Wartenberg-Potter warb in ihrer Predigt für einen achtsameren Umgang der Menschen mit den Tieren. Sie zeigte sich optimistisch, denn es wachse das Bewusstsein dafür, wie eng Mensch und Tier verwandt sind. Die Altbischöfin ist Kuratoriumsvorsitzende des Instituts für Theologische Zoologie in Münster. Schirmherrin ist die international renommierte britische Verhaltensforscherin Jane Goodall.
"Wir haben als Christen versagt, weil wir in unserem Glauben die Tiere vergessen haben", heißt es bereits in dem Ende der 80er Jahre von dem hessischen Pfarrerehepaar Christa und Michael Blanke mitverfassten "Glauberger Schuldbekenntnis". Christliche Tierschutzethik hat ihre Wurzeln bereits im Alten Testament. Dort heißt es: "Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs; aber das Herz des Gottlosen ist unbarmherzig." (Sprüche 12,10).
Papst Franziskus hatte in seiner Umwelt-Enzyklika von 2015 den Selbstzweck aller Geschöpfe unterstrichen. Er mache damit deutlich, dass die anderen Geschöpfe "nicht für unsere Zwecke da sind", erklärt Rainer Hagencord, der das 2009 gegründete Institut für Theologische Zoologie leitet. Dies sei ein Paradigmenwechsel. Auch Wartenberg-Potter lobte in Münster die Enzyklika des Papstes mit dem Titel "Laudato si' - Über die Sorge für das gemeinsame Haus" als Meilenstein für einen neuen Umgang mit den Tieren.
In den Kirchen hat die Sensibilität für den Tierschutz in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Immer öfter werden in den Gemeinden spezielle Gottesdienste angeboten, in denen man auch seine vierbeinigen Lieblinge mitnehmen und segnen lassen kann. Aber es ist noch Luft nach oben. Dies zeigte auch der Tiergottesdienst in Münster. Von den mehr als 50.000 Menschen mit Dauerkarten und Tausenden Tagesteilnehmern des Katholikentages zog es kaum hundert auf den Platz vor der Petrikirche zu dem ungewöhnlichen Angebot.