21.4., ZDF, 17.35 Uhr: "plan b: Gleich, gleicher, Gleichberechtigung"
Gemischte Teams im Betrieb, gleiche Bezahlung für Mann und Frau oder Führungsverantwortung in Teilzeit: "plan b" zeigt Konzepte, wie die Gleichstellung am Arbeitsplatz gelingen kann. Wenn es um Gleichstellung geht, ist Island das Vorbild schlechthin. Seit Jahren gilt der Inselstaat als Land mit der weltweit größten Gleichberechtigung. Als Auswanderin hat Katharina Schneider erlebt: Kinder sind kein Grund, einen Job nicht zu machen. Für viele Frauen in Deutschland bedeutet Familie immer noch Karriereknick und Teilzeitfalle. Die Folge: weniger Einkommen, weniger Rente. Zudem haben mehr Frauen Jobs in Bereichen, die grundsätzlich schlechter bezahlt sind. Daher verdienen Frauen immer noch durchschnittlich weniger als Männer. Nicht so bei Pieron, einem Unternehmen aus der Metallbranche. Hier werden explizit Mädchen an den Beruf als Industriemechanikerin herangeführt. In Island wird schon früh etwas dafür getan, dass die Stereotype sich nicht in den Köpfen manifestieren. In der Schule gibt es das Fach "Gender-Studies". Das führt langfristig zu einem anderen Verständnis von Gleichberechtigung in der Gesellschaft. Hier führt Erla Björg Gudrunardottir ausgerechnet in der immer noch von Männern dominierten Fischindustrie ein Unternehmen, in dem nur Frauen arbeiten.
21.4., Arte, 19.30 Uhr: "Eine turkmenische Hochzeit"
Wer einmal an einer traditionellen turkmenischen Hochzeit teilgenommen hat, für den wird dieses Erlebnis unvergesslich bleiben. Sebastian Kentner zeigt in seinem Film, warum das so ist: Bei den Turkmenen gilt eine Hochzeit als das Fest der Feste, nur selten erlauben sie Außenstehenden Einblick in ihre faszinierenden Bräuche und Traditionen. Turkmenen heiraten und feiern am liebsten unter sich. Der Film begleitet Mahym Mirzaali und Karim Gorganlidavaji auf ihrem Weg in die Ehe, einem mehrtägigen Spektakel mit Tausenden von Gästen. Eine traditionelle Hochzeit ist bis heute eines der wichtigsten Ereignisse im Leben der Turkmenen. Für die Vermählung ihres einzigen Sohns hat die Familie Gorganlidavaji keine Kosten und Mühen gescheut. Doch die tagelangen Zeremonien, die Ringkämpfe, die Trachten, der Schmuck und die Musik sind kein reines Privatvergnügen, sondern auch Kulturpolitik. "Wir hüten das Vieh, trinken Tee und verheiraten unsere Kinder" besagt ein altes Sprichwort. Auch wenn die Turkmenen seit Beginn des 20. Jahrhunderts sesshaft geworden sind, versuchen sie, ihre Identität zu wahren. Schauplatz der Hochzeitsfeierlichkeiten ist die turkmenische Steppe im Nordosten des Vielvölkerstaats Iran. Vom 10. Jahrhundert an breiteten sich turkmenische Stämme in ganz Zentralasien aus, bis heute sind sie in allen Ländern zwischen Kaspischem Meer im Westen und den Ausläufern des Himalaya im Osten zu Hause. Rund die Hälfte der insgesamt zwölf Millionen Turkmenen lebt in der jungen Republik Turkmenistan, zwei Millionen im Iran. Eine gemeinsame Geschichte, Sprache und Traditionen halten das über viele Grenzen hinweg verstreute Volk zusammen.
