Maike (Julia Hartmann), um die dreißig, sucht das norddeutsche Dorf ihrer Kindheit nur deshalb auf, weil ihr elf Jahre alter Sohn Jasper wissen will, wer sein Vater ist. Maike hat volles Verständnis für den Wunsch des Kindes, denn sie selbst ist vaterlos aufgewachsen: Ihre alleinerziehende Mutter Inge (Suzanne von Borsody) hat in Bezug auf den Erzeuger eisern geschwiegen. Allerdings geht sie nicht mehr in die Kirche, seit der Pfarrer tot ist. Ihrem Sohn will Maike diese Ungewissheit ersparen, doch sie hat keine Ahnung wer sein Vater ist: Ole (Sascha Göpel), der ewig bloß ihr bester Freund war, bis es nach tausend folgenlosen Berührungen unter dem Einfluss von Alkohol doch mal gefunkt hat? Hinnerk (Florian Panzner), in den sie verliebt war? Oder Torben (Tobias Licht), mit dem sie aber offenbar nur angebandelt hat, um Hinnerk eifersüchtig zu machen?
Die Grundidee der Geschichte ist also schlicht. Dass dennoch drei Autoren (Michael Gantenberg, Sarah Esser, Peter Strotmann) nötig waren, um sie zu erzählen, ist eigentlich ein schlechtes Zeichen. Der Film funktioniert trotzdem, weil der Handlungsauslöser mehr und mehr in den Hintergrund tritt. Natürlich geht es auch weiterhin um die Suche nach Jaspers Vater, aber die wichtigere Beziehung ist die zwischen Mutter und Tochter, denn deren Verhältnis ist ausgesprochen distanziert. Deshalb ist Maike auch wenig als begeistert, als ihre beiden Kinder, die ihre Oma noch nie gesehen haben, eine innige Zuneigung zu Inge entwickeln. Auch die Sache mit der Vaterschaft ist nicht so einfach wie gedacht. Die Männer sind allesamt liiert. Um den Störfaktor so schnell wie möglich wieder loszuwerden, legen sie zusammen und bieten ihr statt einer Haarprobe für den Vaterschaftstest 10.000 Euro. Aber da ist es schon zu spät, Maikes Auftauchen wirkt sich auf die jeweiligen Beziehungen wie ein Trendbeschleuniger aus, und zwar im Guten wie im Schlechten; erst recht, als sich zeigt, dass alle drei sehr gern Jaspers Vater wären.
Till Franzen, Regisseur der kürzlich mit dem Grimme-Preis geehrten Serie "Weinberg" (allerdings ohne Preis für Franzen), inszeniert die sympathische Geschichte ausgesprochen gelassen und entspannt. Immer wieder findet die Kamera (Timo Moritz) Zeit für den Himmel, die Landschaft, Sonnenauf- und untergänge, einen Regenbogen und vor allem die vielen Schafe der Gegend; auch das Licht erinnert kräftig an die Sonntagsfilme im ZDF. Aber hier wirkt die Bildgestaltung nicht wie die Erfüllung einer redaktionellen Vorgabe, sie ist Teil eines stimmigen atmosphärischen Gesamtkonzepts, zu dem auch die schöne Musik (Jakob Ilja) und die gut ausgewählten Songs ihren Teil beitragen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Und so hat "Drei Väter sind besser als keiner" nur ein Manko, und das ist ausgerechnet die Hauptdarstellerin. Eigentlich passt Julia Hartmann ("Frauenherzen") sehr gut zur Rolle der aufmüpfigen Maike, die viel wert darauf legt, anders zu sein als die anderen, was umso verständlicher ist, wenn man die bigotten Dorfbewohnerinnen kennen lernt, die über Inge und Maike ihr Gift verspritzen; beide gelten im Dorf als Flittchen. "Normal ist langweilig" lautet daher Maikes Lebensmotto, und deshalb hat sie sich in ihrer Kindheit immer der schwarzen Schafe angenommen. Ihre eigenen Kinder hätten allerdings gegen ein bisschen mehr Normalität gar nichts einzuwenden. Der burschikose Trotz, mit dem Hartmann ihre Rolle versieht, wirkt jedoch ebenso aufgesetzt wie der norddeutsche Zungenschlag, an dem sich die Berlinerin versucht. Das ist umso bedauerlicher, weil die weiteren darstellerischen Leistungen ausnahmslos überzeugend sind. Franzen hat gerade Maikes beide Kinder (Sammy Cairns, Mia Petersen Schwertfeger) formidabel geführt. Es gibt nicht einen Stolperer bei den Dialogen, und auch die emotionalen Szenen wirken nie gespielt. Die drei Vaterdarsteller sind ohnehin erfahren genug, um ihren Figuren mit wenigen Szenen Konturen zu geben. Gerade Panzner und Göpel profitieren zudem davon, dass sich Hinnerk und Ole entwickeln dürfen: Der eine, weil er Maike zunächst kühl abblitzen lässt, insgeheim aber immer noch viel für sie empfindet; und der andere, weil er ein ähnliches pikantes Geheimnis hütet wie einst Inge. Am schönsten sind trotzdem die Szenen mit der anfangs distanzierten Großmutter, deren Herz von den beiden Enkelkindern im Handstreich erobert wird.