Die protestantischen Kirchen sind eher arm an Zeichen, Bildern und Symbolen. Eines der wenigen weltweit bedeutenden ist die Schlosskirche in Wittenberg, an deren Turm die Anfangszeile des Lutherliedes "Ein feste Burg" zu lesen ist. Heinrich Heine hat es als "Marseillaise der Reformation" bezeichnet, und das war als Ausdruck höchster Wertschätzung gemeint. Er verband mit Luther die Entstehung der Geistesfreiheit in Deutschland und stellte darum die Verbindung zur Freiheitsbewegung der Franzosen her.
Ähnlich sind die Zitate der Melodie in Werken von Bach, Händel, Mendelssohn Bartholdy ("Reformations-Sinfonie") und Wagner zu verstehen. Im vergangenen Jubiläumsjahr, als die Gottesdienste am Reformationstag überall gut besucht waren, haben die Gemeinden das Lied kräftig gesungen und durchaus im Bewusstsein, damit ihr Evangelischsein auszudrücken. Wie die Schlosskirche ist es eines der Zeichen unserer Kirche.
Wahr und traurig ist, dass der Lutherchoral in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts missbraucht wurde als Begleitmusik der Militarisierung des Denkens und in den nationalistischen Verirrungen der Zeit keine geringe Rolle gespielt hat. Aber das kann nicht dazu führen, dass wir uns abwenden, sondern sollte Anlass zur Vergewisserung sein – Luther bezog seine Dichtung auf Psalm 46, in dem Gott gelobt wird als "eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben", der den Kriegen ein Ende macht und Kriegsgerät zerstört, damit die Stadt Gottes "fein lustig bleiben soll mit ihren Brünnlein". Gegen Missbrauch gefeit sind auch die Symbole nicht, aber das schmälert nicht ihre Bedeutung.