinischen Fakultät auseinander. Was hat ihr Großvater von den Verbrechen an seiner Fakultät gewusst? War er im nahegelegenen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, wo der Anatom August Hirt seine grausamen Menschenversuche durchführte? Der Film zeigt die Reichsuniversität auch als Ort des Widerstands. Elsässische Studenten um den Literaturstudenten Alphonse Adam wehren sich gegen die Zwangseinberufung der elsässischen Männer zur deutschen Wehrmacht. Dafür werden sie zum Tode verurteilt. Pélagie Simon, heute 89 Jahre alt, erzählt, wie ihr Bruder von der Gestapo verfolgt wurde und wie sie als junges Mädchen von seiner Hinrichtung erfuhr. Der Film ist die Auseinandersetzung der Filmemacherin mit der Familiengeschichte, erzählt anhand persönlicher Dokumente und Aussagen der Mutter der Autorin. Zugleich schildert die Dokumentation die Geschichte eines nationalsozialistischen Prestigeprojekts und die Beteiligung der geistigen Elite im "Dritten Reich" an grausamen Menschenverbrechen.
6.8., 3sat, 22.25 Uhr: "Das Haus der Solidarität"
Das "Haus der Solidarität" in Brixen in Südtirol ist ein Ort für Gestrandete. Rund fünfzig Menschen leben hier: Diebe, Obdachlose und Arbeitslose, Suchtkranke und ehemalige Flüchtlinge. Der Film erzählt die Geschichte einer einzigartigen und freiwilligen Form des Zusammenlebens und der disziplinierten Selbstorganisation von Menschen, die üblicherweise durch das soziale Raster fallen. Die Bewohner leben dort unbeaufsichtigt, nur am Tag betreut von drei Mitarbeitern, einer Sozialarbeiterin und zwei Quereinsteigern ohne soziale Ausbildung. Und freiwillig: Jeder einzelne der Bewohner könnte juristisch betrachtet jederzeit gehen und woanders leben. Doch bald wird es das Haus in dieser Form nicht mehr geben, denn der Orden, dem das Haus gehört, will es abreißen.
Andreas Pichler taucht tief in die Geschichten der Bewohner ein und folgt ihnen behutsam durch die letzten Monate ihres gemeinsamen Lebens. Indem er denen folgt, die den gängigen sozialen Mustern nicht entsprechen, versucht er, modellhaft ein Bild unserer Gesellschaft zu zeichnen.
6.8., 3sat, 23.15 Uhr: "Doctor Jack - Ein Mann, ein Leben, ein Ziel"
Jack Preger ist ein außergewöhnlicher Arzt, der sein Leben in den Dienst der Kranken gestellt hat: Seit 45 Jahren behandelt er die Ärmsten der Armen auf den Straßen Kalkuttas. Der Dokumentarfilm von Pierre-Antoine Hiroz und Benoît Lange widmet sich der Arbeit und der Lebensgeschichte Pregers. Er liefert Einblicke in den Alltag des 86-jährigen Mediziners, der vom Schmerz und Leid seiner Patienten geprägt ist und geht der Frage nach, wie ein Kind mit jüdischen Wurzeln, aufgewachsen in Manchester und mit abgeschlossenem Wirtschaftsstudium, erst Bauer und Jahre später Arzt in den Straßen von Kalkutta wird? Woher hat er die Energie geschöpft, aus dem Nichts, Krankenhäuser und Schulen aufzubauen? Preger, mittlerweile über 86 Jahre alt, steht jeden Morgen auf, um Leben zu retten. Die Kamera begleitet ihn zu seinen Einsatzorten in Krankenstationen und auf der Straße und gibt unbekannten Personen ein Gesicht.