21.4., Arte, 20.15 Uhr: "Die Reise der Menschheit"
Ohne Migration gäbe es die Welt, die wir kennen, nicht; sie hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Denn mit den Menschen wandert alles: Know-how, Sprache, Religion und Gene. Europäer importierten Pflanzen und Tiere nach Amerika, verschleppten Sklaven. Mitgebrachte Krankheiten rotteten die Ureinwohner nahezu aus. In Südostasien errichteten sie brutale Handelsimperien. Der Dreiteiler erzählt die Geschichte der Migration. Sie beginnt vor circa 60.000 Jahren. Eine Gruppe des Homo sapiens macht sich auf, die Welt jenseits von Afrika zu entdecken. Hunger und Neugier treiben sie voran, die Flucht vor Kälte, die Suche nach neuen Jagdgründen. Sie sind zu Fuß und mit Flößen unterwegs. Mal folgen sie dem eigenen Instinkt, mal Tierherden. 2.000 Generationen vergehen, bis der Mensch auf allen Kontinenten heimisch wird, in großen und kleinen Gruppen lebt, weit auseinander und oft ohne Kontakt. Diese Gemeinschaften entwickeln eine spezifische Kultur, um sich ihrer jeweiligen Lebenswelt anzupassen. Unabhängig voneinander beginnen die Menschen, Siedlungen zu gründen, Nutzpflanzen anzubauen, Haustiere zu halten. Jeder mit dem, was ihm vor Ort zur Verfügung steht. Eine große Erfindung setzt dann wieder alles in Bewegung: Bronze, eine Legierung von Metallen, die den bisherigen Werkstoffen weit überlegen ist. Bronze entfesselt eine vorher ungekannte Form der Mobilität. Unzählige Menschen brechen wieder auf, Bergleute, Fachkräfte, Händler. Die Gier nach Bodenschätzen lässt die Welt enger zusammenrücken. Der eurasische Kontinent wächst zusammen und eines der größten Imperien entsteht: das Römische Reich. Teil zwei erzählt von der Entdeckung Amerikas und den Folgen für die Ureinwohner: 100 Jahre nach Kolumbus sind 98 Millionen der 100 Millionen Ureinwohner Amerikas gestorben, vor allem durch importierte Krankheiten, gegen die sie nicht immun waren. Für diese billigen Arbeitskräfte werden mehr als zwölf Millionen afrikanische Sklaven als Ersatz in die "Neue Welt" verschleppt. Ein Drittel stirbt schon auf der Überfahrt. Durch den Verkauf ganzer Völker kommen in Afrika selbst wiederum riesige Migrationswellen in Gang. Teil drei springt ins 19. Jahrhundert: Technische Innovationen und die daraus resultierende Industrielle Revolution katapultieren die Welt in das Zeitalter der Massenmigration. Die Zeit ist gepärgt vom aufkommenden Nationalismus: Grob umrissene Interessensgebiete oder Vielvölkerreiche weichen Nationalstaaten, die sich über klare Grenzen definieren. Begriffe wie "Nation" und "Volk" werden populär und entscheiden darüber, wer dazu gehört und wer nicht.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
21.4., Arte, 23.50 Uhr: "Streetphilosophy: Pragmatismus: Sei kein Träumer"
Pragmatismus und Träumereien sind dieses Mal die Themen bei "Streetphilosophy". Pragmatismus ist Zeitgeist: keine Zeit verlieren, durchstudieren, die Karriere planen und zwischendurch noch mal schnell um die Welt reisen. Die Welt so nehmen, wie sie ist, statt sie verändern zu wollen. Jonas Bosslet fragt sich, ob Träume nicht unnütz sind und nur dazu führen, dass man eine Menge Zeit verplempert, ohne etwas zu erreichen. In einer Eissporthalle begegnet er der Eiskunstläuferin Miriam Ziegler. Sie bereitet sich auf Olympia vor. Dafür trainiert sie jeden Tag viele Stunden. Bosslet will wissen, wo es einen hinführt, wenn man alles im Leben einem Traum unterordnet. Danach trifft er sich mit Philosoph Christian Uhle auf einen nächtlichen Tee.
Er erklärt, wie eine Philosophie aussieht, in der sich alles darum dreht, ob etwas in der Realität funktioniert oder nicht, und welche Konsequenzen damit verbunden sind. Als Nächstes verbringt der Moderator einen Nachmittag mit Matt Nimmo. Der Australien ist als "Sprudelboy" bekannt: Er verkauft selbst gemachte Limonade auf Märkten. Auf den ersten Blick klingt das nicht nach einer pragmatischen Lebensweise; im Kern geht es Matt aber schlicht um Business. Am Ende seiner Reise besucht Jonas Bosslet Walter Rothschild. Der Rabbi und Kabarettist spricht darüber, ob man eher seine Träume oder doch die harte Realität ernst nehmen soll.
