1. Schöpfung
Dem ersten Schöpfungsbericht zufolge schuf Gott die fruchttragenden Bäume am dritten Tag. Da nahm sich Gott vor, Gräser und Kräuter sprießen zu lassen, die sich über Samen vermehren. Auch Bäume lässt Gott entstehen; bei ihnen ist der Same in Früchten verborgen. Am Ende des Tages war Gott zufrieden mit seinem floralen Werk: Er "sah, dass es gut war".
Zitat: "Es lasse die Erde aufgehen fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist."
2. Paradiesfrucht
Die wohl bekannteste Frucht der Bibel ist die Frucht vom Baum der Erkenntnis: "Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen." Den Menschen verbot er, von den Früchten dieses Baumes zu essen. Eines Tages sagte eine Schlange zu Eva: Ihr werdet nicht sterben, wenn ihr vom Baum der Erkenntnis esst, "sondern ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist". Das weckte Evas Neugier. "Sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan." Besonders schlau wurden sie dadurch aber nicht. Zuerst merkten sie, dass sie nackt waren. Schnell schnappten sie sich Feigenblätter, um sich zu bedecken und versuchten, sich im Gebüsch vor Gott zu verstecken. Doch es nütze nichts. Gott bemerkte sofort, was los war, und verstieß sie aus dem Paradies. Ein Apfel, wie heute vielfach angenommen, war die verhängnisvolle Frucht übrigens nicht. In der Erzählung ist lediglich von einer Frucht die Rede.
Zitat: "Sie nahm von der Frucht und aß."
3. Wenn der Weinstock verdorrt
Früchte wie Feigen, Datteln und Trauben waren wichtige Nahrungsmittel. Was passieren würde, wenn diese Früchte einmal ausblieben, konnte sich damals jeder lebhaft vorstellen: Die Erde würde zum unfruchtbaren Jammertal. Der Prophet Joel mahnte seine Mitmenschen daher auch, wachsam und gottesfürchtig zu bleiben. Denn sollte eines Tages eine Zeit kommen, in der "der Weinstock verdorrt ist und der Feigenbaum verwelkt, auch die Granatbäume, Palmbäume und Apfelbäume, ja, alle Bäume auf dem Felde. So ist die Freude der Menschen zum Jammer geworden."
Zitat: "Weil der Weinstock verdorrt ist und der Feigenbaum verwelkt, auch die Granatbäume, Palmbäume und Apfelbäume…"
4. Liebesgartenfrüchte
Hoheslied 2,3; 4,3; 4,13; 7.8ff
Im Hohenlied werden Früchte zu poetischen Bildern, mit denen sich zwei Liebende gegenseitig beschreiben. Da sprüht es nur so von Vergleichen, die die erotischen Fantasien der Leser und Leserinnen anregen. "Wie ein Apfelbaum unter den wilden Bäumen, so ist mein Freund unter den Jünglingen. Unter seinem Schatten zu sitzen begehre ich, und seine Frucht ist meinem Gaumen süß", dichtet die Frau. Und ihr Freund erwidert: "Deine Schläfen sind hinter deinem Schleier wie eine Scheibe vom Granatapfel. Du bist gewachsen wie ein Lustgarten von Granatäpfeln mit edlen Früchten. Dein Wuchs ist hoch wie ein Palmbaum, deine Brüste gleichen den Weintrauben. Ich will auf den Palmbaum steigen und seine Zweige ergreifen. Lass deine Brüste sein wie Trauben am Weinstock und den Duft deines Atems wie Äpfel."
Zitat: "Die Liebesäpfel geben den Duft, und an unsrer Tür sind lauter edle Früchte, heurige und auch vorjährige: Mein Freund, für dich hab ich sie aufbewahrt."
5. Unter Weinstock und Feigenbaum
Früchte bereiteten nicht nur den Verliebten Freude. Der Prophet Sacharja spricht von einer Zeit, in der Gott den Menschen die Sündenlast abnehmen werde und betont: "Zu derselben Zeit wird einer den anderen einladen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum." Jeder, der es sich leisten konnte, mit seinen Nachbarn gesellig unter Feigenbäumen zusammenzusitzen, konnte sich reich und glücklich schätzen. Denn diese Bäume liefern gleich zweimal im Jahr leckere Früchte.
Zitat: Es "wird einer den anderen einladen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum."
6. Verfluchte Frucht
Obwohl sich Jesus eigentlich gegen das Fluchen aussprach, fluchte auch er gelegentlich. Eine recht merkwürdige Überlieferung berichtet davon, dass einer seiner Flüche einen Feigenbaum traf. Und dass nur, weil er keine Früchte trug, als Jesus welche essen wollte. Als ihn der Hunger plagte, sah er einen Feigenbaum, "ging hin und fand nichts daran als Blätter und sprach zu ihm: Nun wachse auf dir niemals mehr Frucht! Und der Feigenbaum verdorrte sogleich."
Zitat: "Nun wachse auf dir niemals mehr Frucht!"
7. Früchte des Lebens
Zusammen mit dem Baum der Erkenntnis stand der Baum des Lebens einst mitten im Paradies. Um zu verhindern, dass die Menschen auch von seinen Früchten aßen, versperrte Gott ihnen den Weg zurück in den Garten Eden. Im himmlischen Jerusalem aber werden sie von seinen Früchten essen können, dort wird es sogar nicht nur einen, sondern viele Lebensbäume voller Früchte geben, verspricht das letzte Buch der Bibel. Dort wird ein "Strom lebendigen Wassers" fließen, "klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes." Die Bäume, die dort wachsen, tragen in jedem Monat Früchte. Wie eine Rücknahme der jesuanischen Verfluchung des Feigenbaumes klingt der Zusatz: "Es wird nichts Verfluchtes mehr sein."
Zitat: "Mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht."
Zum Weiterlesen: Ute Maurer: Die Frucht der Jahre. Spiritualität im Älterwerden, Stuttgart 2013