Johannes Eck mahnte innerkatholisch Reformen an. Diese wurden nach seinem Tod auf dem Konzil von Trient aufgegriffen und weitgehend umgesetzt.
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Johannes Eck mahnte innerkatholisch Reformen an. Diese wurden nach seinem Tod auf dem Konzil von Trient aufgegriffen und weitgehend umgesetzt.
Reformation auf katholisch – geht das?
Ein Plädoyer für Aufbruch und Erneuerung
Reform geht nach katholischem Verständnis mit "aggiornamento" einher. Das bedeutet "'Auf-den-Tag-bringen". So entsteht eine Dynamik, die nach vorn weist: Es geht um eine Kirche, die immer wieder neu Schwung holt, um auf die Menschen von heute zuzugehen.
31.07.2018
EKD-Flugschrift Reformationstag 2018

In diesem Frühjahr trafen sich die katholischen Bischöfe Deutschlands in Ingolstadt: eine Stadt, die im Zeitalter der Reformation eine Art Gegenstück zu Wittenberg darstellte. Hier wirkte Johannes Eck, ein Gegenspieler Martin Luthers. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts war die Stadt ein Zentrum des Jesuitenordens, der die Universität zu neuem Glanz erweckte. Die Jesuiten wurden zu Trägern der Gegenreformation, das heißt des Kampfes gegen die Reformation. Sie waren aber auch Vertreter katholischer Reformbemühungen.

Es ist interessant, dass nicht nur die Reformatoren, sondern auch die Väter des Jesuitenordens der Freiheit des Menschen und seiner persönlichen Begegnung mit Christus hohe Bedeutung beimaßen. Besonderer Ausweis für die Reformorientierung der Jesuiten ist auch ihre Mitwirkung beim Konzil von Trient. Die bessere Ausbildung der Kleriker, die Gründung von Seminaren und eine gründliche Klärung dogmatischer Fragen gehörten zum damaligen Konzil. "Reform" hat etwas mit Veränderung zu tun und auch mit Korrektur. Sie nimmt Maß an der Herkunft, der man wieder mehr entsprechen will, ist aber ausgerichtet auf die Zukunft. Das Zweite Vatikanische Konzil sagt: Kirche bleibt "zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und der Erneuerung" (Lumen gentium 8). 

Was katholische Reform heute bedeutet

Zur reformatio gehört nach den Vorstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils das "aggiornamento". Das ist ein Begriff, der ursprünglich das "Auf-den-Tag-Bringen" meint. Die jeweilige Gegenwart – die "Zeichen der Zeit" – sind Bezugspunkt einer neuen Lektüre des Evangeliums und einer Aktualisierung von Lehre und Leben der Kirche –  immer in Vermittlung mit der eigenen Herkunft und Tradition. Heute bedeutet katholische Reform beispielsweise: Stärkung des "gemeinsamen Priestertums", wonach alle Getauften an Christi Sendung Anteil haben und in der Erwartung stehen, ihren spezifischen Beitrag in Gottesdienst und kirchlichem und gesellschaftlichem Leben zu erbringen. Sie bedeutet eine Stärkung des Bibellesens in der Kirche. Sie bedeutet eine Neubewertung der Freiheit und Würde des Menschen – auch hinsichtlich seiner religiösen Ausrichtung im Sinne der Religionsfreiheit. Sie bedeutet, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen und für Gerechtigkeit einzutreten.

So ergibt sich aus dem Spannungsbogen von reformatio und "aggiornamento" eine Dynamik, die jenseits aller Konfessionalität  nach vorne weist. Das ist die Dynamik einer Kirche, die sich auf das Evangelium zurückbesinnt und zugleich die "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen dieser Zeit, besonders der Armen und Bedrängten aller Art" (Gaudium et spes 1) ernst nimmt. Es geht um eine Kirche, die immer wieder neu Schwung holt, um auf die Menschen von heute zuzugehen. Papst Franziskus beschreibt diese Dynamik so: "Jedes Mal, wenn wir versuchen, zur Quelle zurückzukehren und die ursprüngliche Frische des Evange­liums wiederzugewinnen, tauchen neue Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute auf" (Evangelii gaudium 11). Diese Dynamik des Evangeliums können Christen gut miteinander teilen – gut katholisch wäre ein solcher Reformationsgedanke jedenfalls.