22.4., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Am Schluss wird's bunt"
Linda-Schiwa Klinkhammer stellt in ihrem Film einen ungewöhnlichen Haushalt vor:
Der ehemalige Landrat Georg (89), ein Preuße durch und durch, wohnt seit dem Tod seiner Frau mit der 45 Jahre jüngeren Polin Alina zusammen. Die Haushälterin kümmert sich um den rüstigen alten Herrn und bringt neuen Schwung in seinen Alltag. Mit Fatih, einem 28-jährigen Tunesier, wird das Trio perfekt. Alina hat ihn über das Internet kennen gelernt, und nach der schnellen Hochzeit zieht auch er in das Haus des früheren Politikers ein. So entsteht eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft, die jeden der Drei herausfordert, aber letztlich von Erfolg gekrönt wird.
22.4., MDR, 23.15 Uhr: "Geheimsache Ghettofilm"
Frühjahr 1942 im Warschauer Ghetto: Ein Kamerateam macht im Auftrag des Propagandaministeriums Aufnahmen. Das Material wird jedoch nie für einen eigenen Film verwendet; bis heute lässt sich nicht lückenlos klären, was man damit vorhatte. Die Art und Weise der Inszenierung legt allerdings nahe, dass ein Gegensatz konstruiert werden sollte: Neben unverfänglichen Alltagsszenen mit Passanten und spielenden Kindern zeigen die Bilder Menschen, die in Luxus schwelgen, und andere, die auf der Straße gestorben sind. Womöglich wollten die Nationalsozialisten suggerieren: Die Juden leben in Saus und Braus, während die Deutschen vor Hunger krepieren. Der Plan ging immerhin zum Teil auf: Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchten die Aufnahmen in Dokumentationen über das Leben im Warschauer Ghetto auf. Ihr Wahrheitscharakter ist offenbar nicht hinterfragt worden. Die israelische Regisseurin Yael Hersonski holt das in ihrer Dokumentation "Geheimsache Ghettofilm" nach. Sie hat die Fragmente Überlebenden vorgeführt, Männern und Frauen, die damals noch Kinder waren. Sie sitzen nun in einem Kino und werden mit Bildern konfrontiert, die sie verwirren. Die Personen auf der Leinwand leben in großzügigen Wohnungen, Nahrung gibt es im Überfluss, sie feiern Feste und führen ein offenkundig beneidenswertes Leben. Die Schilderungen der polnischen Juden, die sich an die Deutschen mit den Kameras erinnern, beschreiben eine völlig andere Realität: Ganze Familien waren auf engstem Raum zusammengepfercht, Kinder schmuggelten unter Lebensgefahr Gemüse ins Ghetto. Sollte es tatsächlich Menschen gegeben haben, denen es vergleichsweise gut ging, waren das nur ganz Wenige. Alle anderen haben versucht, sich unter unmenschlichen Bedingungen einen Rest Würde zu bewahren. Und noch eine Ebene sorgt für eine Korrektur der NS-Propaganda: Immer wieder ergänzt Hersonski die Bilder um Zitate aus Tagebüchern. Die in einem Bunker entdeckten Originalaufnahmen selbst sind stumm, es gibt weder einen Kommentar noch eine Tonspur. Die Regisseurin hat sich die künstlerische Freiheit erlaubt, moderat entsprechende Geräusche zu unterlegen: das Quietschen einer Straßenbahn, das Gemurmel einer Menschenmenge, Pferdehufe. Den eigenen Kommentar, gesprochen von den Schauspielerinnen Julia Jäger und Carmen Maja Antoni, beschränkt sie aufs Nötigste. Auf einer dritten Ebene greift Hersonski zwar unverblümt zum Mittel der Rekonstruktion, sorgt aber durch ihre Inszenierung dafür, dass sich die Szenen deutlich vom üblichen "Re-Enactment" abheben. Im Rahmen eines Prozesses hatte einer der Kameramänner Jahrzehnte nach dem Krieg von seiner Arbeit im Ghetto berichtet. Auch er wusste nicht, welchem Zweck die Aufnahmen dienen sollten. Anfangs hört man lange nur seine Stimme, erst später sieht man Teile seines Gesichts. Aber die Regisseurin zeigt ihn nie frontal, so dass der Schauspieler Rüdiger Vogler völlig hinter dem Zeitzeugen verschindet. Ähnlich sparsam setzt Hersonski in dieser israelisch-deutschen Koproduktion die Musik ein. Es handelt sich ohnehin eher um dissonante Klangfolgen als um Melodien, so dass man gar nicht erst Gefahr läuft, die Bilder aus dem Ghetto falsch zu verstehen. Alles, was von den Menschen bleibt, heißt es am Ende, "sind ihre stummen Schatten auf einem Streifen Zelluloid."
