Bild von Kürbislaternen zu Halloween
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Halloween und Reformationstag: Gegensatz oder gemeinsames Fest?
Fest der hellen Köpfe
Den Reformationstag zum Leuchten bringen
Kein Kind freut sich auf den Reformationstag als Fest. Das war 2017 anders - da leuchtete der Reformationstag ähnlich hell wie die Kürbisleuchten zu Halloween. Ob sich das wiederholen lässt?
31.07.2018
EKD-Flugschrift Reformationstag 2018

Feiertage sind was fürs Herz. Da braucht man Kult und Kultur rundherum. Funkelnde Weihnachtskugeln, rote Amaryllis, den Duft von Stollen oder strahlend gelbe Osterglocken, bunte Ostereier und Schokoladenhasen. Feiertage klingen und riechen und schmecken. Feiertage sind die Unterbrechung unseres Alltages mit allen Sinnen und der alljährlichen Vorfreude der Wiederholung. Der Alltag wird erst richtig zum Feiertag, wenn sich Kinder darauf freuen, wenn Menschen zusammenkommen und die Gemeinschaft feiern zwischen den Generationen und Freunden.

Auf den Reformationstag freut sich kein Kind. Früher, als der Reformationstag noch deutschlandweit frei war, hieß es für das protestantische Kind, ins Feiertagskleid zu schlüpfen und sich besonders lange Predigten anzuhören, die von einem Universitätsprofessor handelten und einem Buch, der Bibel. Das riecht nicht und das schmeckt nicht und auch die Vorfreude hält sich in Grenzen. Das fühlt sich verordnet an und verkopft.

Wenn an dem Reformationsgedenkjahr 2017 etwas bezauberte, dann war es die schier grenzenlose Fantasie, mit der die Gemeinden 500 Jahre Reformation zum Leuchten brachten. Es gab Tischreden und Theaterstücke, Wanderungen und Lesungen, Musik und Tanz. Dieser Tag der Befreiung aus den angedrohten Höllenstrafen, aus der trägen Unmündigkeit, dieser Tag des Auszugs aus der Vormundschaft durch Institutionen bekam einen heiteren und kreativen Charakter.

Aber ein rauschendes Fest macht noch lange keinen Kult. Und die erinnernde Belebung der Reformation für die ganze Christenheit und für das Gemeinwesen macht noch keine wiederholbare sinnliche Erfahrung, macht noch keinen Tag, auf den sich Kinder freuen. Was sich stattdessen  am Reformationstag in den Kinderzimmern etabliert hat, ist das von Kirchenvertretern gefürchtete Halloween. Da werden Kürbisse zu bösen Fratzen geschnitzt, Geisterhemden genäht und Süßigkeiten eingesammelt. Natürlich gibt es rund um Halloween ein ausladendes Marketing und jede Menge Konsuminteressen, aber das unterscheidet Halloween nicht von Weihnachten und Ostern.

Aber Halloween bringt alles mit sich, was einen Gedenktag zu Kult machen kann: Vorfreude, Gemeinschaft, Basteln, Abenteuer und Licht in der Dunkelheit. Bei genauem Hinsehen könnte man Halloween wunderbar evangelisch "taufen", mit dem Reformationsfest verbinden und mit Kürbissuppe und Rübengemüse aller Art feiern.

Denn dieser Vorabend vor Allerheiligen (All Hallows’ Eve) erinnert nach einer alten irischen Legende an einen Mann, Jack Oldfield nannte er sich, dem sowohl der Himmel als auch die Hölle verschlossen waren. Er war so listig, dass er dem Teufel ein Schnippchen schlug, also konnte er nicht in die Hölle, lebte aber so unmoralisch, dass auch der Himmel ihn nicht wollte. Der auf ewig zwischen  Himmel und Hölle wandernde Jack bekam dann eine Rübe geschenkt – später wurde daraus ein Kürbis – mit einer glühenden Kohle darin, damit er im Dunkeln sehen und umherwandern kann. Zwischen Himmel und Hölle bewegt sich auch der Mensch, der nach der Erkenntnis Martin Luthers, von der Gnade Gottes erleuchtet und gerechtfertigt ist. Simul iustus et peccator.

Hat nicht Martin Luther die Köpfe erleuchtet und ihnen Orientierung gegeben für einen eigenen Weg? Für uns, die wir zwischen Himmel und Hölle im Dunkeln unseres Lebens herumtappen? Reformation ist also das Fest der hellen Köpfe. Hell von Geist und von Gnade, hell von Einsicht und Freude, hell von Mut für die Freiheit. Und da kann man dann auch alle Geschichten von dem Professor und dem Buch erzählen.