6.8., 3sat, 0.40 Uhr: "37 Grad: Im Ruhestand am Nordseestrand"
Nordseewellen, saubere Luft, keine Autos, wenig Stress und viel Ruhe: Die ostfriesische Insel Baltrum ist ein Ferienparadies. Für viele Senioren ist es ein Herzenswunsch, hier auch im Alter zu leben. Johann Ahrends beschreibt, wie dieser Lebensabend aussieht. Um ihn zu ermöglichen, ist der Pflegedienst "Gode Tied" gegründet worden. Der Verein hat 160 Mitglieder, jeder zahlt 60 Euro pro Jahr, zwei Pflegerinnen werden durch Pflegegeld und Krankenkasse bezahlt, so können die Senioren zu Hause versorgt werden. Davon profitieren auch pflegebedürftige Urlauber und die Zugereisten, die auf der Insel im Alter Gemeinschaft und Unterstützung suchen.
Die Reportage begleitet alte Insulaner und zugewanderte Senioren. Zum Beispiel Olga: Sie ist 93 Jahre alt und genießt die Fürsorge ihrer Kinder, Enkel und Urenkel. Alle leben auf der Insel; die meisten vermieten an Feriengäste oder arbeiten in der Gastronomie. Olga ist gleich nach dem Krieg nach Baltrum gekommen und hat zusammen mit ihrem Mann in einer Bretterbude Lebensmittel verkauft. Seit siebzig Jahren kümmert sie sich um die Buchführung, zuletzt auch für den Hotelbetrieb ihres Enkels Olaf. Dessen Tochter Lena ist jetzt in den Betrieb eingestiegen und wird gerade von ihrer Uroma eingearbeitet. Olgas Lebensmotto ist: so selbstständig wie möglich bleiben! Sie kocht manchmal für die Familie, geht einkaufen und fährt auch selbstständig mit ihrem Elektromobil zum Arzt. Einmal am Tag kommt der Pflegedienst und versorgt die rüstige Rentnerin mit Kompressionsstrümpfen. Im Sommer heiratet ihr erster Urenkel Nils; da möchte sie auf alle Fälle dabei sein. Nicht mehr ganz so rüstig ist Jupp (80), der als fröhlicher Gastwirt zum Inseloriginal wurde. 1966 kam er zusammen mit Ehefrau Ulla nach Baltrum und hatte es anfangs nicht leicht mit den Einheimischen. Aber Jupp mischte sich schnell überall ein, spielte Theater, predigte in der Kirche und saß im Inselrat. Und während seine Frau im Restaurantkeller das Essen kochte, versorgte er die Gäste an der Theke mit Getränken und Witzen. Doch nun musste er den "Seehund" an seine Tochter Martina übergeben, denn Jupp ist krank. Mehrmals musste er schon mit dem Hubschrauber ans Festland ins Krankenhaus gebracht werden. Zurück auf der Insel, wird er nun jeden Morgen vom Pflegedienst versorgt. Jupp hat einen sehnlichen Wunsch: Er will auf der Insel bleiben. Renate (69) und Günther (80) leben erst seit sieben Jahren auf Baltrum. Renate hat nur noch ein Drittel ihrer Lunge und braucht die Nordseeluft zum Atmen. Die Integration war anfangs nicht leicht. Doch Günther ist Musiklehrer und hat auf der Insel eine Brassband mit Jugendlichen gegründet, um Kontakt zu bekommen. Die beiden haben bereits auf anderen Nordseeinseln gelebt, aber auf Baltrum können Rollstuhlfahrer direkt ans Meer fahren. Mitten im Dorf haben sie ein kleines Haus gebaut: für einen ruhigen Lebensabend ohne Autos, Lärm und Stress. Renate geht es seitdem besser. Dafür wird Günthers Gesundheitszustand immer schlechter. Er hat Diabetes und muss vom Pflegedienst versorgt werden. Günther möchte noch sein letztes großes Konzert in der Inselkirche geben.