23.4., ARD, 23.30 Uhr: "Kirche ohne Priester?"
Die katholische Kirche ist in der Krise. Mangels Nachwuchs sind inzwischen viele Priesterseminare geschlossen, die drastische Zusammenlegung von Pfarrgemeinden bringt die verbliebenen Gläubigen auf die Barrikaden. Ist die Kirche in Deutschland am Ende? Kann die Kirche ohne Priester überhaupt noch funktionieren? Die Dokumentation von Stefan Pannen erkundet zudem, wo die katholische Kirche ohne Priester neue Wege erfindet: an sozialen Brennpunkten wie in Frankfurt-Höchst, wo sie sich aus dem Gotteshaus hinaus zu den Menschen begibt, im Kampf von Gemeindemitgliedern in der Eifel um den Erhalt ihrer Pfarreien, in der Schweiz, wo Frauen am Altar stehen dürfen und im Amazonasgebiet, in dem mit dem Segen aus Rom künftig verheiratete Männer die Gottesdienste leiten sollen. Die traditionelle Volkskirche der Vergangenheit wird sich auf diese Weise nicht mehr herstellen lassen, aber womöglich eine Kirche, die, den Menschen zugewandt, eine Chance hat, zu überleben.
23.4., 3sat, 22.25 Uhr: "Am Kölnberg"
In der Kölner Hochhaussiedlung "Am Kölnberg" leben neben Flüchtlingsfamilien und Einwanderern Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen am äußeren Rand der Gesellschaft gelandet sind. Arbeitslosigkeit, Drogenmissbrauch und Prostitution gehören für viele zum Alltag. Der Film begleitet vier Personen über einen Zeitraum von zwei Jahren und dokumentiert ihr Leben mit Höhen und Tiefen. Mit großer Nähe zu den Protagonisten schildern Robin Humboldt und Laurentia Genske, wie Menschen ihr Leben am Rand der Gesellschaft zu meistern versuchen.
Zum Beispiel Biene: Die Prostituierte geht auf den umliegenden Straßen anschaffen. Sie ist erst durch ihre Drogensucht zum Kölnberg gekommen, die Siedlung ist die Heroin-Hochburg Kölns. Biene kommt bei Freunden unter, denen sie als Gegenleistung Heroin und Crack mitbringt. Ihr Leben folgt einer festgelegten Routine. Den Kölnberg verlässt sie fast nie, denn sie hat dort alles, was sie braucht: Der Straßenstrich ist direkt vor der Tür, der Aldi nebenan, Dealer findet sie auf jeder zweiten Etage. Martha dagegen lebt von den Früchten der Felder, allerdings illegal: Rote Beete-, Kohl-, Süßkartoffel- und Spargelfelder umringen den Kölnberg. Sie sind der Nährboden vieler Überlebenskünstler, die sich heimlich nachts an der Ernte bedienen. Martha kämpft jeden Monat um den letzten Cent. Ihre Rente reicht nicht aus, um für sich und ihre drei Hunde zu sorgen. Mit Lebensmitteln von den Tafeln hält sie sich gerade mal über Wasser. Ihr größter Wunsch ist es, nach Jamaika auszuwandern.
Mariana hat mit 75 Jahren einen Neuanfang gewagt und ist zum Kölnberg gezogen, um im Haus ihrer besten Freundin Martha zu leben. Die verarmte Adlige versucht, sich mit ihrem Hab und Gut ein neues Leben aufzubauen. Dabei verwandelt sie ihre Wohnung in einen Palast aus Schätzen und Andenken aus aller Welt. Doch es fällt ihr schwer, sich in der rauen Welt des Kölnbergs zurechtzufinden. Karl Heinz ist Mitte 40 und seit über dreißig Jahren Alkoholiker. Bei ihm war es die Sucht, die ihn am Kölnberg stranden ließ. Er fühlt sich wohl in der ihm zugeteilten Sozialwohnung auf der 23. Etage, hat Freundschaften geschlossen und einen geregelten Tagesablauf. Dennoch möchte er etwas an seinem Leben verändern: Er möchte endlich mit dem Trinken aufhören, denn der Alkohol hat schon seinen Vater das Leben gekostet.
