Autor des Films ist Mario Giordano. Sein Roman "Black Box" diente einst als Vorlage für den Kinofilm "Das Experiment". Stark verkürzt handelte die Geschichte davon, wie die Gewalt eskaliert, wenn Menschen willkürlich in Wärter und Gefangene aufgeteilt werden. Es wäre zwar übertrieben zu behaupten, Giordanos "Tatort"-Drehbuch behandele das gleiche Thema, aber Parallelen sind durchaus vorhanden; selbst wenn sich "Altes Eisen" in einem Mietshaus zuträgt. Die Brisanz aus Kölner Sicht liegt im Verrat an den Idealen, schließlich gilt das in vielen Fasnachtsliedern besungene typisch kölsche "Veedel" als ureigenste rheinische Erfindung: Im dorfähnlichen Kleinstviertel kennt und hilft man sich. Giordano aber zeigt die Kehrseite: Pack erschlägt sich.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Nun wird es den Zuschauern außerhalb der rheinischen Metropole herzlich egal sein, ob der Kölner die Geschichte als Affront betrachtet. Er erwartet von einem Krimi eine fesselnde Geschichte, gute Gastdarsteller und eine reizvolle Variation der Beziehung zwischen den Ermittlern. Außerdem soll möglichst lange offen bleiben, wer den obligaten Mord begangen hat. Regisseur Mark Schlichter verzichtet in seiner Inszenierung zwar auf jegliche Geschmacksverstärker, so dass sich die Spannung im Rahmen hält, aber ansonsten werden die Erwartungen erfüllt. Schenk (Dietmar Bär) ist verstimmt, weil Ballauf (Klaus J. Behrendt) Liebeskummer hat und daher in Erwägung zieht, ein Angebot des BKA anzunehmen; und Gastdarsteller Edgar Selge ist formidabel. Bloß die Handlung ist etwas unspektakulär: Nach dem Mord an einer Vermieterin ist das halbe Viertel verdächtig, weil niemand die alte Frau leiden konnte. Kurz vor ihrem Tod hat sie eine Hypothek über 300.000 Euro auf ihr Haus aufgenommen; das Geld ist allerdings verschwunden. Mit zwei Personen beschäftigen sich die Ermittler besonders intensiv: Ein Wettbürobesitzer (Tobias Oertel) steht schon allein deshalb ganz oben auf der Liste, weil er so ein schmieriger Typ ist; und Mieterin Trudi (Edgar Selge) fasziniert die beiden Kommissare, weil sie eigentlich ein Mann ist. Besonders zu Schenk fasst Trudi, die gute Seele des Viertels, inniges Zutrauen.
Zunächst erscheinen die Kommissare wie stets als Verfechter der guten Kölner Sache. "Jeder jeck is’ anders", zitiert Schenk ein rheinisches Grundgesetz, als sie Trudi das erste Mal begegnen. Aber dann schimpft er doch über die typischen kölschen Verhältnisse: Alle tun so, als seien sie dicke Freunde, in Wirklichkeit jedoch hassen sie sich. Schlichter und Kameramann Clemens Messow sorgen dafür, dass sich die Geschichte quasi wie von selbst erzählt. Fast wie im Dokumentarfilm bleibt die Kamera auch dann noch bei den Figuren, wenn eigentlich alles gesagt ist; auf diese Weise kann man einen Blick hinter die Masken erhaschen. Ein kleiner "Tatort", dessen Größe sich nur erschließt, wenn man genau hinschaut.
"Altes Eisen" trifft es natürlich auch, "Alte Liebe" aber wäre als Titel eigentlich treffender gewesen; selbst wenn sich darin ein Hinweis auf den Mörder verborgen hätte. Vordergründig ist der fünfzigste "Tatort" aus Köln, eine Wiederholung aus dem Jahr 2001, nicht sonderlich aufregend. Die Brisanz steckt im Detail: Aus Sicht der Kölner betreibt ihr Haussender WDR Nestbeschmutzung.
Autor des Films ist Mario Giordano. Sein Roman "Black Box" diente einst als Vorlage für den Kinofilm "Das Experiment". Stark verkürzt handelte die Geschichte davon, wie die Gewalt eskaliert, wenn Menschen willkürlich in Wärter und Gefangene aufgeteilt werden. Es wäre zwar übertrieben zu behaupten, Giordanos "Tatort"-Drehbuch behandele das gleiche Thema, aber Parallelen sind durchaus vorhanden; selbst wenn sich "Altes Eisen" in einem Mietshaus zuträgt. Die Brisanz aus Kölner Sicht liegt im Verrat an den Idealen, schließlich gilt das in vielen Fasnachtsliedern besungene typisch kölsche "Veedel" als ureigenste rheinische Erfindung: Im dorfähnlichen Kleinstviertel kennt und hilft man sich. Giordano aber zeigt die Kehrseite: Pack erschlägt sich.
Nun wird es den Zuschauern außerhalb der rheinischen Metropole herzlich egal sein, ob der Kölner die Geschichte als Affront betrachtet. Er erwartet von einem Krimi eine fesselnde Geschichte, gute Gastdarsteller und eine reizvolle Variation der Beziehung zwischen den Ermittlern. Außerdem soll möglichst lange offen bleiben, wer den obligaten Mord begangen hat. Regisseur Mark Schlichter verzichtet in seiner Inszenierung zwar auf jegliche Geschmacksverstärker, so dass sich die Spannung im Rahmen hält, aber ansonsten werden die Erwartungen erfüllt. Schenk (Dietmar Bär) ist verstimmt, weil Ballauf (Klaus J. Behrendt) Liebeskummer hat und daher in Erwägung zieht, ein Angebot des BKA anzunehmen; und Gastdarsteller Edgar Selge ist formidabel. Bloß die Handlung ist etwas unspektakulär: Nach dem Mord an einer Vermieterin ist das halbe Viertel verdächtig, weil niemand die alte Frau leiden konnte. Kurz vor ihrem Tod hat sie eine Hypothek über 300.000 Euro auf ihr Haus aufgenommen; das Geld ist allerdings verschwunden. Mit zwei Personen beschäftigen sich die Ermittler besonders intensiv: Ein Wettbürobesitzer (Tobias Oertel) steht schon allein deshalb ganz oben auf der Liste, weil er so ein schmieriger Typ ist; und Mieterin Trudi (Edgar Selge) fasziniert die beiden Kommissare, weil sie eigentlich ein Mann ist. Besonders zu Schenk fasst Trudi, die gute Seele des Viertels, inniges Zutrauen.
Zunächst erscheinen die Kommissare wie stets als Verfechter der guten Kölner Sache. "Jeder jeck is’ anders", zitiert Schenk ein rheinisches Grundgesetz, als sie Trudi das erste Mal begegnen. Aber dann schimpft er doch über die typischen kölschen Verhältnisse: Alle tun so, als seien sie dicke Freunde, in Wirklichkeit jedoch hassen sie sich. Schlichter und Kameramann Clemens Messow sorgen dafür, dass sich die Geschichte quasi wie von selbst erzählt. Fast wie im Dokumentarfilm bleibt die Kamera auch dann noch bei den Figuren, wenn eigentlich alles gesagt ist; auf diese Weise kann man einen Blick hinter die Masken erhaschen. Ein kleiner "Tatort", dessen Größe sich nur erschließt, wenn man genau hinschaut.