6.8., ARD alpha, 21.00 Uhr: "Verlorenes Land - verlorene Heimat. Der Dalai Lama"
1935 als neuntes von sechzehn Kindern einer Bauernfamilie unter dem Namen Lhamo Dhondrup geboren, wurde ein kleiner Junge aus Tibet im Alter von zwei Jahren als Reinkarnation des 13. Dalai Lama anerkannt und mit seiner Familie nach Lhasa gebracht. 1940 wurde er als vierzehnter (und möglicherweise letzter) Dalai Lama unter dem Namen Tenzin Gyatso inthronisiert. Als solcher ist er bis heute geistliches Oberhaupt der Tibeter. Der Film gewährt Einblicke in das Wesen eines im Umgang mit Freunden unkomplizierten und Fröhlichkeit ausstrahlenden Menschen. Doch die Dokumentation ist vor allem auch das Portrait eines verlorenen Landes und einer verlorenen Heimat. 1950 wurde das Land von Rotchina erobert und in Blut getränkt, daran änderten auch viele Proteste internationaler Größen nichts. Die Situation Tibets trieb in den letzten 17 Jahren rund 140 tibetische Frauen und Männer zu verzweifelten Taten: In ihrer blanken Verzweiflung verbrannten sie sich selbst. Bilder dieser lebenden Fackeln gelangten trotz der strengen Kontrollen ins Ausland, aber trotz aller Menschenrechtsverletzungen und dem brutalen Regime Chinas dominieren im Westen die wirtschaftlichen Interessen.
7.8., ZDF, 22.30 Uhr: "37 Grad: Hier ist noch lange nicht Schluss"
Keine Kneipe, kein Geschäft, keine Schule, kein Arzt: Postlow ist eine kleine Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern mit wenig Zukunftschancen. Deutschland boomt zwar, aber nur in den Metropolen. In Postlow gibt es kaum Arbeitsplätze, für Straßenreparaturen und Sanierungen fehlt oft das Geld. Der Frust ist groß, Häuser verfallen, viele junge Leute ziehen weg. Wie leben die Menschen, die in ihrer Heimat bleiben wollen? Der Ort liegt weitab von den Wirtschaftszentren und zu weit entfernt von der Ostsee, um vom Tourismus zu profitieren. Postlow hat in den vergangenen zehn Jahren rund hundert Einwohner verloren. 287 Menschen leben noch hier, viele sind über fünfzig. Nach der "Wende" mussten die großen landwirtschaftlichen Genossenschaften schließen, es ging wirtschaftlich immer mehr bergab, investiert wurde kaum. Der Verfall ist nun vielerorts sichtbar: In der idyllischen Gegend mit weiten Feldern und Alleen stehen verlassene Gutshöfe, leere Häuser und DDR-Bauten in schlechtem Zustand. Nur vereinzelt gibt es noch kleine Gewerbeunternehmen. Manche Häuschen in Postlow sehen zwar gepflegt aus, doch Leben spielt sich auf den Straßen nur wenig ab. Laut aktuellem Zukunftsatlas gehört der Landkreis Greifswald-Vorpommern, in dem Postlow liegt, zu denen mit den schlechtesten Entwicklungschancen.
Aber nicht alle wollen sich mit dieser Entwicklung abfinden. In ihrer Langzeitbeobachtung stellt Daniela Agostini Menschen vor, die sich auf ganz unterschiedliche Weise für ihre Heimat einsetzen. Zum Beispiel Marlis K., 53. Zusammen mit ihrem Mann hatte sie eine Geschäftsidee. Sie hat auf dem abgelegenen Anwesen ihrer Schwiegereltern eine kleine Oase geschaffen: eine liebevoll eingerichtete kleine Mosterei mit Hofladen, in der Leute aus der Gegend ihr Obst verarbeiten lassen können. Das schafft Arbeit, auch für zusätzliche Kräfte. Doch in diesem Jahr ist die Ernte eine Katastrophe. Wie soll das Paar seine Tatkraft behalten, wenn die Existenz gefährdet ist? Oliver H. (28) ist einer der wenigen Jungen, die in Postlow geblieben sind. Er hat Arbeit bei der Straßenmeisterei in der Stadt Anklam und lebt mit seiner Familie im Haus seiner verstorbenen Großeltern, Tür an Tür mit den Eltern. Oliver hat seine Kindheit hier verbracht, war nie weg und will das auch gar nicht. Postlow ist seine Heimat; was zählt, sind Familie, Freunde und die Freiwillige Feuerwehr. Gemeinsam mit den jungen Leuten der Gemeinde will er seine Energie investieren, um das Dorfleben wieder in Schwung zu bringen. Drittes positives Beispiel ist Ursula B. (74). Sie kam mit zwei Jahren als Flüchtlingskind mit ihrer Mutter und den beiden Brüdern aus Ostpreußen nach Postlow. Von ihrer alten Schule ist nur mehr eine Ruine geblieben. Doch sie hat auch schöne Erinnerungen an die Vergangenheit. Seit fünfzig Jahren lebt sie im Plattenbau, hier möchte sie bleiben, auch wenn es keinen Laden und keinen Arzt gibt. Zum Glück existiert noch der Zusammenhalt mit den Nachbarinnen, sie helfen sich gegenseitig und leisten sich im Alter Gesellschaft.