23.4., 3sat, 23.50 Uhr: "37 Grad: Gefangen im Glücksrausch"
Volker Schmidt-Sondermann stellt in seinem Film zwei Menschen vor, die in die Fänge einer gefährlichen Droge geraten sind. Er hat sie auf ihrem mühsamen Weg begleitet, sich aus der Abhängigkeit zu lösen und wieder ins Leben zu finden. Sandra ist es gelungen, ihre Crystal-Meth-Sucht zwölf Jahre lang geheim zu halten. Sie achtet auf ihr Äußeres, geht regelmäßig ins Solarium; und konsumiert mehrfach am Tag die Designerdroge. Die Glückshormone, die dabei ausgeschüttet werden, machen sie in ihrer Welt zur Superheldin. Crystal Meth gilt derzeit als die gefährlichste Droge der Welt. Von Tschechien aus überschwemmt das preisgünstige Gift mittlerweile ganz Deutschland. Laut wissenschaftlicher Studien steigt der Pegel des Glückshormons Dopamin beim Sex von 100 auf 200 Einheiten, bei Crystal auf einen Wert von 1250. Doch wenn der Kick nachlässt, bricht der Körper zusammen. Marc ist 14 Jahre alt und träumt von einer großen Karriere als Pferdejockey. Er gewinnt seine ersten Pokale, doch dann diagnostizieren die Ärzte ein Rückenleiden; Reiten ist für Marc ab sofort tabu. Frustriert nimmt er seine ersten Drogen. Zunächst ist es Marihuana, dann Kokain, Heroin und schließlich Crystal Meth. Fast 25 Jahre dauert seine Drogenkarriere. Für Sven Kaanen, Chefarzt der Fachklinik Heidehof, ist Crystal Meth eine extrem tückische Droge: "In kürzester Zeit frisst Crystal die Konsumenten regelrecht auf. Alles ist betroffen. Das Nervensystem, Herz-Kreislauf, Leber, Nieren. Und der erste Entzug gelingt nur bei etwa einem Drittel der Betroffenen." Durch seine Sucht rutscht Marc immer wieder in die Beschaffungskriminalität, sitzt fast die Hälfte seines Lebens im Gefängnis. Schließlich macht er eine Entzugstherapie im geschlossenen Vollzug der JVA Zeithain. Von hier aus bemüht er sich um ein Praktikum als Pferdepfleger auf einem Bauernhof. So will er an seinen Kindheitstraum anknüpfen und wieder mit Pferden arbeiten. Als Sandra schwanger ist und ein gesundes Kind auf die Welt bringt, wird schnell klar, dass sie sich entscheiden muss: Entweder sie schafft den kalten Entzug - oder ihr wird das Kind weggenommen. Sandra macht eine Therapie in der sächsischen Fachklinik Heidehof. Hier wird ein spezielles Programm für Crystal-abhängige Mütter und ihre Kinder angeboten. Sandra hat die feste Absicht, sich endgültig aus den Fängen der Droge zu befreien und ein ganz normales Leben mit ihrem Sohn zu führen.
23.4., WDR, 22.10 Uhr: "Arm gegen arm: Verteilungskampf bei den Tafeln?"
