Foto: Insa Hagemann/Grafik: Lena Gerlach
Von wegen Handicap: Arbeiten mit Behinderung
Menschen mit Behinderung werden im Arbeitsleben immer noch benachteiligt. Dabei muss eine Beeinträchtigung kein Handicap sein, wie die Portraits von vier Beschäftigten zeigen.
06.07.2018
Insa Hagemann (Fotografin) und Rebecca Erken (Text)

Immer noch schaffen viel zu wenige Menschen mit Handicap den Einstieg ins Arbeitsleben. Laut dem jüngsten Diskriminierungsbericht der Bundesregierung werden sie bei der Arbeitssuche noch immer benachteiligt. Trotz passender Qualifikation finden sie häufig keine Stelle. Im Jahr 2016 waren der Aktion Mensch zufolge 178.809 Menschen mit einer Schwerbehinderung ohne Arbeit – das sind 13,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote unter Menschen mit Schwerbehinderung ist demnach mehr als doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behinderung.

Insbesondere vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels in Deutschland sind die Zahlen alarmierend. Die Bundesagentur für Arbeit schreibt in ihrem Bericht zur "Situation schwerbehinderter Menschen" zwar, dass die Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter im Jahr 2016 weiter zurück gegangen sei. Allerdings gelänge es schwerbehinderten Arbeitslosen seltener als nichtbehinderten, eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden.

Die Autorin Rebecca Erken (rechts) und die Fotografin Insa Hagemann zusammen mit der Protagonistin Anna-Lotta Mentzendorff bei der Preisverleihung beim Inklusionspreis des Sozialverbands Niedersachsen.

Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass in Betrieben mit mindestens 20 Mitarbeitern fünf Prozent der Beschäftigten Menschen mit Schwerbehinderung sein müssen. In vielen Branchen ist diese Quote aber noch lange nicht erreicht. Viele Betriebe zahlen lieber die Ausgleichsabgaben, bevor sie jemanden mit Handicap einstellen.

Ein selbstständiges freibestimmtes Leben wird Menschen mit Behinderung so häufig verwehrt. Wie schaffen sie trotz dieser Hürden dennoch den Start in den Beruf? Welche Hindernisse gibt es in ihrem Arbeitsalltag? Was sind ihre Wünsche für eine Zukunft der Arbeit? Vier Beispiele, die zeigen, wie Menschen trotz – manchmal vielleicht aber sogar wegen – ihres Handicaps ihren Job sehr gut meistern. Sie machen außerdem deutlich, dass Beeinträchtigungen vor allem eines sind: eine Frage der Perspektive.

Gemeinsam haben die Journalistin Rebecca Erken und die Fotografin Insa Hagemann beim Inklusionspreis des Sozialverbands Niedersachsen für ihre Portraits von vier Beschäftigten den ersten Preis in der Kategorie "Medien" erhalten. Bei evangelisch.de sind sie alle in der Serie "Arbeiten mit Behinderung" zu sehen.