Die Münchner Regionalbischöfin und Vorsitzende des Kuratoriums der Aktion "7 Wochen Ohne", Susanne Breit-Keßler.
Foto: epd-bild/Thomas Rohnke
Die Münchner Regionalbischöfin und Vorsitzende des Kuratoriums der Aktion "7 Wochen Ohne", Susanne Breit-Keßler.
"Keine farblose Verschiebemasse"
Drei Fragen an die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler zur evangelischen Fastenaktion "Zeig dich!"
Mit ihrer diesjährigen Fastenaktion "7 Wochen Ohne" will die evangelische Kirche Menschen dazu ermutigen, für ihre Überzeugungen einzustehen: "Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen", lautet das Motto. Dazu gehöre auch der Einsatz für andere und der Mut zu widersprechen, sagte die Vorsitzende des Kuratoriums der Aktion, die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das sei anstrengend, gesteht sie zu und fragt: "Na und?"

Die meisten Menschen denken bei der Fastenzeit an Dinge wie den Verzicht auf Alkohol oder Fleisch. "7 Wochen Ohne" hat da offenbar ein anderes Verständnis. Was ist das Ziel?

Susanne Breit-Keßler: Uns kommt es darauf an, den ursprünglichen Sinn des Fastens jedes Jahr neu in Erinnerung zu rufen. Askese ist nicht einfach kurzzeitiger Verzicht, sondern die Überprüfung der eigenen Mentalität und Haltung. Was läuft gut in meinem Leben, was nicht? Wo kann ich durch bewusstes Verändern von eingefahrenen Verhaltensmustern neue Freiheit und Lebensqualität auf Dauer gewinnen - das ist das Ziel.

Was heißt das in der diesjährigen Kampagne "Zeig dich! - Sieben Wochen ohne Kneifen" konkret?

Susanne Breit-Keßler
Susanne Breit-Keßler

Susanne Breit-Keßler war viele Jahre lang feste Autorin für chrismon, vor allem mit ihren Kolumnen "Im Vertrauen" und "Mahlzeit". Bis 2019 war sie Regionalbischöfin des evangelischen Kirchenkreises München-Oberbayern. Ihre journalistische Ausbildung absolvierte sie bei der Süddeutschen Zeitung und beim Bayerischen Rundfunk. Mehrere Jahre sprach sie "Das Wort zum Sonntag" in der ARD.

Breit-Keßler: Wir möchten darauf Lust machen, sich für andere zu engagieren, dort, wo sie unsere Unterstützung brauchen. Zu widersprechen, wo überlegte Renitenz gefordert ist. Wir möchten Jugendlichen und Erwachsenen Mut machen, sich in Gottes Namen zu ihrer eigenen Persönlichkeit zu bekennen, statt den fragwürdigen Idealen dieser Gesellschaft wie Jugend, Schönheit, Erfolg und Karriere hinterher zu hecheln. Wer das mitmacht, braucht Mumm in den Knochen. Den Mut, aus den bequemen Verstecken des Lebens zu kommen, die eigene Wahrheit zu entdecken - und die der anderen. Die Lust, sich ehrlich dem Leben zu stellen, auch wenn es erst einmal wehtut.

Meine Meinung sagen und dabei trotzdem bei anderen ankommen - bekomme ich das hin? Oder vielleicht doch lieber in der Masse verschwinden? Das ist zumindest nicht so anstrengend.

Breit-Keßler: Wer sich mit Sinn und Verstand zeigt, wer vorher sorgsam in sich hineinhorcht und vernünftig überlegt, wer sich kritisch hinterfragen lässt, der tut meist das Richtige. Ob man damit immer "ankommt", darauf ist nun wirklich gepfiffen. Gott sollte mit seinem Willen für unser Zusammenleben, für unser individuelles Heil bei uns ankommen, das ist wichtig. Und anstrengend? Ja, das ist es. Na und? Wir sollen nicht farblose Verschiebemasse sein, sondern Salz der Erde und Licht der Welt. 7 Wochen ohne Kneifen macht das wieder neu bewusst.

"Ich kneife nicht!"