Schon Stunden, bevor die Essensausgabe der Tafel öffnet, steht eine lange Schlange Menschen vor der Tür. Der Bedarf an günstigen, gespendeten Lebensmitteln ist riesig. Seit dem Hilferuf der Essener Tafel und dem dortigen Aufnahmestopp für Ausländer wird intensiv diskutiert, ob die Tafeln für alle oder nur für Deutsche da sind. Und: Es wird nach Lösungen gesucht, wie wir mit der wachsenden Armut in Deutschland umgehen können. Der Film geht der Frage nach, wer das Angebot der kostenlosen Lebensmittel in Anspruch nimmt. Sind es Obdachlose, für die die Tafeln ursprünglich gedacht waren? Sind es Rentner, denen immer öfter das Geld für Lebensmittel fehlt? Oder alleinerziehende Mütter, die jeden Cent umdrehen müssen? Benehmen sich ausländische Bedürftige tatsächlich anders, wenn es um den Kampf um Essen und Lebensmittel geht? Die Autoren sprechen mit den Bedürftigen und erzählen ihre Geschichten, und stellen die Menschen vor, die ehrenamtlich bei der Tafel arbeiten. Warum tun sie das und was erleben sie dort tagtäglich? Ohne das große Engagement der vielen Ehrenamtlichen gäbe es die Tafeln nicht. 1993 wurde die erste Tafel in Berlin gegründet. Inzwischen sind es deutschlandweit 934 Einrichtungen, die über 1,5 Millionen Menschen versorgen. Seit 2015 ist der Ausländeranteil unter den Bedürftigen stark gestiegen: an der Essener Tafel zum Beispiel von 35 auf 75 Prozent.
23.4., BR, 22.00 Uhr: "Lebenslinien: Als wär's ein Fluch"
Die Reportage beschreibt die Biografie einer Frau, die sich lange gefragt hat, ob ein Fluch über ihrem Dasein liegt: Hannelore wird nach der Geburt von ihrer minderjährigen Mutter zur Adoption freigegeben. Doch sie hat Glück und wird mit vier Jahren von einem liebevollen Münchner Paar adoptiert. Als sie neun Jahre alt ist, stirbt ihr geliebter Adoptivvater bei einem Arbeitsunfall. Hannelores spätere Versuche, eine eigene Familie zu gründen, scheitern an mysteriösen Schicksalsschlägen: Erst verliert ihr Verlobter bei einem Verkehrsunglück sein Leben, dann sterben innerhalb von zehn Jahren ihre beiden weiteren Lebensgefährten bei Autounfällen. Ihr Leben ändert sich erst, als sie 1982 in München ein Maßhemden-Geschäft eröffnet. Viel verdient sie damit nicht, aber für sie ist der Laden Lebensmittelpunkt und Überlebensstrategie zugleich. Er bietet ihr existenzielle Unabhängigkeit und Geborgenheit. Die Stammkunden, die sich in ihrem skurrilen Geschäft einfinden, sind Hannelores Ersatzfamilie. Denn echte familiäre Bindungen sind Hannelore lange verwehrt geblieben, doch mit Hoffnung und großem Lebensmut gelingt es ihr, den Bann zu brechen und Liebe zu finden.
24.4., Arte, 20.15 Uhr: "Mein gelobtes Land"
Anlässlich des siebzigjährigen Bestehens von Israel zeigt Arte einen zweiteiligen Film über die Geschichte des Landes. Nach dem Krieg von 1948 sah der junge israelische Staat seine Hauptaufgabe darin, jüdische Einwanderer aus der ganzen Welt aufzunehmen. Den Holocaust-Überlebenden aus Europa folgten Sepharden, deren Integration sich als schwieriger erwies. 1956 verstärkten sich in der Folge der Verstaatlichung des Suezkanals durch den ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser die ständigen Spannungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, während der palästinensische Nationalismus schärfere Konturen annahm. Vier Jahre nach Ben Gurions Rücktritt brach 1967 der Sechstagekrieg aus. Er endete mit dem militärischen Triumph Israels, das sein Territorium beträchtlich vergrößerte und fortan die eroberten palästinensischen Gebiete, darunter Ost-Jerusalem, militärisch verwaltete. Die Palästinenser wurden aus den "besetzten Gebieten" vertrieben, in denen erste jüdische Siedlungen entstanden. Rund fünfzig Jahre später ist die Siedlungsfrage noch immer der Dreh- und Angelpunkt der geopolitischen Interessen in der Region. Auch die weiteren Sendungen des Abends drehen sich um Israel, darunter um 0.35 Uhr der Film "Ben Gurions Vermächtnis": Im Archiv der Hebräischen Universität Jerusalem wurde ein sechsstündiges Interview mit David Ben Gurion, einem der bedeutendsten israelischen Politiker unserer Zeit, entdeckt. Es wurde 1968, fünf Jahre nach Ben Gurions Ausscheiden aus der Regierung, aufgezeichnet. Der damals 82-Jährige führte ein zurückgezogenes Leben in der Negev-Wüste fernab aller politischen Aktivitäten und nutzte diesen Abstand, um sich eingehend mit dem Zionismus und den Problemen zu befassen, mit denen er als Politiker konfrontiert war.