7.8., ARD alpha, 20.15 Uhr: "Länder-Menschen-Abenteuer: Buddha und die Schneeleoparden"
Der Himalaya ist die Heimat der Schneeleoparden, die weltweit zu den am stärksten gefährdeten Raubkatzen gehören. Nicht mehr als 6.000 bis 8.000 Tiere gibt es noch auf der Erde. Und ihr Lebensraum wird durch Umweltzerstörung und die Ausweitung von Weideflächen immer weiter eingeschränkt. In Tibet, am Nyenpo Yurtse, dem heiligen Berg der chinesischen Provinz Qinghai, stehen die Bewohner vor dem Aussterben des bedrohten Schneeleoparden und dem Ende ihres traditionellen Lebens als Nomaden. Mit einem ungewöhnlichen Filmprojekt wollen buddhistische Mönche bei den Bauern Verständnis für die Bedürfnisse der Natur entwickeln. Die Mönche haben ein Kamera-Training für die Hirten der Region organisiert. Hirten und Mönche bilden sich gemeinsam weiter und drehen ihre ganz persönlichen Filme. Die Themen reichen vom Müllproblem am heiligen See bis zu den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Yak-Dung. Die Hirten entdecken sich und ihr Leben durch die Kamera von einer ganz anderen Seite.
8.8., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Die Ziegenlady"
Nach dem Abitur arbeitete Elisabeth Sandach auf Bio-Bauernhöfen. Seit 17 Jahren ist sie von Mai bis Mitte November mit 200 Ziegen in der Hochrhön unterwegs. Heute wird nicht mehr geschlachtet, alle Tiere haben Recht auf ein würdiges Ende. Doch die Ziegenhirtin will noch mehr.
Ihre Tiere sind in der Rhön unumstrittene Sympathieträger. Sie sollen auch "Therapeuten" sein. Kinder und Schulklassen können Elisabeth im Stall besuchen, auch Erwachsene sind eingeladen, sie beim Hüten zu begleiten; sie hat Erfahrungen mit den Tieren und der Natur gemacht, die sie an andere weitergeben will. Inzwischen hat sie mehrere therapeutische Zusatzausbildungen absolviert und ist Heilpraktikerin für Psychotherapie; eine Ziegenhirtin als Therapeutin. Ein Filmteam hat sie im Sommer in der Hochrhön begleitet und sie im Winterquartier besucht.
8.8., ZDF info, 21.45 Uhr: "Auf der Spur des rechten Terrors"
Rainer Fromm geht in seiner Dokumentation "Auf der Spur des rechten Terrors" einigen dieser offenen Fragen nach: Wie groß war der NSU wirklich? Und welche Rolle spielte der Staat? Sein Film trägt den Titelzusatz "Die sieben Geheimnisse des NSU". Wäre es angesichts der Opfer nicht so makaber, könnte man von den perfekten Zutaten für einen Verschwörungs-Thriller sprechen. Natürlich kann Fromm all’ jene Fragen, die die Nebenkläger im NSU-Prozess vor seiner Kamera aufwerfen, nicht endgültig beantworten; aber schon allein die Existenz dieser Fragen ist ein Skandal. Selbst wenn sich der eine oder andere Vorwurf entkräften oder wenigstens schlüssig erklären ließe: Viel zu viele Details bleiben ungeklärt und im Dunkeln; es wird seine Gründe haben, dass ein Teil jener Akten, der den Nebenklägern nicht zugänglich gemacht wurde, absurde 120 Jahre unter Verschluss bleiben soll. Fromms Film ist der respektable Versuch, Schlaglichter in dieses Zwielicht zu werfen, das die Staatsschützer mit ihrer Verdunkelungsstrategie erzeugt haben. ZDFinfo zeigt die Dokumentation im Rahmen eines Themenabends über die neue Gefahr von rechts. Er beginnt um 18.00 Uhr ("Die neuen Nazis"). Um 20.15 Uhr wird der Prozess gegen Beate Zschäpe beleuchtet. Ab 22.30 Uhr geht es um Hetze im Internet. Der Themenabend endet mit einem Film über die sogenannten Reichsbürger (23.15 Uhr).
