Mindestens 21 Exemplare hängen demnach in evangelischen Kirchen, zwei weitere in einer katholischen Kirche im hessischen Amöneburg im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Auf den Glocken finden sich Hakenkreuze oder Inschriften, die auf Adolf Hitler oder Ereignisse wie den Anschluss des Saargebiets an das "Deutsche Reich" verweisen. Einige wurden bereits stillgelegt, abgehängt oder ersetzt. In manchen Fällen ist noch keine Entscheidung gefallen. Manche Landeskirchen haben laut "Spiegel" keine oder nur unvollständige Erkenntnisse über Inschriften und Symbole im Turmgeläut.
Im vergangenen Jahr hatte zunächst eine mit Nazi-Symbolen ausgestattete Glocke im pfälzischen Herxheim am Berg für bundesweite Diskussionen gesorgt. In der Folge trat der Bürgermeister des Ortes wegen unglücklicher Äußerungen in einem Fernsehbeitrag von seinem Amt zurück. Nach Recherchen von Kirchen und Medien tauchten nach und nach weitere "Nazi-Glocken" auf, darunter vier in der Pfalz, zwei in Berlin, zwei in Niedersachsen und eine in Saarland.
Für Schlagzeilen sorgte zuletzt die "Hakenkreuz-Glocke" im niedersächsischen Schweringen bei Nienburg. Dort kletterten Unbekannte kurz vor Ostern heimlich auf den Kirchturm der evangelischen Gemeinde und entfernten das 35 mal 35 Zentimeter große Hakenkreuz und Teile einer nationalistischen Inschrift, vermutlich mit einem Winkelschleifer. Die Glocke ist seitdem unbrauchbar und kann mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr läuten, da Risse und Absprengungen drohen. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Der Umgang mit der Glocke hatte in dem 800-Einwohner-Dorf für heftigen Streit gesorgt.