24.4., Arte, 1.30 Uhr: "Martin Buber, Religionsphilosoph und Humanist"
Martin Buber, 1878 in Wien geboren, gehört neben Sigmund Freud und Albert Einstein zu den bekanntesten jüdischen Denkern und Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Als einer der führenden Köpfe des zeitgenössischen Judentums im deutschsprachigen Raum stand der Philosoph Zeit seines Lebens für einen humanistischen Zionismus und ein weltoffenes Judentum. Aus seinem bedeutendsten Werk "Ich und Du" zitierte Martin Luther King ebenso wie Leonard Cohen.
Buber war der erste Verfechter einer Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten; er schrieb viel über die Anerkennung der Völker, warnte aber auch vor den Risiken und Gefahren im Falle deren Missachtens.
In der chaotischen, gewalttätigen Welt von heute, in der Fremdenhass die Nachrichten beherrscht, ist seine Botschaft vom Humanismus wertvoller denn je. Im Juni 2015 ehrte Joachim Gauck den großen Denker anlässlich seines 50. Todestages. Neben dem deutschen Bundespräsidenten hatten sich dafür erstmals die größten Humanismus-Experten aus Deutschland, Frankreich, Israel, Großbritannien, den USA und Italien zusammengefunden. Im Herbst 2015 erschien eine der wohl bedeutendsten Biografien des humanistischen Philosophen, verfasst von Dominique Bourel, Wissenschaftler am CNRS und emeritierter Buber-Experte.
25.4., 3sat, 23.55 Uhr: "Jung und obdachlos"
Irgendwann war Robin am Ende: ohne Kontakt zur Familie, ohne Schule, ohne Job, ohne Geld, ohne irgendeine Hilfe. Sein letzter Zufluchtsort war die Notschlafstelle Raum 58 in Essen.
Hier bekommen Jugendliche wie er für eine kurze Zeit eine kleine Verschnaufpause vom Leben auf der Straße, ein Bett, Essen und Trinken und ein offenes Ohr für ihre Probleme. Die einzige Regel: keine Waffen, keine Drogen. Die Reportage beschreibt die Arbeit von Manuela Grötschel. Sie ist die Leiterin der Notschlafstelle und versucht, die Straßenkinder wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Eine Herausforderung, denn viele stecken in einem Teufelskreis fest. Sie sind von Drogen abhängig oder bereits kriminell geworden. Jugendliche, die komplett aus dem System gefallen sind, bezeichnen sich selbst als "Straßenkinder". Auch wenn man sie auf der Straße nicht sieht, gibt es in Deutschland deutlich mehr von ihnen, als man denkt. Das deutsche Jugendinstitut geht davon aus, dass 37.000 Menschen unter 26 Jahren davon betroffen sind.
25.4., Arte, 21.50 Uhr: "Israel erzählt"
2018 begeht Israel den 70. Jahrestag seiner Staatsgründung. Aber was weiß man eigentlich über dieses Land? Über den Palästinenserkonflikt? Die Rolle der Siedler, des Militärs und der Religionsvertreter in der Gesellschaft? Über die Auswirkungen von Terror und Krieg im Alltag? Die Antworten auf diese Fragen sucht die Dokumentation in der israelischen Gegenwartsliteratur.
Die israelischen Schriftsteller erzählen Israel anders, als es die Fernsehnachrichten tun. Ihre Inspiration schöpfen sie aus dem Spannungsfeld ihrer unmittelbaren Umgebung. Ihre Texte reflektieren allgegenwärtige Themen wie den besagten Palästinenserkonflikt, die Gebietsbesetzungen, die Last der Vergangenheit, Zionismus und Religion, die von der Armee einverleibte junge Generation sowie soziale und territoriale Spannungen.
Die Filmemacher William Karel und Blanche Finger lassen zehn israelische Autoren und Autorinnen zu Wort kommen: Amos Oz, David Grossman, Abraham B. Jehoschua, Alona Kimhi, Meir Shalev, Zeruya Shalev, Eshkol Nevo, Etgar Keret, Benny Barbash und Ronit Matalon. Sie sind Vertreter einer pulsierenden Literaturszene, deren Bücher in zahlreiche Sprachen der Welt übersetzt werden.