9.8., WDR, 22.10 Uhr: "Menschen hautnah: Rosemarie, 94 Jahre, Beruf: Studentin"
Rosemarie Achenbach ist fleißig. Dieses Jahr soll sie fertig werden, ihre Doktorarbeit. Mit ihren 94 Jahren ist sie die älteste Studentin an der Uni Siegen. Über 56 Jahre war sie mit einem evangelischen Pfarrer verheiratet und hat drei Kinder großgezogen. Aber ihren tiefen Wunsch, endlich einen akademischen Abschluss in den Händen zu halten, konnte sie sich erst nach dem Tod ihres Mannes erfüllen. Birgit Quastenberg hat die alte Frau zwei Semester lang begleitet und erzählt ihre Geschichte: Mit 12 hat sich Rosemarie im Konfirmandenunterricht in den 24-jährigen Vikar Fritz verliebt. Der Krieg und die gemeinsame politische Haltung gegen das Nazi-Regime haben sie zusammengeschweißt. Nach dem Krieg wurde geheiratet; die Frau, die so klug, begabt und wissbegierig war, musste ihre Talente in den Schatten ihres Mannes stellen. Sie kümmerte sich um den Bürokram der Pfarrei, war Bezirksleiterin der Frauenhilfe, malte Kinderbücher, schrieb Theaterstücke, fotografierte. Als ihr Mann starb, war sie 79 Jahre alt und voller Tatendrang. Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie alles selber bestimmen und jeden Tag so gestalten, wie ihr es passt. Sie schrieb sich 2004 an der Uni Siegen ein und schaffte in der Regelstudienzeit ihren Magister in Philosophie mit der Note "gut". Dadurch beflügelt, hat sie sich entschlossen, eine Doktorarbeit dranzuhängen. Das Thema: "Der Tod in der Philosophie".
10.8., 3sat, 19.30 Uhr: "Der Kampf um Bears Ears"
Für die Navajo und vier weitere Indianerstämme ist das Schutzgebiet Bears Ears im Südosten Utahs eine heilige Stätte. Doch das erkämpfte Mitspracherecht über die Nutzung ist akut bedroht. Kaum war Donald Trump Präsident, beschnitt er das von Barack Obama eingerichtete "National Monument" um 85 Prozent. Die weißen Rancher der Gegend hatten Angst um ihr Weideland, außerdem haben die Energiekonzerne ein Auge auf die reichen Uranvorkommen geworfen. Bears Ears umfasst mit 5470 Quadratkilometern ungefähr die doppelte Größe des Saarlands. Vor Jahrzehnten wurde bereits schon einmal in der Region Uran abgebaut - mit verheerenden Folgen für Natur und Bevölkerung. Krebs und Nierenversagen rafften zahlreiche Navajo dahin, auch heute noch hat ein Viertel der Navajo erhöhte Uranwerte und damit verbundene gesundheitliche Probleme. Keiner warnte sie vor der Gefahr. Außerdem verseuchten die Minen das Grundwasser. Bis heute haben viele Navajo keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, trinken Tag ein, Tag aus, giftiges Wasser. Die Region ist immer noch zersetzt von über 500 alten Uranminen, die nie gesäubert wurden und weiter die Umwelt verseuchen. Jetzt besteht die Gefahr, dass die Geschichte sich erneut wiederholt, denn seit der Ankunft der weißen Siedler in Amerikas Westen wurden die Ureinwohner permanent verfolgt und unterdrückt.