Wer auf das Kreuz schaue, sei gefordert, auch über sich selbst und seinen Beitrag zur Gewalt in dieser Welt nachzudenken. Es sei aber auch Ausgangspunkt für "größten Trost", sagte Jung. Unter dem Kreuz entstehe eine Ahnung davon, dass Leiden und Tod nicht endgültig sind.
Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, hält den Beschluss für einen falschen Schritt. Damit werde eine Grenze zwischen Staat und Kirche überschritten, sagte er am Donnerstag am Rande der kurhessischen Landessynode. Das Kreuz sei mitnichten ein Symbol der Identität der Bevölkerung, sondern ein explizit christliches Symbol. Der Beschluss des Kabinetts müsse wohl vor dem Hintergrund der anstehenden Landtagswahl gesehen werden, um der AfD das Wasser abzugraben. Hein betonte, dass es in Hessen weder vonseiten des Staates noch vonseiten der Kirchen ähnliche Bestrebungen wie in Bayern gäbe.
Das bayerische Kabinett hatte am Dienstag die allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats geändert. Danach muss im Eingangsbereich aller staatlichen Dienstgebäude ab 1. Juni als Ausdruck der "geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns" deutlich wahrnehmbar ein Kreuz als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung angebracht werden. Die Anordnung der Staatsregierung hatte für Kritik von Juristen, Parteien und Kirchenvertretern gesorgt.
Der Landesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CSU, der frühere Landwirtschaftminister Christan Schmidt, verteidigte dagegen den umstrittenen Kreuz-Erlass der Landesregierung. Mit der Entscheidung werde "ein positiver Bezug zum christlichen Wertegerüst hergestellt", sagte der Politiker am Freitag in Fürth. Das Kreuz sei ein Symbol für die Zuwendung Gottes zu den Menschen, auf der das christliche Menschenbild beruhe. "Die Entscheidung, dieses Symbol offen zu zeigen, grenzt niemanden aus", betonte Schmidt. Der Grundsatz der staatlichen Gleichbehandlung gegenüber allen Bürgern werde "in keiner Weise berührt."