Talia kam fast vier Monate zu früh auf die Welt. Für die Eltern war das abrupte, vorzeitige Ende der Schwangerschaft ein weiterer Schock in ihrem noch jungen Leben. Amal und Ahmed mussten bereits zwei Fehlgeburten verarbeiten und nun fürchteten sie, ihr drittes Kind ebenfalls zu verlieren. Die beiden hatten mit widersprüchlichen Gefühlen zu kämpfen: Angst, Glück, Stress, Freude und Sorge. Würde ihr Frühchen überleben? Einen Namen hatten sie schon für ihre Tochter: Talia, was Tau des Himmels bedeutet. Aber würden sie ihr Kind je bei diesem Namen rufen können?
In zwei Krankenhäusern in Bethlehem konnte Talia nicht behandelt werden. Die Überlebenschancen der Frühgeburt mit ihren 750 Gramm wurden als äußerst gering eingestuft. Die letzte Hoffnung für die jungen verzweifelten Eltern war das Caritas Baby Hospital in Bethlehem, das einzige rein pädiatrische Krankenhaus in der Region. Auf der Neugeborenen-Intensivstation erhielt Talia schließlich die Chance, um ihr junges Leben zu kämpfen.
"Die Ärzte haben uns nichts versprochen"
Talia wurde umgehend auf die Intensivstation des Kinderkrankenhauses gebracht. "Aber", so erinnert sich Mutter Amal, "die Ärzte haben uns nichts versprochen. Sie waren ehrlich mit uns. Sie haben nicht versucht, uns mit leeren Floskeln zu trösten." Talia war bei der Einlieferung winzig und zerbrechlich, ihre Haut schimmerte durchsichtig.
Nach drei Monaten endlich zu Hause
Elf Wochen lang wurde Talia im Caritas Baby Hospital medizinisch versorgt, dann konnten die Eltern sie endlich mit nach Hause nehmen. Die erste Zeit nach der Entlassung aus dem Krankenhaus schliefen die Eltern sogar bei ihr im Zimmer, aus Angst, dass sich das Baby vielleicht die Decke über die Nase ziehen und keine Luft mehr bekommen könnte. Das Leben der jungen Eltern hat sich seit Talias Geburt grundlegend geändert. "Es ist erfüllter geworden", sagt Amal. "Man spürt viel stärker die Verantwortung", berichtet Vater Ahmed. Die Eltern wirken gelöst, sie lachen viel und gehen liebevoll miteinander um. Die schwierigen drei ersten Monate nach Talias Geburt sind vorbei und Amal und Ahmed sehen voller Vorfreude in die Zukunft. "Nach zwei Fehlgeburten hätten wir wahrscheinlich auch dieses Kind verloren. Aber Talia lebt. Dafür sind wir dem Caritas Baby Hospital unendlich dankbar", sagt Amal.
Die erste Nachuntersuchung in der Ambulanz des Kinderkrankenhauses zeigt, dass Talia ordentlich an Gewicht zulegt und normal wächst. Gute Prognosen für das Baby und ihre Eltern. Die Wiedersehensfreude ist groß, als Amal mit ihrer Tochter zum ersten Mal seit der Entlassung wieder ins Krankenhaus kommt. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer über die Stationen. Die Oberschwester der Intensivstation begrüßt die beiden herzlich, die Sozialarbeiterin tauscht ein paar Worte mit Amal. Viele Wochen hat man gemeinsam gehofft und gebangt. Nun sind alle überrascht und glücklich, wie positiv sich Talia entwickelt hat. Aus der Handvoll Leben ist ein filigranes Baby mit Pausbacken geworden.