Ihre modernen Helden sind entwurzelte Emigranten, Holocaust-Überlebende, von aktuellen Konflikten und Verlusten Gezeichnete und Soldaten, die mit ihrer Besatzerrolle klarkommen müssen. Trotz der zermürbenden Sorgen und Traumata haben die Autoren eines gemeinsam: Sie verbindet ein unermüdlicher Schaffensdrang und die Sehnsucht nach einem friedlichen Leben in einer ständig bedrohten Normalität. Die Dokumentation ist keine geopolitische Analyse der Situation im Nahen Osten, sondern zeichnet ein bewusst subjektives Bild von Israel und dem neuen kulturellen Dialog, der derzeit dort stattfindet.
25.4., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: So nicht!"
Ein Protest bricht nicht von heute auf morgen aus. Oft brodelt es lange vorher, die Unzufriedenheit wächst. Einen mehr oder weniger starken Unterschied zwischen Arm und Reich gab es immer und überall auf der Welt. Und doch lässt es den ein oder anderen mit einem Mal nicht kalt. Menschen stehen auf, kämpfen für sich und andere für mehr soziale Gerechtigkeit im eigenen Umfeld und in der Welt. Die Sendung stellt Menschen vor, die Unrecht aufzeigen, zu Protesten aufrufen und zum Sprachrohr für andere werden.
26.4., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Marie will frei sein"
Marie aus Leichlingen ist 16 Jahre, als sie ihren Kinderwunsch zum ersten Mal spürt. Sie weiß seit vielen Jahren, dass sie Lehrerin werden will. Doch beide Träume sind für Marie kaum zu verwirklichen: Marie hat das Down-Syndrom. Ihre Eltern Martina und Helmut haben Marie und ihre anderthalb Jahre jüngere Schwester Lilly als Babys adoptiert. Auch Lilly hat das Down-Syndrom. Einige Freunde und Verwandte haben damals nicht verstanden, warum die Eltern zwei behinderte Kinder adoptieren wollen. Doch Martina ist Sonderpädagogin und hatte beruflich viel mit Down-Syndrom-Kindern zu tun. Ziel der Eltern ist es, die Kinder bestmöglich zu fördern. Marie soll es auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen und nicht in die Behindertenwerkstatt gehen müssen; das gelingt nur etwa einem Prozent der behinderten Menschen. Trotzdem gibt Marie den Kampf nicht auf und versucht, den regulären Hauptschulabschluss zu machen. Aber ob sie auch eigene Kinder haben sollte? Da sind sich die Eltern nicht so sicher. Trotzdem gehen sie mit Marie zur Frauenärztin und zum Humangenetiker. Sie möchten wissen, welche Risiken eine Schwangerschaft hätte.
Fast zehn Jahre lang hat "Menschen hautnah" Marie und ihre Familie begleitet: Von der Grundschule über die Pubertät, zur ersten Liebe bis hin zum Kampf um einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt. Schafft Marie es, selbstbestimmt zu leben und zu arbeiten, frei zu sein?
26.4., WDR, 23.25 Uhr: "Was ein Zirkus! - Menschen mit Behinderung in der Manege"
"Zirkus ist kein Zuckerschlecken", sagt Dani nach dem ersten Trainingstag. Und Julius ist sich sicher: "Ich will Fakir werden". Dani und Julius trainieren für einen ganz besonderen Tag: ihren ersten großen Auftritt in der Manege. Aber sie sind keine muskelgestählten Artisten. Julius ist mit Down-Syndrom zur Welt gekommen, Dani lebt mit einer geistigen Behinderung.
Das außergewöhnliche Zirkusprojekt hat sich die bodelschwinghsche Stiftung Bethel zum 150-jährigen Geburtstag ausgedacht. Wolfgang Luck hat das Projekt über mehrere Monate begleitet, und zwar auch im Alltag, der so gar nichts mit Rampenlicht und Applaus zu tun hat: Dani verpackt in einer Behindertenwerkstatt Schrauben und Julius sitzt mit schwerbehinderten Klassenkameraden in einer Förderschule. Die große Frage ist: Werden die beiden wirklich den Mut aufbringen, vor mehr als 1.000 Menschen in die Manege zu treten?